Komplize Leserbrief Roman lesen weiter zurück
KAPITEL XII
Fritz Hirzel, Komplize, Roman. Bei Limmat erschienen
unter dem Titel Schindellegi, Paperback, 308 Seiten,
Zürich 1988.
Nein, das geflügelte Insekt flog nirgends mehr. Flühmann
musste sich getäuscht haben. Wären die Motten bessere Flieger
gewesen, sie hätten sich nicht flatternd durch die Küche
bewegt, wobei Flühmann sie regelmässig zerquetscht hatte - klatschend, sodass zwischen den Handballen ein beiges,
metallig glänzendes Etwas übrigblieb, die schmalen, befransten
Flügel ausgestreckt. Immerhin war eine Motte letztes
Mal ein Zeichen gewesen für das verborgene Überleben ihrer Artgenossen, die sie aus der Küche vertrieben zu haben
glaubten. Gemeinsam mit Maria hatte Vilma den Speiseschrank
von zuunterst bis zuoberst ausgeräumt.
Und Palmieri? Flühmann richtete sich auf. Inzwischen war
seine Leiche bestimmt im Gerichtsmedizinischen Institut
aufgebahrt, halb verkohlt, mit dem Ring aus gehämmertem Gold
an der Hand. Hatte es soweit kommen müssen? Gewiss
hätte Flühmann lieber mit Palmieri reden und ihn von seiner
Absicht abbringen wollen, aber leider war das nicht
möglich gewesen. Palmieri hatte eine präzise Vorstellung gehabt,
wie er ans Ziel kommen wollte. Flühmann verzog den
Mund. Zusammenarbeit. Was für ein Wort, wenn einer wie
Palmieri es benutzte! dachte Flühmann. Er verstand
einfach nicht, warum Palmieri gestern in den Klub gekommen
war, unbewaffnet. Eine glatte Fehleinschätzung!
Im Klub hatte er Palmieri nicht gebrauchen können, im Klub
am allerwenigsten. Und wenn Palmieri das gewusst
hatte? Vielleicht war er gerade aus diesem Grund auf die Idee
verfallen, sich an Bob heranzumachen?
Ein unsinniger Gedanke. Flühmann verliess die Küche,
durchquerte Vestibül und Wohnzimmer und trat auf die Terrasse
hinaus, um nach seinen Schuhen zu sehen. Er hatte sie
in der Nacht zum Abbürsten unter fiiessendes Wasser gehalten,
hernach mit Zeitungen ausgestopft und zum Trocknen
an die frische Luft gestellt. Das Leder war noch immer nass.
Flühmann hob einen Schuh auf. Schrecklich, wie er bei
seiner Heimkehr ausgesehen hatte! Flühmann gähnte. Er stellte
den Schuh wieder hin. Er streckte die Arme. Er hatte
ausgiebig und gut geschlafen. Mittags war er aufgestanden,
um in aller Ruhe ein Bad zu nehmen. Im Bademantel
war er dann in die Küche gegangen – Maria kam heute nicht,
was Flühmann recht war. Er hatte den Tag beginnen
können, wie es ihm gefiel, behutsam, wie ein Angeschlagener,
der sich Schonung auferlegte. Er hatte sich einen Brunch
zubereitet und langsam gegessen. Toast, ein Ei, halbweich, dazu
Kaffee, etwas Bündnerfleisch mit Melone, zum Schluss
zwei Tranchen Filetpastete, eine wenig Barolo, Mineralwasser.
Flühmann kippte vornüber, stützte mit einem Knie
am Boden ab. Langsam, langsam, dachte er. Nichts überstürzen.
Beim Erwachen war Flühmann als erstes nicht Palmieri,
sondern Bob eingefallen. Flühmann hatte irgendwie
Angst um Bob. Sein seltsamer Abschied letzte Nacht! Bob hatte
mit sonderbar heftiger Abwehr zu verstehen gegeben,
dass er nicht vor’s Haus gefahren werden wollte, erinnerte sich
Flühmann. Er sah deutlich, wie Bob gegangen war –
mit einem Ausdruck, als hätte Flühmann ihn enttäuscht. Das
Abbruchhaus! Flühmann fiel ein, wie Bob mit dem Finger
auf das Haus gezeigt hatte.
