Francis Hayman, Samuel Richardson, 1740-41. Richardson, der

Drucker, Verleger und Autor von Pamela, im Kreis seiner

Familie. Rechts Ehefrau Elizabeth Richardson, die Schwester des

Buchhändlers James Leake in Bath. Links Elizabeth Midwinter,

die Tochter des 1736 gestorbenen Londoner Buchhändlers Midwinter,

mit den vier Töchtern Mary, Martha, Anne und Sarah.


Jeder eine Fackel in der Hand   weiter   zurück



MäDCHENSTAFFEL


Das ist die Rache der zwei Elizabeths, denkt

Richardson. Sie rächen sich dafür, dass

Pamela nun doch Mr. B. heiratet. Pamela annulliert sich

selbst, hat seine Ehefrau ihm gestern gesagt.



               Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.

               Mittwoch, 26. März 1740


Richardson springt auf. „Nein, das gibt es nicht!”, sagt er.

„Schafft sie mir weg!” Elizabeth Richardson und Elizabeth Midwinter haben die Kinder mitgebracht, die ganze Mädchenstaffel.

Elizabeth Midwinter, das Kindermädchen, steht mit Mary, Martha,

Anne und Sarah da.

      Elizabeth Richardson, seine erneut schwangere Ehefrau,

hält in ihrem Arm das jüngste Kind, den einzigen Sohn, seinen

vierten inzwischen bereits, dem Richardson seinen Namen,

Samuel, gegeben hat, nachdem die drei Söhne seiner ersten

Ehefrau Martha alle gestorben waren.

      „Wir wollten den Kindern mal zeigen, wo der Vater Abend

für Abend hingeht”, sagt Elizabeth Richardson, im Arm wiegt sie

den Einjährigen, der einen kleinen Rülpser von sich gibt,

ein bisschen blau aussieht und wie immer grosse, glänzende

Augen macht.

      „Sie wollten partout nicht ins Bett”, sagt Elizabeth Midwinter

und deutet auf die vier Mädchen, die der Sache aber nicht zu

trauen scheinen.

      Das ist die Rache der zwei Elizabeths, denkt Richardson.

Sie rächen sich dafür, dass Pamela nun doch Mr. B. heiratet.

„Pamela annulliert sich selbst”, hat seine Ehefrau gestern

gesagt. „Was immer Pamela fortan tut, sie bedient nun bereitwillig

die Ordnung, die sie erst zum Opfer gemacht hat.“


Ist das die Währung?  

„Pamela widersetzt sich der patriarchalischen Gewalt

von Mr. B. Aber als sie auf ihrem Selbstbestimmungsrecht

beharrt, tut sie es mit dem Hinweis auf den Unterschied

von Geschlecht und Klasse.”

      Und Elizabeth Midwinter hat gesagt: „Jetzt bezieht Pamela

ihre Autorität von Mr. B. und aus dem Rang eines

plötzlich wie aus dem Ei gepellten Mustergatten. Dabei ist sie

seiner Vergewaltigung gerade erst knapp entgangen.

Alles bleibt, wie es ist. Mr. B. bleibt ihr Herr. Eine gute Ehefrau

ist ein gutes Dienstmädchen.”

      Richardson ist verunsichert. Ist das die Währung,

der seine Handlung folgt? das Tauschgeschäft? das Gesetz

des Marktes? „Ja, Pamela hat Gefühle”, hat Elizabeth

Richardson noch gesagt. „Pamela zeigt Charakter.“

      „Aber jetzt stützen realer Besitz und Eigentum Pamela.

Sie hat sich korrumpieren lassen. Tugend! Was soll das sein?”

Plötzlich fragt die kleine Mary: “Muss Pamela wirklich

Mr. B. heiraten?”

      „Pssht”, sagt seine Ehefrau mit frostigem Lächeln, „das hier

ist Vaters Welt.” Er sieht sie an. Er staunt. Er sieht die

kleine Mary an. Er sagt an sie gerichtet: „Pamela will ihn heiraten.

Sie muss nicht.”

      Richardson denkt: Soll er sich aufregen? Soll er sich

setzen? Sie fallen hier ein, sie überfallen ihn. Das ist sein Grotto,

nicht zu betreten!


Hier, im Grotto, hat er Ruhe  

Sein Grotto gehört ihm. Hier hat er sein Heim, sein

Refugium, sein vielgeliebtes. Im Grotto, im Sommerhaus

im Garten. Nicht gegenüber, nicht im Haus, bei der

Familie. Die zwei Elizabeths halten ihm den Rücken frei,

verschonen ihn, den Freizeitautor, und halten

ihn heraus aus der Betriebsamkeit der Kinderkrippe.

      Hier, im Grotto, hat er seine Ruhe. Vergangenes Jahr sind

sie hierher, nach North End Hammersmith, gezogen

und haben den Westflügel eines Hauses mit Umschwung gemietet.

Andererseits, denkt Richardson, wenn die zwei Frauen nun

schon mal hier sind und den ganzen Anhang gleich mitgebracht

haben, warum nicht das Beste daraus machen?

