John Faber, La Francesina, 1737.


Jeder eine Fackel in der Hand   weiter   zurück



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Händel versammelt sein Orchester und dazu

noch die Sänger bei sich zuhause und ist, solange die Probe dauert und das sind oft mehrere Stunden,

bis auf die Brook Street hinaus zu hören.



               Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.

               Samstag, 29. Dezember 1739


Er ist ein lärmiger Nachbar, dieser Mr. Händel. Aber

Musik ist eine lärmige Sache, liest Du Burk in The Gentleman’s Magazine, das mit einem Zweitabdruck aus dem Universal

Spectator das Journal der Moden und der Eitelkeiten fortschreibt,

in dem Lady Newcome sich mit ihrem Ehemann

Sir Humphrey unterhält.

      Lady Newcome: „Ich werde euch für die Oper fit machen.”

Sir Humphrey: „Ich hasse Lärm.” Lady Newcome: „Lärm! Ihr nennt Musik Lärm! Aber nennt es, wie ihr wollt. Der Lärm ist mir

Vergnügen! Freude! Glück! Ich bin im Lärm geboren, ich bin im Lärm gesäugt worden, ich werde im Lärm leben und sterben!” Sir

Humphrey hält sich die Ohren zu. Der Feigling rennt einfach weg.

      Im Salon im Erdgeschoss legt Du Burk The Gentleman’s

Magazine beiseite, klopft Kissen aus, rückt sie zurecht, entstaubt

den Lehnstuhl, hebt schnuppernd die Nase, süsssäuerlich

krustig der Duft der Lammpastete, die Sarah Bals in der Küche im Keller gebacken hat.

      „Ihr entbeint das Lamm”, hat sie ihm gesagt. „Ihr schneidet

es in rechteckige Würfel, gebt Rindfleischfett auf den Boden der Pastete, würzt das Lamm mit Salz, Pfeffer, gehacktem

Thymian, Muskatnuss, Nelken und Spice, legt es auf das Fett

und umgebt es mit einer hohen Umrandung.”

      Was für ein Jahresausklang, dieser kalte, lärmige, duftende,

letzte Samstag im alten Jahr!

      A noisy thing, a noisy neighbor. George Friderick Händel,

Haus Brook Street 25, erstes Obergeschoss. Hier hat er im hinteren Zimmer seine Orgel stehen, da sitzt er stundenlang und

komponiert.


Solange die Probe dauert  

Noch lärmiger ist es, wenn er im hellen, vorderen Zimmer,

wo das Cembalo steht, eine Probe abhält, sei es mit

Solisten oder im Ensemble.

      Seine wichtigste Spielstätte, das Covent Garden Theatre,

ist oft besetzt. Er teilt es mit einer Schauspieltruppe.

Also versammelt er sein Orchester und die Sänger bei sich

zuhause und ist, solange die Probe dauert und das sind

oft mehrere Stunden, bis auf die Brook Street hinaus zu hören.

      Oben sitzen und stehen zusammengedrängt die

Beteiligten in einem fast rechteckigen Raum, sieben mal

sieben Meter, und es ist eng und heiss, während sie

dort musizieren und singen.

      Vierzig Stühle weist das Inventar, das Du Burk erstellt,

für das erste und zweite Obergeschoss aus. Einmal, nach einer

Probe, ist der Violinist Abraham Brown so erledigt, dass

er für den Weg nach Hause einen Sedan chair braucht, einen

Tragstuhl, eine Sänfte.

      In sein Tagebuch schreibt Brown: Erhitzt durch

den überfüllten Raum und die harte Arbeit bei den Proben in

Brook Street. Nicht zu schaffen ohne einen Stuhl.


Der typische Grundriss   

Händels Haus hat den für ein Londoner Stadthaus

typischen Grundriss, Erdgeschoss bis zweites Obergeschoss

bestehen je aus einem vorderen und aus einem hinteren

Zimmer, letzteres flankiert rückseitig noch eine schmale Kammer.

      Im Erdgeschoss befinden sich bei Händel Salon

und Scriptorium inklusive Archiv mit Partituren und Bibliothek,

hier empfängt Smith, Händels Sekretär und Chefkopist,

Subskribenten, die vorbeikommen um eine gedruckte Partitur abzuholen.

      Einmal sucht Thomas Morell den Salon im Erdgeschoss

auf, als er am Libretto zu Judas Maccabaeus Änderungen anbringt. Morell schreibt: Ich gehe hinunter und komme mit den

Änderungen in etwa drei Minuten zurück.


Gehe in den Salon. Ändere sie gleich  

Von sich aus, sagt Morell, wäre er nie darauf gekommen

ein Oratorio zu schreiben, Händel hätte ihn dazu gedrängt und das Ansinnen durch eine Empfehlung von Prince Frederic

unterstrichen.

      Also denkt Morell, er könne es genausogut wie einige

andere, die es vor ihm gemacht haben, und innerhalb von zwei,

drei Tagen bringt er den ersten Akt von Judas Maccabaeus

mit, der Händel gefällt.