Nachdenklich hob Flühmann den Kopf und stand auf.
Kein Zweifel, Bob war wegen Zimmerli gekommen. Er hatte
Antwort erwartet auf die Fragen, die ihm unter den
Nägeln brannten. Flühmann wusste, dass er Bob enttäuscht
hatte. Flühmann machte die Terrassentüre zu und blieb
im Wohnzimmer stehen, unentschlossen. Er musste Bob finden.
Bob schaffte das nicht allein. Er konnte irgendeinen
Scheiss bauen. Das Telefon klingelte. Flühmann zuckte
zusammen. Das Telefon klingelte erneut. Flühmann
ging ins Vestibül. Er hielt die Luft an und nahm den Hörer ab.
Er schwieg.
„Hallo! Max, bist du’s?”
„Vilma, mein Schatz! Hast du schon mal versucht
anzurufen?” Flühmann atmete aus. Ein Stein fiel ihm vom
Herzen. „Ich hab gedacht, es sei –”
„Hast du etwas, Max?”
Ihre Stimme ging auf Distanz. Flühmann hielt den Hörer dicht
ans Ohr, stand aufrecht und drehte sich. Der Kahlschlag
im Garten! Flühmann sah den Biotop vor sich, den er notdürftig
hergerichtet hatte. Es wird nicht leicht sein, über Nacht
etwas hinzustellen, das nach Wildwuchs aussieht. Entschlossen
sagte Flühmann:
„Ich? Nein. Was sollte ich haben?”
„Deine Stimme. Du – hast so anders getönt.”
„Ja, ich weiss.”
„Es war, als hättest du –”
„Ich hab gedacht, es sei Jeff. Wir – hör zu, wir haben ein paar
Troubles. Ich erzähl’s dir später.” Vilma hatte natürlich keine
Ahnung von den Geldtransporten, und Flühmann hielt es für das
beste, wenn es dabei auch blieb.
„Ist – ist etwas nicht in Ordnung?”
„Neinnein.” Flühmann lachte. „Kein Grund zur Unruhe,
mein Schatz.”
„Wieso Unruhe?”
Mit gespannter Hand hielt Flühmann den Hörer. „Du hast
mich falsch verstanden, Vilma. Ich sagte: Kein Grund zur
Unruhe.” Die Angst kommt immer erst nachher, dachte Flühmann.
Immer erst, wenn die Spannung weg ist. Im Hotel Zürich
wird Palmieri vermisst. Sie kommen mich suchen.
„Haltet ihr’s aus in Paris?”
Vilma schnupfte.
„Habt ihr die Ausstellung gesehen?”
„Ach ja, haben wir.”
„Und?” Flühmanns Verhältnis zu Kunsthallen war – zu Vilmas
Bedauern – eher gespalten, jedenfalls nicht ungetrübt.
Und Manet? Eines seiner Bilder hätte Flühmann gern gesehen: Dejeuner sur l’herbe. Eine nackte Frau in Gesellschaft
von Männern, die Strassenanzüge trugen. Die Natur und die
Bürgerlichkeit, das Licht in den Bäumen. Flühmann hatte
eine Vorstellung davon im Kopf, aber er hatte das Bild im Original
nie gesehen. „Wie war’s?”
„Ja, ganz schön.”
Vilmas Interesse war rasch verflogen, fand Flühmann.
„Das tönt nicht gerade begeistert”, sagte er.
„Also – Paris, das ist momentan schrecklich.”
Es tönte halb so schlimm, wie Vilma das sagte.
„Fermeture annuelle, mein Schatz. Das hast du aber gewusst.”
„Touristen, nichts als Touristen. Es ist nicht auszuhalten.”
Sie schnupfte erneut. „Da bin ich mit Annie gestern zu Jacqueline
gefahren, in die Normandie.”
„Ach, du rufst nicht aus Paris an?”
„Nein, Wir sind hier in einem Dorf bei Saint-Malo. Ein nettes,
kleines Haus oberhalb der Küste. Vom Schlafzimmer aus
kannst du das Meer sehen. Und mit dem Auto sind es bloss
zehn Minuten zum Strand.”