      Ist er nicht immer ein Mann des Handels gewesen,

der auf Bedürfnisse zu reagieren verstanden hat?

Ist das Schreiben nicht wie ein Fluss? Ist der Roman nicht wie die

vom Eis befreite, mit Hunderten von Schiffen befahrene

Themse? Ist die Handlung des Romans nicht wie der Handel, der

durch die Schiffe auf dem noblen Fluss vorangebracht wird?

      Richardson verlegt und druckt Tour thro’ the Whole Island

of Great Britain, in dem Defoe schreibt: Der ganze Fluss

von London Bridge bis Blackwell ist ein einziges, grosses Arsenal,

mit nichts auf der Welt vergleichbar.

      Of the Shipping in the Thames and the Trade carry’d on

by means of that noble River hat Richardson das Kapitel genannt,

in dem Defoe schreibt:

      Jener Teil des Flusses Themse, der eigentlich der Hafen ist,

wo die Schiffe gewöhnlich ihre Fracht laden und löschen,

wird der Pool genannt und beginnt bei der Biegung des Flusses ausserhalb des Armes von Limehouse und erstreckt sich

bis zu den Costum House Quais.

      In diesem Abschnitt packte mich die Neugier die Schiffe

en passant zu zählen, so gut ich konnte. Ich kam auf etwa

zweitausend Segelschiffe aller Art, ohne die Barken,

Kähne, Vergnügungsboote und Yachten zu berücksichtigen,

sondern nur die Schiffe, die wirklich zur See fahren.

      Es ist wahr, dass der Fluss oder der Pool zu dieser Zeit

mit Schiffen ziemlich voll schien, ebenso, dass ich

die Schiffe dazu zählte, die in den Flussarmen in Deptford und

Blackwell und in den Trockendocks lagen, aber ich zählte

die in King’s Yard und im Trockendock in Deptford liegenden Kriegsschiffe nicht mit, die nicht gerade wenige waren.


Ein Roman soll wie die Themse sein

Andererseits, denkt Richardson, wenn das Schreiben

wie ein Fluss, wenn der Roman wie die Themse sein soll, warum

sollen Elizabeth Richardson und Elizabeth Midwinter

nicht mitsamt Mary, Martha, Anne, Sarah und Samuel hier

im Grotto Platz haben?

      Inzwischen hat Elizabeth Richardson Platz genommen,

den kleinen Samuel auf dem Schoss. Und Elizabeth Midwinter

hat die Mädchenstaffel um sich herum verstaut.

Die Zuhörerschaft wartet.

      „Pamela”, ruft die kleine Mary, indem sie vor Freude in

die Hände klatscht. Die zwei Elizabeths sind pünktlich zur Lesung gekommen, er kann, denkt Richardson, ohne weitere

Erörterung beginnen. Er sagt: „Naja, ich sehe, ihr hört die Hochzeitsglocken läuten.”

      Er setzt sich. Dass sie mit Anhang gekommen sind,

stört ihn nicht mehr. Er sagt: „Pamela, meine liebe Mary, ist kein Kinderbuch. Und wenn Pamela heiratet, so wird ihr

das von Mr. B. zuerst alles andere als leicht gemacht.” „Ein

Kinderbuch!”, ruft die kleine Mary. „Ein Kinderspiel!”

      Richardson ist an der Stelle angelangt, wo Pamelas

Vater zum Landsitz kommt, auf dem Mr. B. gerade

eine Einladung gibt, und Richardson liest ihnen vor, was

Pamela geschrieben hat:


Also macht er sich auf  

Also macht Vater sich auf, und etwa drei Uhr nachmittags

kommt er zum Tor und läutet, und Sir Simons Kutscher

geht zum eisernen Tor, und Vater fragt nach der Haushälterin,

obwohl sie ihm (nach dem, was er geschrieben hat)

von ganzem Herzen zuwider ist.

      Sie lässt Vater hereinkommen, ohne sich zu fragen,

wer er sein mag, und fragt ihn in der kleinen Halle, welches

Geschäft ihn herführe. „Könnte ich, Madam”, sagt er,

„mit dem Gutsbesitzer ein Wort reden?” „Nein, Freund”, sagt sie.

„Er ist mit mehreren Gentlemen und Ladies beschäftigt.”

      Er sagt: „Ich hab mit seiner Ehren ein Geschäft zu bereden,

das von grösserer Konsequenz für mich ist als Leben und Tod.”

Und Tränen stehen ihm in den Augen.

      Darauf geht sie in den grossen Salon, wo mein Herr sich

mit den Ladies sehr angenehm unterhält, und sie sagt: „Sir, da ist

ein guter, wortkarger, alter Mann, der euch sehen will in

einem Geschäft auf Leben und Tod, sagt er, und es ist ihm ernst.”

      „Ja”, sagt mein Herr. „Wer kann das sein? Lasst ihn in

der kleinen Halle ein wenig warten und ich werde gleich zu ihm kommen.” Alle machen scheinbar grosse Augen, und Sir

Simon sagt: „Nicht mehr und nicht weniger, vermute ich, mein guter Freund, als ein uneheliches Kind.”

      „Wenn es so ist, bringt es zu uns herein”, sagt Lady Jones.