      „Tja”, sagt Händel. „Und wie wollt ihr weitermachen?”

„Nun, wir sollten einen Kampf vorsehen, und dass die Israeliten

siegen, also beginnen wir mit einem Chor wie Fallen is

the foe oder etwas ähnlichem.”

      Händel drauf: „Nein, ich will das haben.” Und er beginnt, so

wie es ist, am Cembalo sogleich daran zu arbeiten.

„Gut, macht weiter”, sagt Händel. Morell erwidert: „Morgen bringe

ich euch mehr.” „Nein”, sagt Händel. „Jetzt etwas.”

Und Morell: „So fall thy Foes, O Lord.”

      „Das reicht”, sagt Händel und fährt sofort mit der

Komposition fort, so wie wir sie in diesem höchst

bewundernswerten Chor haben. Das geht bis zur letzten Arie

in Alexander Balus, wo Händel, als er es liest, ausruft:

„Eure verdammten Jamben.”

      „Regt euch nicht auf”, sagt Morell. „Das sind simple Trochäen.”

Drauf Händel: „Trochäen? Was sind Trochäen?” Und

Morell: „Das exakte Gegenteil von Jamben, Sie lassen in jeder

Zeile eine Silbe weg. Statt Convey me to some peaceful

shore also Lead me to some peaceful shore.“

      Händel sagt: „Das ist, was ich will.” Und Morell: „Ich gehe

in den Salon und ändere sie gleich.”


Ihn kribbelig gemacht

Heute ist Samstag, 29. Dezember 1739, und Jennens,

Morells Vorgänger als Librettist, betritt das Haus Brook Street

25, er wird an der Vordertür von Du Burk empfangen

und bemerkt sofort, dass Smith im Augenblick nicht da ist.

      Jennens ist ein Sammler von Händel-Partituren, und er lauert

seit langem auf die Gelegenheit einmal einen Blick in die

Partituren, Manuskripte und Bücher von Händels Archiv und

Bibliothek zu werfen.

      Aber Du Burk lässt Jennens auch dieses Mal nicht hier

warten, sondern führt ihn direkt zur Treppe im hinteren Teil des Hauses, über die Jennens hinaufgelangt ins vordere

Zimmer des ersten Obergeschosses, wo Händel ihn begrüsst.

      „Ihr seht gut aus, Mr. Jennens.” Es ist zwischen den

Jahren, wo immer Unerledigtes zu klären bleibt, die Tage sind

kurz geworden, das Jahr 1740 schaut halb schon herein.

Selbst das garstige Wetter hat Jennens nicht davon abgehalten

heute Händel aufzusuchen.

      Der Librettist ist gekommen um eine Vertonung

anzuregen. Er handelt im Auftrag von James Harris, hinterher

schreibt er an ihn: Ich hab Mr. Händel gegenüber eure

Entwürfe zu Allegro & Penseroso erwähnt und ihn ganz kribbelig

gemacht es in passender Form zu sehen und gleich

zu vertonen.


Eine Sammlung aus der Schrift 

James Harris, der Lover of Musick! Bei ihm in Salisbury laufen

die Fäden der Korrespondenz dieses Freundeskreises

zusammen, was er anregt, ist die Vertonung zweier Gedichte von Milton. Jennens, so ist es gedacht, handelt als Zuträger,

als Go-Between, aber uneigennützig handelt Jennens dabei nicht.

      Später, im selben Brief an Harris, erwähnt er eigene

Ambitionen, die er bei der Gelegenheit an Händel heranträgt:

Ich bin dabei für ihn eine Sammlung aus der Schrift

vorzubereiten, die eher nach meinem eigenen Geschmack ist

& auch (wie er selbst gesteht) nach seinem.

      Aber ich glaube nicht, dass er es dieses Jahr vertont,

da er erpicht drauf ist, der Stadt mit etwas zu gefallen, das einen fröhlicheren Dreh hat.

      Die Sammlung aus der Schrift, die Jennens vorbereitet,

ist das Werk, mit dem Händel posthum vor allen anderen überlebt, Messiah, hier ist er erstmals erwähnt.

      Aber Jennens liegt, wie sich herausstellt, erneut richtig,

noch macht Händel Messiah nicht, noch hat Du Burk keine heisse Schokolade wieder abzutragen, weil sein Herr sie kalt

hat werden lassen, da er in Messiah völlig aufgeht.

      Und hätte einer von Händels Nachbarn mitbekommen,

wie Du Burk zuletzt Jennens aus dem Haus wieder an die eisige

Luft begleitet, er hätte nichts Ungewöhnliches bemerkt,

wobei als Händels direkte Nachbarn in Frage kommen:

      Brook Street 23 Mrs. Catherine Johnson, bald abgelöst

durch Sir John Avery, später durch Colonel Henry Hunt von den Guards, oder Brook Street 27 sowie 29 John Monckton,

der spätere 1st Viscount of Galway, Mitglied des Parlaments.