Vilma sprach jetzt sehr rasch. Ihre Stimme tönte begeistert.
Flühmann war erleichtert. Vilma tönte wieder wie immer.
Sie gab ihm das Gefühl, man könne alles auch von einer anderen
Seite betrachten. Leicht.
„Ich kann dir nicht sagen, wie gern ich jetzt bei dir wäre.”
Vilma schien darauf gewartet zu haben. „Willst du nicht herkommen?”, fragte sie.
Mein Gott, das Meer! Die Idee war für Flühmann verlockend.
Nein, er konnte Bob jetzt nicht allein lassen. „Ich –” Flühmann
seufzte. „– ich kann hier nicht weg, mein Schatz.”
„Schade. Wir hätten - weisst du, wir hätten zusammen ein
paar Tage länger hier bleiben können. Nur wir zwei.”
„Wunderbar. Ja, wirklich schade.”
Vilma schwieg. Schliesslich fragte Flühmann:
„Wie lange wollt ihr bleiben?”
„Hältst du’s noch ein paar Tage aus – allein zu Hause?”
„Aber Vilma, sicher. Wenn’s dir gefällt, geniess es.”
„Sag nichts weiter”, flüsterte Vilma. „Je t’embrasse, Max. Ich
ruf dich wieder an. Salue.”
Sie hatte eingehängt, bevor Flühmann noch etwas erwidern
konnte. Wie gerne hätte er sie jetzt in die Arme genommen
und geliebt! Einen Augenblick lang blieb Flühmann stehen. Dann
legte er langsam auf. Wo Bob wohl jetzt zu finden ist?
Der Heilige glotzte von der Wand. Die Ikone war Flühmann
seit langem zuwider. Eine Kapitalanlage, eine Antiquität,
meinetwegen - aber warum muss ich so etwas noch dauernd
anschauen? Er beugte sich zur Truhe, nahm eines der
Telefonbücher und begann mit dem Rücken zur Ikone darin
zu blättern. Unter dem Buchstaben S stiess er auf Sieber,
Sigg, Signer – Signer Alfred, Signer Franz, hier war’s: Signer
Franziska, Neufrankengasse. Auf einmal war Flühmann
klar, wo er Fränzi mit Bob gesehen hatte. An der Neufrankengasse.
Es war die Nacht gewesen, als er das letzte Mal mit Zimmerli zusammengekommen war.
Flühmann trat in die Waschküche, machte Licht und
holte das Transparent hervor, das er in die Ecke geworfen hatte.
Er breitete das Tuch auf dem Boden aus, nahm den
Gartenschlauch und spritzte die Fläche sorgfältig ab. Am oberen
Rand der Rückseite hatte es zwei dunkle halbrunde
Flecken, die nicht weggingen. Flühmann holte ein Putzmittel
und nahm die Bürste zuhilfe. Jetzt verschwanden zwar
die Flecken, aber natürlich sah man, wo geschrubbt worden war. Zuletzt faltete Flühmann das Transparent zusammen.
Er trug es hinaus in die Garage und legte es in den Kofferraum
seines Wagens.
Von der Türglocke war ein kurzes, bestimmtes Läuten
zu hören. Einmal, zweimal. Flühmann spürte, wie sein Körper sich
spannte. Wer mochte das sein? Lautlos trat Flühmann
aus der Garage, ging an die Haustüre und schloss auf. Frau
Mettler stand draussen, die Pupillen ihrer Augen vor
Neugierde gross.
„Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Ihr Teich, ich bin
so erschrocken. Gestern Morgen – wie das ausgesehen hat!
Scheusslich.”
„Ich weiss.” Flühmann liess die Hand in einer vielsagenden
Geste stehen. „Es sind Studenten gewesen.”
„Nein!” Frau Mettler machte einen halben Schritt auf ihn
zu. „Studenten?”
„Ein dummer Streich, aber wenn Sie mich fragen, Frau
Mettler, mir war nicht zum Lachen zumute.”
„Vandalen sind das!”
„Der Teich ist – ich muss sehen, was ich noch retten kann.
Es tut mir leid, wenn der Anblick Sie erschreckt hat.”