„Das werde ich”, sagt mein Herr.


Angenehmste Fesseln

Er ist, sagt Mrs. Jewkes mir, sehr erstaunt, als er sieht,

wer es ist, und sie noch mehr, als mein lieber Vater sagt: „Lieber

Gott, gebt mir Geduld! Aber Sir, so gross ihr seid, ich muss

mich nach meinem Kind erkundigen!”

      Er bricht in Tränen aus. (Oh, wieviel Ärger hab ich euch

beiden bereitet!) Mein Herr nimmt ihn bei der Hand.

„Seid unbesorgt, Vater Andrews”, sagt er. „Eure Tochter

wird glücklich werden.”

      Das alarmiert meinen Vater. „Was!”, sagt er. „Also liegt sie

im Sterben?” Und er zittert und kann kaum stehen, und

mein Herr lässt ihn sich setzen und setzt sich zu ihm. „Nein”,

sagt er. „Um Gottes willen! Es geht ihr sehr gut. Und

erholt euch bitte, ich ertrage es nicht, euch so besorgt zu sehen.

Sie hat euch aber einen Brief geschrieben um euch zu

versichern, dass sie Grund hat zufrieden zu sein. Und glücklich.”

      „Ach, Sir”, sagt mein Vater. „Habt ihr nicht mal erzählt,

sie sei in London und warte auf eine Ehefrau des Bischofs, wo sie

die ganze Zeit hier eine Strafgefangene gewesen ist?”

„Tja, Vater Andrews”, sagt mein Herr. „Das ist alles jetzt vorbei.

Denn das süsse Mädchen hat jetzt mich zum Gefangenen

gemacht. Und in ein paar Tagen werde ich mir die angenehmsten Fesseln auferlegen, die je ein Mann getragen hat.”


Alle in einer Geschichte

„Oh, Sir!” sagt er. “Ihr scherzt bei meinem Kummer,

fast bricht mir das Herz. Aber darf ich mein armes Kind nicht

sehen?” „Das sollt ihr sogleich”, sagt er. „Denn sie

kommt zu uns herunter. Und wenn ihr mir nicht glaubt, so glaubt

ihr hoffentlich ihr.”

      „Guter Sir”, sagt er, „Nur eine Frage will euch noch stellen.

Damit ich weiss, wie ich sie betrachten soll, wenn ich sie

sehe. Ist sie aufrecht? Ist sie tugendhaft?” „Wie ein neugeborenes

Kind”, sagt mein guter Herr. „Und in zwölf Tagen, hoffe ich,

ist sie meine Frau.”

      „Oh, schmeichelt mir nicht, euer guter Ehren”, sagt er.

„Das kann nicht sein! Das kann nicht sein! Ich fürchte, ihr habt sie

mit seltsamen Hoffnungen getäuscht. Und ihr wollt, dass ich

das Unmögliche glaube.”

      „Mrs. Jewkes”, sagt er. „Sagt dem Vater meiner lieben

Pamela, dass ich, wenn ich ausgehe, nur an eure künftige Herrin denke. Nehmt euch seiner an. Und bringt, was ihr habt.

Und gebt ihm ein Glas zu trinken. Was er am liebsten mag. 

Wenn es Wein ist, schenkt mir auch ein Glas ein.”

      Das tut sie, und er nimmt meinen Vater bei der Hand

und sagt: „Glaubt mir, guter Mann. Und macht es euch behaglich.

Ich ertrage es nicht, wenn ich euch so gequält sehe, in so

grausamer Ungewissheit. Eure liebe Tochter ist die Geliebte meiner Seele. Ich freue mich, dass ihr gekommen seid. Denn ich sehe

uns alle in einer und derselben Geschichte.”


Er hat Angst, sie ist verführt worden

Und so trinkt er ein Glas auf seine Gesundheit.

„Auf eures Mädchens Gesundheit, behüte Gott euch beide.

Ihr seid die glücklichen Überbringer, wo ihr mir doch

zu einer solchen Wohltat verhelft.”

      „Was höre ich? Das kann gewiss nicht sein!” sagt mein

Vater. „Euer Ehren seid zu gut, hoffe ich, um euch

zu mokieren über einen armen, alten Mann. Aber ihr sagt, ich

werde mein liebes Kind sehen, und aufrecht sehen?

Falls nicht, anerkenne ich sie nicht, obwohl ich arm bin.”

      Mein Herr bittet Mrs. Jewkes mir nicht zu sagen,

dass mein Vater gekommen ist, und geht zur Gesellschaft und

sagt: „Ich bin angenehm überrascht. Es ist der aufrechte,

alte Vater Andrews, gramerfüllt hierhergekommen um seine

Tochter zu sehen.“

      „Denn er hat Angst, sie sei verführt worden.

Und der gute und aufrechte Mann sagt mir, obwohl er arm ist,

er anerkenne sie nicht an, wenn sie nicht tugendhaft sei.”

„Oh, guter Sir!”, sagen sie alle, mit einer Stimme fast. „Können

wir den guten, alten Mann, den ihr für seinen klaren,

guten Verstand und sein aufrechtes Herz preist, nicht sehen?”

      Er sagt: „Wenn ich nicht dächte, es überraschte Pamela

zusehr, würde ich euch alle zu Zeugen ihrer ersten Unterredung machen. Nie hat  eine Tochter nämlich einen Vater oder

ein Vater eine Tochter so geliebt, wie die zwei es miteinander tun.”

      Miss Darnford und all die anderen Ladies und Gentlemen

bitten, er solle das tun. Aber ist das, meine liebe

Mutter, nicht grausam? Und erwarten sie nicht, dass ich bei einer so angenehmen Überraschung nicht an mich halten kann?

      Er sagt freundlich: „Ich hab nur die Befürchtung,

das liebe Mädchen  könnte zusehr gerührt sein.” Lady Darnford

sagt: „Oh, wir helfen ihr alle mit den Gemüt Schritt zu

halten.” Er sagt: „Ich gehe hinauf und bereite sie vor, sage ihr

aber nichts davon.”

      So kommt er zu mir herauf, wie ich gesagt hab, und amüsiert

mich mit Mr. Williams, um mich halbwegs auf eine Überraschung vorzubereiten, auch wenn es damit nichts zu tun hat. Und

er verlässt mich, wie ich gesagt hab, mit seinen geheimnisvollen Worten in dieser Ungewissheit, indem er sagt, er werde

nach mir rufen lassen, wenn sie zum Kartenspielen übergehen.


Alles ein Scherz

Von mir geht mein Herr zu meinem Vater und fragt,

ob er etwas gegessen hat. „Nein”, sagt Mrs. Jewkes. „Der gute

Mann ist so aufgewühlt. Er kann nicht essen und auch

nichts anderes tun, ehe er nicht seine Tochter gesehen hat.”

      „Das sollt ihr gleich”, sagt mein Herr. “Ich möchte,

dass ihr mit mir hineinkommt. Denn sie wird sich zu meinen

Gästen setzen, für ein Quadrillespiel, wenn ich sie

herunterrufe.”

      „Oh, Sir, lasst mich”, sagt mein Vater. „Lasst mich

da heraus. Ich bin nicht imstande vor euren Gästen

zu erscheinen. Lasst mich meine Tochter allein sehen, ich bitte

euch.” Er sagt: „Sie haben alle von eurem aufrechten

Charakter gehört, Vater Andrews, und möchten euch sehen,

wegen Pamela.”

      So nimmt er meinen Vater bei der Hand und führt

ihn gegen seinen Willen zur Gesellschaft in den Salon hinein.

Sie sind alle sehr gut zu ihm. Mein Herr sagt freundlich:

„Ladies und Gentlemen, ich präsentiere euch einen

der aufrechtesten Männer Englands, meiner guten Pamela Vater.”

      Mr. Peters geht zu ihm, gibt ihm die Hand und sagt:

„Wir sind alle sehr erfreut euch zu sehen, Sir. Ihr seid der

glücklichste Mann der Welt mit eurer Tochter, die wir heute das erste Mal gesehen haben und nicht genug bewundern können.”

      „Vater Andrews”, sagt mein Herr. „Der Gentleman hier ist

der Pfarrer der Gemeinde, aber nicht jung genug um Mr. Williams

zu sein.” Die gelöste Stimmung, sagt mein guter Vater

hinterher, lässt ihn einen Moment lang befürchten, es sei alles

nur ein Scherz.

      „Hey”, sagt Sir Simon und gibt ihm ebenfalls die Hand.

„Ihr habt eine süsse Tochter, Ehrenwort. Wir sind alle in sie ganz verliebt.” Und dann kommen die Ladies und sagen sehr

feine Dinge, Lady Darnford insbesondere. Dass er sich für den glücklichsten Mann in England halten könne, mit einer

solchen Tochter.

      „Wenn sie, ich bitte euch, Madam, nur tugendhaft ist.

Das ist alles. Denn der Rest ist Zufall. Aber ich bin nicht sicher,

ob seiner Ehren sich einen Scherz mit mir erlaubt.” „Nein”,

sagt Mrs. Peters. „Wir sind alle Zeugen, dass er vorhat mit ihr

sehr ehrenhaft umzugehen.”

      „Es erleichtert mich”, sagt er und wischt die Augen ab,

„wenn so gute Ladies das sagen. Aber ich wünschte, ich könnte

sie sehen.”


Flut von Tränen

Sie wollen, dass er sich zu ihnen setzt. Aber er will bei

der Tür Platz nehmen, in der Ecke des Raumes, sodass man ihn

nicht sehen kann, wenn man eintritt, weil die Tür gegen

ihn aufgeht und ihn beinahe verdeckt.

      Die Ladies setzen sich alle, und mein Herr sagt:

„Bittet Mrs. Jewkes hinaufzugehen und Mrs. Andrews zu sagen,

die Ladies erwarteten sie.” So komme ich herunter.

      Miss Darnford erhebt sich um mich an der Tür zu treffen.

„Na, Miss Andrews”, sagt sie. „Wir verzehren uns nach eurer Gesellschaft.” Ich sehe meinen Vater nicht, und wie es

scheint, ist sein Herz zu voll, als dass er etwas zu sagen fähig ist.