„Haben Sie die Polizei verständigt?”
Flühmann hatte auf die Frage gewartet. „Nein”, sagte er.
„Diesen Mistkerlen – ich hab ihnen ausrichten lassen, dass ich’s
das nächste Mal tun werde.”
„Das nächste Mal!” Frau Mettler warf einen Blick zu ihrem
Haus zurück, als würde sie dort erwartet. „Ich will Sie nicht
aufhalten, Herr Flühmann, aber das nächste Mal wird die Polizei
geholt, das sage ich Ihnen.”
„Es gibt kein nächstes Mal, Frau Mettler. Darauf können
Sie sich verlassen.”
„Übrigens, Ihre Frau”, sagte Frau Mettler. Sie liess die Hand
sinken, blickte auf und sah Flühmann an. „Ich hab sie –”
Flühmann lächelte so verständnisvoll er konnte.
„Es ist nur, ich hab sie seit Montag nicht gesehen.”
„Ja, Vilma – sie ist für ein paar Tage weggefahren. Hat sie
Ihnen das nicht gesagt?”
„Nein.”
Überleg dir, was du sagst, dachte Flühmann. „Nächste
Woche ist sie zurück”, sagte er.
„Ach, ich –” Frau Mettlers Gesicht hellte sich auf. „Auf jeden
Fall, ich lass sie grüssen.”
Mit dem Abendverkehr hatte der Stau der Autos eingesetzt, der
die Neufrankengasse mit Auspuffgas und Motorengeratter
erfüllte. Flühmann wartete am Strassenrand, hob unauffällig den
Kopf und trat von einem Fuss auf den anderen. Mein
Gott, Bob liess auf sich warten! Flühmann steckte die Hände
in die Hosensäcke. Es war das Haus schräg gegenüber,
zweistöckig, verwittert, das er im Auge behielt. Zwei Italiener,
die von der Arbeit nach Hause kamen, standen an der
Ecke. Sie unterhielten sich und gestikulierten.
Flühmann machte ein paar Schritte.
Ladenschluss. Nebenan räumte der Mopedhändler seine
Vehikel hinein. Wieder blickte er Flühmann an. Was
er wohl dachte? Er hatte ihn bereits einige Male gemustert.
Mochte er denken, was er wollte. Flühmann war es egal.
Vor mehr als einer Stunde hatte Flühmann seinen BMW
in einer Parallelstrasse abgestellt. Noch immer quatschten an der
Ecke die zwei Italiener. Zuvor war Flühmann noch einen
Umweg gefahren, um seine zerrissene lehmverschmierte Hose
loszuwerden. Er hatte sie beim Albisgütli oben, am Ausgang
eines Waldwegs, auf dem Spaziergänger vom Uetliberg
herunterkamen, in einen Abfalleimer gesteckt. Es sollte so
aussehen, als hätte dort sich jemand ihrer entledigt.
Musikfetzen drangen aus der Bar, die am Anfang der Neufrankengasse lag. Vorabendprogramm, Bilder von Thai-Girls
im Aushang. Drinks zu herabgesetztem Preis. Sicher
begann eines der Mädchen sich jetzt vor den fast leeren
Stühlen auszuziehen. Entschlossen wandte Flühmann
sich um. In Gedanken sah er das Innere des Lokals – schummrig,
im Halbdunkel versteckte Ungeborgenheit, wechselnde
biedere Kundschaft, die sich spärlich einfand. Im Verkehrslärm
ein Fetzen Hit-Parade. Supertramp, It’s raining again.
Die Türe der Bar wurde zugeworfen, aber die Musik war noch da,
aus einem Autoradio dröhnend. In der Reihe abgestellter
Wagen stand vor der Bar ein Citroen, aber es war nicht der Wagen,
der Flühmann interessierte. Es war die Gestalt, die hinter
ihm auftauchte, in ruhigen Schritten, mit gerolltem Badetuch
unter dem Arm. Bob!
„Bob!”, rief Flühmann.
Er wollte über die Strasse, aber die Autos setzten sich
in Bewegung. Lasst mich durch, verdammt nochmal! Bob war fast
auf gleicher Höhe, als Flühmann die andere Seite erreichte.