      Er erhebt und setzt sich in der Folge drei oder vier

Mal wieder, weder fähig zu mir zu kommen noch etwas zu sagen.

Die Ladies schauen in diese Richtung, aber ich nicht,

da ich Mr. Williams vermute, und sie bitten mich zwischen Lady

Darnford and Lady Jones Platz zu nehmen und fragen

mich, was wir spielen wollen.

      „Bitte, ganz was ihr Ladies wollt”, sage ich und

wundere mich, als ich sie lächeln und mich anschauen und

in diese Ecke des Raumes blicken sehe. Aber ich

hab Angst in diese Richtung zu schauen, Angst Mr. Williams

zu sehen, obwohl ich mit dem Gesicht in dieser Richtung

stehe, den Tisch vor mir.

      „Habt ihr, mein gutes Mädchen”, sagt mein Herr,

„euren Brief zur Post gegeben für euren Vater?” “Das hab ich

sicher nicht vergessen, Sir”, sage ich. „Ich nahm mir die

Freiheit Mr. Thomas zu bitten ihn hinzutragen.” Er sagt: „Ich frage

mich, was das gute, alte Paar dazu sagt.”

      „Oh, Sir”, sage ich. „Eure Güte wird Likör sein für ihre guten,

aufrechten Herzen!” Darauf bricht mein lieber Vater,

unfähig an sich zu halten oder sich vom Platz zu rühren, in eine

Flut von Tränen aus, mit denen er, die gute Seele,

gekämpft zu haben scheint. „Oh, mein liebes Kind”, ruft er.


Die ganze Güte meines Herrn

Ich erkenne die Stimme, hebe meine Augen und mache,

als ich meinen Vater sehe, einen Sprung und stürze,

ohne auf die Gesellschaft zu achten,  den Tisch um und werfe

mich ihm zu Füssen.

      „Oh, mein Vater! mein Vater! Kann es sein? Ihr seid es?

Ja, ihr seid es! So ist es! So ist es!” Oh, segnet eure glückliche

Tochter! will ich sagen und sinke um.

      Mein Herr ist besorgt. „Ich befürchtete”, sagt er, „die

Überraschung könnte für euer Gemüt zuviel sein.”

Und all die Ladies kommen zu mir gerannt und sorgen dafür,

dass ich ein Glas Wasser trinke, und ich finde mich

in den Armen meines liebsten Vaters wieder.

      „Oh, erzählt mir alles!”, sage ich. „Wie lange seid ihr schon

hier? Wann seid ihr gekommen? Wie geht es meiner

verehrten Mutter?” Und ein halbes Dutzend Fragen mehr,

bevor er auch nur eine beantworten kann.

      Sie gestatten mir, dass ich mich mit meinem Vater

zurückziehe. Und ich stosse für diesen zusätzlichen Segen

darauf all meine Gelübde und Danksagungen an Gott

aus und bestätige meinem Vater, der mir vor lauter Erstaunen

kaum glauben kann, die ganze Güte meines Herrn.


Wie lange hält der Wandel?

So knien wir beieinander und segnen mehrere verzückte

Minuten lang Gott und einander, und als darauf mein

Herr kurz hereinkommt, sagt mein lieber Vater: „Oh, Sir, was

für eine Veränderung ist das! Behüte euch Gott und

sei mit euch, in dieser Welt und der nächsten!”

      „Behüte Gott uns alle!”, sagt er. „Aber wie geht

es meinem süssen Mädchen? Ich hab mir euretwegen Sorgen

gemacht. Es tut mir leid, ich hätte euch vorher

in Kenntnis setzen sollen.”

      „Oh, Sir”, sage ich. „So seid ihr, und alles, was ihr tut, muss

gut sein, aber dies war eine so unerwartete Wohltat!”

      „Tja”, sagt er. „Der ganzen Gesellschaft hat es weh getan.

Sie freut sich euch zu sehen, wenn ihr könnt, denn ihr

habt ihnen all ihren Zeitvertreib verdorben und sie gleichzeitig

schmerzhaft entzückt.”

      Er fügt hinzu: „Mr. Andrews, fühlt euch hier wie zuhause,

und je länger ihr bleibt, desto willkommener seid ihr. Wenn

ihr euch, mein liebes Mädchen, ein bisschen erholt habt, gesellt

euch wieder zu uns. Es freut mich euch so erholt zu sehen.”

Und so verlässt er uns.

      „Ihr seht also, mein lieber Vater”, sage ich, „zu welcher

Güte dieser einmal so unartige Herr fähig ist! Oh, betet für ihn!

Und betet für mich, dass ich es verdiene!”

      „Wie lange, mein liebes Kind, hält dieser glückliche Wandel

schon an?” „Oh, mehrere, glückliche Tage! Ich hab alles aufgeschrieben, und ihr werdet sehen, was Gott aus der Tiefe des Elends heraus für eure glückliche Tochter getan hat!”


Wo euch die Flügel wachsen

„Gesegnet sei sein Name!”, sagt er. „Aber habt ihr nicht gesagt,

er werde euch heiraten? Kann es denn sein, dass ein

so grossartiger Gentleman wie er die Tochter eines Mannes,

der so arm ist wie ich, zu seiner Lady macht? Oh, diese

göttliche Güte!“

      „Wie wird eure arme, liebe Mutter diese glücklichen

Neuigkeiten aufnehmen? Gleich morgen ziehe ich los um sie

damit vertraut zu machen, denn ich bin nur halb glücklich,

wenn die liebe, gute Frau sie nicht mit mir teilt! Wir könnten uns,

mein liebes Kind, in irgendein entferntes Land verstecken

gehen um sicherzustellen, dass wir euch mit unserer Armut nicht

entwürdigen!”

      „Oh, mein lieber Vater”, sage ich. “Jetzt seid ihr das erste

Mal unfreundlich! Eure Armut war mein Ruhm und mein Reichtum,

und ich hab nichts um damit anzugeben. Aber ich dachte

immer, es sei eher eine Ehre als eine Schande, weil ihr immer so aufrecht gewesen seid, dass euer Kind mit solchen Eltern

angeben konnte!”

      In dieser Art, meine liebe Mutter, verbringen wir die

glücklichen Momente, bis Miss Darnford zu mir kommt und sagt:

„Wie geht es euch, liebe Madam? Es freut mich euch

so erholt zu sehen! Bitte, leistet uns Gesellschaft. Und ihr auch,

guter Mr. Andrews.” Sie nimmt seine Hand.

      Das sei äusserst liebenswürdig, sage ich ihr, und wir gehen

in den grossen Salon, und mein Herr nimmt meinen Vater

bei der Hand und lässt ihn neben sich Platz nehmen und trinkt ein

Glas Wein mit ihm. Inzwischen entschuldige ich mich bei

den Ladies, so gut ich kann, was sie mir bereitwillig abnehmen.

      Aber Sir Simon legt in seiner komischen Art die Hände auf

meine Schultern. „Lasst mich sehen, lasst mich sehen”,

sagt er, „wo euch die Flügel wachsen. Denn so wie euch hab ich

noch niemanden fliegen gesehen. Tja, ihr habt mit dem

umgestürzten Tisch Lady Jones das Schienbein gebrochen.

Zeigt mal her, Madam.”


Wir wollen euch dabei, echt

Sein Scherz bringt sie zum Lachen, und ich sage,

mir täte meine Extravaganz äusserst leid, und wäre es nicht

der Einfall meines Herrn gewesen, würde ich sagen,

es sei ein Fehler gewesen mich zu überraschen und vor so

guter Gesellschaft auszustellen.

      Sie sagen, es sei alles sehr entschuldbar und es freue

sie, dass ich dabei nicht mehr gelitten hätte. Sie sind so freundlich

mich beim Kartenspiel zu entschuldigen und spielen

selbst miteinander.

      Und ich folge der Aufforderung meines Herrn und setze

mich auf die andere Seite, an den glücklichsten Platz, der mir je angewiesen wurde, zwischen die zwei Männer, die mir auf

der Welt die liebsten sind und jeder hält eine Hand von mir, mein

Vater, dann und wann mit einer Träne, indem er seine

Augen hebt und sagt: „Hätte ich das je zu hoffen gewagt!”

      Ich frage ihn, ob er freundlicherweise die Papiere

mitgebracht hätte. Er sagt, das hätte er, und sieht mich an,

als wollte er sagen: Muss ich sie euch jetzt geben?

Ich sage: „Ach, gebt sie mir doch.”

      Und er zieht sie aus seiner Tasche, und ich stehe auf

und übergebe sie, ganz Pflichterfüllung, in meines Herrn Hände.

Er sagt: „Ich danke euch, Pamela. Euer Vater soll sie alle

mit sich nehmen, damit er sieht, was für ein trauriger Bursche ich

war und wie es zur gegenwärtigen, glücklichen Wendung

kam. Aber ich muss sie um der Schreiberin willen alle wieder haben.”

      Die Ladies und Gentlemen wollen, dass ich den

Teetisch präsidiere, soweit ich kann, und Abraham hilft mir

dabei die Gesellschaft zu bedienen. Mein Herr und mein

Vater sitzen beisammen und trinken ein oder zwei Glas Wein

statt Tee.

      Und Sir Simon erlaubt sich einen Scherz mit meinem Herrn,

indem er sagt: „Ich verbürge mich dafür, dass ihr kein

solcher Woman’s Man sein wollt, der die ganze Zeit mit den Ladies trinkt. Aber eure Zeit kommt noch, und ich hab keinerlei

Zweifel, dass ihr euch dabei so behaglich fühlen werdet wie ich.”

      Mein Herr überredet sie zum Essen zu bleiben, und

schliesslich lenken sie unter der Bedingung ein, dass ich den

Tisch mit meiner Anwesenheit schmücke, wie sie sagen.

Ich bitte darum entschuldigt zu werden. Und mein Herr sagt: „Ihr

seid nicht entschuldigt, Pamela, wenn die Ladies es

wünschen. Und abgesehen davon, wir wollen euren Vater dabei

haben. Und so könnt ihr genausogut bleiben.”