„Hey, Bob!”
Bob hörte nicht. Er sah mit geradem Blick durch Flühmann
hindurch. Er schritt an ihm vorbei.
„Bob, kennst du mich nicht?”, rief Flühmann ihm nach.
„Ich bin’s – Max!” Er lief hinter Bob her.
Ein Mann in heller Kleidung, der ihren Weg gekreuzt
hatte, sah mit Erstaunen zurück. Bob erreichte den Hauseingang.
„Bob”, rief Flühmann wieder. Die zwei Italiener an der Ecke
starrten ihn an. Sie hatten ihr Gespräch unterbrochen.
„Bob!”
Bob riss die Türe auf, trat ein und schmetterte sie hinter
sich zu. Einen Augenblick lang stand Flühmann draussen, ausgeschlossen und allein. Gegenüber war der Mopedhändler
aufmerksam geworden. Er glotzte herüber.
Flühmann stiess mit der Schulter gegen die Türe, die
sogleich nachgab. Das Treppenhaus war muffig, eng und dunkel.
Bob floh die Stufen hinauf, polternd, mit heftigem Atem.
Zuerst blieb Flühmann stehen.
„Verdammt, Bob. Was soll das?”
Dann rannte er die Treppe hoch. Im zweiten Stock knallte
eine Türe ins Schloss. Atemlos stand Flühmann davor. Er hörte,
wie Bob von innen zuschloss.
Flühmann trat vorsichtig an die Tür.
„Bob”, sagte er leise. Das Zimmer war bestimmt nicht
gross. Es hatte einen direkten Zugang vom Treppenhaus her.
Das also war Bobs Klause, dachte Flühmann. Er sagte:
„Ich bin’s – Max. Kannst du mich hören? Bob, ich muss –
ich muss mit dir reden.”
Keine Antwort.
„Ich kann’s verstehen, wenn du eine Wut auf mich hast.”
Flühmann horchte, aber hinter der Türe regte sich nichts.
„Es tut mir leid, Bob. Wegen gestern, meine ich. Der Scheiss
mit Palmieri, du weisst.”
Aus dem Zimmer war kein Laut zu hören.
„Du hast, ich weiss, du hast von mir etwas anderes erwartet.
Und dann ist dieses Schwein dazwischengekommen. Der
Garten, der Klub – Bob, ich musste etwas tun. Ich weiss gar nicht,
wie ich das geschafft hätte ohne dich.”
Es war absurd, hier draussen zu stehen, fand Flühmann.
„Du bist mit der Rechnung zu mir gekommen, die du bei
Zimmerli gefunden hast.”
Nichts. Schweiss lief Flühmann über die Stirn. Jetzt
war er der Vater, dachte er. Flühmann wusste nicht, was er noch
sagen sollte.
„Bob, es ist – es ist möglich, dass Zimmerli dein Vater ist.”
Wieder war nichts zu hören. Hatte Bob ihn nicht verstanden? Flühmann wischte mit der Hand über die Stirn.
„Willst du nicht aufmachen, Bob?”
Bob schwieg. Was wollte er hier überhaupt? Flühmann wartete.
Nichts geschah.
„Bob, ich muss gehen. Du kannst mich anrufen.”
Nichts. Flühmann machte zwei, drei Schritte zur Treppe
hin. Mit einem Mal hielt Flühmann an. Er hatte sich zurückgewandt.
Er blieb stehen. Nein, Bob hatte nichts gesagt, aber aus
dem Zimmer war leise ein schlurfender Schritt zu hören. Flühmann
atmete erregt. Rasch wurde zweimal der Schlüssel gedreht.
Was ist das? Die Tür war offen.
„Darf ich hereinkommen?”, rief Flühmann, der bei der
Treppe stand.
Nichts.
„Hast du was dagegen, wenn ich hereinkomme?”
Keine Antwort. Flühmann zögerte. Hatte er eine Einladung
erwartet? Flühmann trat auf die Tür zu. Er hatte auf einmal
Angst. Behutsam griff er nach der Türfalle. Wenn Bob sich etwas
antut! Flühmann drückte gegen die Tür.
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