      Ich hab gehofft mit meinem Vater allein essen zu können,

allenfalls noch mit Mrs. Jewkes. Und Miss Darnford,

die eine äusserst nette, junge Lady ist, sagt: „Wir wollen euch

dabei haben, echt.”


Setzt euch oben hin, wie ihr sollt

Als das Essen gebracht wird, ergreift Lady Darnford

meine Hand und wendet sich an meinem Herrn. „Sir, mit eurer Erlaubnis.” Sie will mich am oberen Ende des Tisches

platzieren. „Bitte, bitte, Madam”, sage ich. „Entschuldigt mich.

Das kann ich nicht, wirklich nicht.”

      „Pamela”, sagt mein Herr zur grossen Freude meines

Vaters, wie ich seinem Blick entnehme, „tut Lady Darnford den

Gefallen, wenn sie es wünscht. Es ist ja nur für kurze Zeit,

wie ihr wisst.”

      „Lieber, guter Sir”, sage ich. „Bitte, befiehlt es nicht!

Lasst mich bei meinem Vater sitzen, bitte!” „Ei”, sagt Sir Simon,

„Ist das hier aber ein Getue! Setzt euch ans obere Ende,

wie ihr es sollt. Und euer Vater soll dort oben neben euch sitzen.”

      Das bringt meinen lieben Vater in Schwierigkeiten,

und mein Herr sagt: „Kommt, ich platziere euch alle.” Er setzt Lady Darnford ans obere Ende, Lady Jones zu ihrer Rechten,

und Mrs. Peters auf die andere Seite. Und mich platziert er zwischen die jungen Ladies, Miss Darnford aber sehr elegant unterhalb

ihrer jüngeren Schwester.

      „Kommt, Miss”, sagt er. „Ich bringe euch hier unter. Ihr bettet

mir den kleinen Kuckuck hier ein. Ich sehe eure Güte ihr

gegenüber mit Vergnügen. Und abgesehen davon, ihr jungen

Ladies sollt alle beisammen sitzen.”

      Das gefällt anscheinend beiden Schwestern. Denn wäre

die jüngste Miss dort hingesetzt worden, könnte es sie, was schon

der Fall gewesen ist, stören, unterhalb von mir platziert

zu sein, während Miss Darnford ihrer jüngsten Schwester den Platz überlässt, was es für mich weniger seltsam macht,

besonders da er es liebenswerterweise so dreht, als sei ich ein Kuckuck, der eingebettet werden muss.

      „Kommt, Mr. Andrews”, sagt mein Herr freundlich.

„Ihr und ich sitzen zusammen.” Und so nimmt er seinen Platz

am Fuss des Tisches ein und setzt meinen Vater zu

seiner Rechten und Sir Simon zu seiner Linken.


Sie erröten. Sie verstehen.

„Denn ich denke, Pfarrer,” sagt er. „die Röcke sollten

zusammensitzen. Setzt euch also dort bei der Lady, eurer

Schwester.” Und da der gekochte Truthahn bei mir

steht, sagt mein Herr: „Schneidet den Truthahn auf, Pamela,

wenn es euch nicht zuviel Arbeit macht, damit Lady

Darnford nicht soviel Troubles hat.”

      Ich schneide ihn also rasch auf und bin den Ladies

behilflich. „Ich würde etwas dafür geben, ein so geschickter Vorschneider zu sein”, sagt Miss Darnford. „Oh, Madam”,

sage ich. „Meine verstorbene, gute Lady liess mich diese Dinge

immer tun, wenn sie an besonderen Tagen ihre

Freundinnen unterhielt.”

      „Hey”, sagt mein Herr. „Ich erinnere mich, wie meine arme

Mutter oft gesagt hat, „Ich lasse Pamela kommen,

damit sie euch zeigt, wie man schneidet’, wenn ich bei Tisch

mit dem Vorschneiden nicht nachgekommen bin.”

      Lady Jones sagt: „Mrs. Andrews hat alle Talente ihres

Geschlechts. Für ihre Jahre ist sie ganz wunderbar.”

Miss Darnford sagt: „Soll ich euch ein Geheimnis verraten,

Madam? Sie spielt Spinnet und singt dazu. Sie hat

eine wunderbare Stimme.”

      „Unsinn!” sagt Sir Simon. „Wer sie reden hört, der weiss das,

und wer ihre Finger sieht, der denkt, sie sind geschaffen

die Tasten zu berühren. Oh, Pfarrer! Es ist gut, seid ihr dabei, sonst bringe ich die Ladies noch zum Erröten.”

      „Ich hoffe nicht, Sir Simon”, sagt Lady Jones. „Ein Gentleman,

der so freundlich ist wie ihr, kann niemals etwas sagen,

was Ladies zum Erröten bringt.” „Um nichts in der Welt”, sagt er.

„Aber hätte ich es doch getan, es wäre so gewesen, wie

der Dichter sagt. Sie erröten, weil sie verstehen.”


Vor Verwirrung nicht aufschauen

Als die Gesellschaft aufbricht, laden Lady Darnford,

Lady Jones und Mrs. Peters meinen Herrn und mich mit ihm

zu sich nach Hause ein und bitten, er solle wenigstens

mir zu kommen erlauben, bevor wir abreisen.

      Und sie sagen: „Wir hoffen, ihr bringt Mr. B. dazu mehr

bei uns hier zu leben, wenn der glückliche Bund geschlossen ist.”

Lady Darnford sagt: „Wir haben uns stets gefreut, wenn

er hierherkam. Aber jetzt freuen wir uns gleich doppelt.” Oh, wie dankbar muss sich das alles für meinen guten Vater

angehört haben!

      Als die Gesellschaft gegangen ist, fragt mein Herr

meinen Vater, ob er rauche. Er sagt nein. Er heisst uns beide

bei ihm Platz nehmen und sagt: „Ich hab zu diesem

süssen Mädchen gesagt, sie solle einen unter vierzehn Tagen aussuchen um mich glücklich zu machen, und zwei

sind schon vorbei.“

      „Ich hab es ihr überlassen sich für einen der ersten

sieben oder einen der zweiten sieben Tage zu entscheiden.”

Mein Vater hebt seine Hände und Augen. „Gott behüte

euer Ehren!” sagt er. „Das ist alles, was ich sagen kann.”

      „Pamela”, sagt mein Herr, indem er meine Hand nimmt.

„Jetzt fixiert euch nicht auf eine kleine, falsch getimte

Schüchternheit, wenn ihr keinen anderen Grund habt. Denn ich

ginge gerne so bald wie möglich nach Bedfordshire.“

      „Und ich möchte nicht dorthin zurückkehren, wenn ich

meinen Bediensteten nicht eine Herrin mitbringe, die mir hilft den Schaden zu beheben, den sie verursacht hat.”

      Ich kann vor Verwirrung nicht aufschauen,

und mein Vater sagt: „Mein liebes Kind, ich brauche euch

nicht Gehorsam einzureden bei dem, was einem

so gütigen Gentleman am ehesten entgegenkommt.”


Jetzt begehre ich euch bedingungslos

„Was sagt meine Pamela?” sagt mein Herr. „Sie braucht

die Sprache nicht zu verlieren.”  „Sir”, sage ich, „bin ich zu rasch,

sieht es aus, als hätte ich Zweifel, ob ihr bei eurem

Entschluss bleibt, und als ob ich euch nicht Zeit zum Nachdenken liesse. Andererseits könnte ich mich aber mit

eurem Wunsch sicher stillschweigend einverstanden erklären.”

      Er sagt: “Ich will keine Zeit zum Nachdenken.

Denn ich hab oft gesagt, und das seit langem, ich kann

ohne euch nicht leben. Und mein Standesstolz hat

mich euch zu anderen Bedingungen sowohl verführen als

auch terrorisieren lassen.

      Aber eure Tugend war der Beweis gegen alle Versuchungen

und liess sich durch Einschüchterungen keine Furcht

einflössen, weshalb ich mich änderte, als ich meine Leidenschaft

für euch nicht überwinden konnte.

      Und ich beschloss, dass ihr, wenn ihr unter meinen

Bedingungen nicht die meine sein wollt, es unter euren werden

sollt. Und jetzt, versichere ich, begehre ich euch zu gar

keinen Bedingungen und denke, je schneller es getan ist, desto

besser. Was sagt ihr, Mr. Andrews?”

      „Sir”, sagt er, „es ist auf eurer Seite soviel Güte und,

Gott sei gesegnet, auf der Seite meiner Tochter soviel Vorsicht

und Klugheit, dass ich ganz still sein muss. Aber wenn

es getan ist, haben ich und meine arme Frau nichts mehr zu

tun als für euch zwei zu beten und auf die Pfade

der Vorsehung in Staunen und Freude zurückzublicken.”


Er träumt von Engeln

„Jetzt ist Freitagnacht”, sagt mein Herr. „Und wenn ihr,

mein Mädchen,  mal annehmt, es sei nächsten Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstagmorgen? Sagt, meine Pamela?”

„Wollt ihr, Sir, mich bis morgen für eine Antwort entschuldigen?”

„Ich will”, sagt er, läutet mit der Glocke und ruft nach

Mrs. Jewkes. „Wo”, sagt er, „schläft Mr. Andrews heute Nacht?

Ihr nehmt euch seiner an. Er ist ein sehr guter Mann.

Ein Segen für jedes Haus, in das er seinen Fuss setzt.”

      Mein lieber Vater weint vor Freude, und ich kann nicht

anders als ihm mich anzuschliessen, und mein Herr küsst mich, wünscht uns gute Nacht und zieht sich zurück.

      Und als ich mich meines lieben Vaters annehme, bin ich

von all dem Reden, meines Herrn Güte und meinen künftigen Aussichten so voll, dass ich im nachhinein denke,

ich hätte zuviel geredet.

      Aber mein Vater lässt mich gewähren und sich freudig

hinreissen und geht zu Bett und träumt einzig von der Jakobsleiter

und von Engeln, die zu seinem und seiner Tochter Schutz

auf und nieder schweben.


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