Die Geschichte, die sie hören wollen  

Keiner von ihnen hätte an diesem Samstag den Eindruck

gewonnen, Händels Diener warte nur auf die Stunde, da sein Herr begraben und das Mietverhältnis des Hauses an der

Brook Street 25 auf ihn übertragen sein wird.

      Du Burk erbt Händels Kleider, er übernimmt für die Summe

von 48 Pfund das gesamte Mobiliar, das im August

1759 nach Händels Tod noch im Haus verblieben ist, darunter

vier Betten.

      Er führt das Haus als Pension weiter und kann den Gästen

jetzt endlich die Geschichte zum Hallelujah erzählen,

die sie hören wollen. Wie er als Diener die Mahlzeiten, die er

Händel aufs Zimmer trägt, unberührt wieder abräumt,

wie die Tränen seines Herrn sich mit Tinte mischen, wie Händel

wie in Trance stammelt: „Ich glaubte den Himmel und

Gott den Allmächtigen zu sehen.”

      Eine rührende Geschichte. Was sie beteuert, ist die

himmlische Inspiration zu Messiah, die Geschichte

zeigt Du Burk, der fast mit Händels Beerdigung das Haus Brook

Street 25 als Originalschauplatz göttlicher Eingebung

vermarktet, als hätte Händel sich Zeit seines Lebens nicht

ausgefeiltester Technik bedient, als sei er nie darauf

erpicht gewesen, der Stadt mit etwas zu gefallen, das einen

fröhlicheren Dreh hat, to please the Town with something

of a gayer Turn.


Einfall aus frischem Esskorb mit Burgunder

Das Haus ist Teil einer Vierhäuserzeile, die der

Immobilienunternehmer George Barnes geplant und realisiert

hat. 1721 G.F.H. So steht es in das Kellergemäuer

gehauen, aber eingezogen war Händel erst im Sommer 1723,

als first occupant, mit 38 Jahren.

      In unmittelbarer Nähe der Inschrift befinden sich Küche

und Vorratskeller, die Quelle leiblicher Genüsse, das

Magazin der Konsumation und Degustation, der Nachschub

an Schinken und Wein.

      Händel hat zugenommen, Weihnachten ist vorbei,

die aufführungsfreie Zeit, die Tage und Nächte der Kälte und des

Verzehrs lassen anderes nicht erwarten, Händel ist ein

grosser Esser immer gewesen, Charles Burney sagt:

      Abraham Brown, der Leiter der King’s Band, erzählte mir

eine Geschichte über Händels Vorliebe für eine gute Mahlzeit,

flüssig wie fest. Er ist mit anderen Hauptdarstellern der

Oratoriensaison im Haus an der Brook Street zum Abendessen eingeladen, als Händel bei der Mahlzeit ausruft:

„Oh – I have de taught!”

      Da die Tischgesellschaft Kostbarkeiten wie einem

seiner musikalischen Einfälle nicht im Weg stehen will, bittet man

ihn sich zurückzuziehen und die Idee aufzuschreiben.

      Das Ganze wiederholt sich aber so oft, dass ein besonders

Neugieriger durch das Schlüsselloch ins angrenzende

Zimmer späht und feststellt, dass der Einfall aus dem frischen

Esskorb mit Burgunder besteht, den Händel von Lord

Radnor, St. James Square, an diesem Tag geschenkt bekommen

hat, während er seine Gäste mit ruppigem Portwein bewirtet.

      Aber Burney räumt selbst ein: In einer anderen Version

der Geschichte ist es Champagner.


In hoher Stückzahl verkauft

Dieselbe Anekdote erzählt auch Joseph Goupy, der Franzose,

seit 1711 in London, Händels Bühnenbildner und Freund,

ehe er die Karikatur True Representation and Character of The Charming Brute veröffentlicht.

      Händel gibt in seinem Haus eine Dinnerparty,

verschwindet wegen eines Einfalls im Nebenzimmer und wird

schlemmend ertappt. Draus fertigt Goupy die Karikatur,

die in London als preiswerte Gravierung in hoher Stückzahl

verkauft wird.

      Sie zeigt Händel mit Schweinsgesicht, er sitzt auf einem

Weinfass und bedient die Tasten der Hausorgel, an der Geflügel

und Schinken hängen, hinter ihm am Boden ein Vorrat

bauchiger Weinflaschen, dazu der Teufel selbst, der ihm den

Spiegel vorhält, und ein Spruchband, als Lebensmotto

gleichsam: „I am myself alone.”

      Solche Häme, von Sozialneid nie frei, nährt Händels

Image als Fresssack, das nicht zuletzt die Rechnung

für den römischen Patron Ruspoli begründet hat, auf der steht:

45 Pfund Eiscrème für Monsieur Händel.

      Von da, glaubt Du Burk, ist es nur ein kleiner Schritt,

auf Erinnerungen irgendwelcher Zeugen ganz zu verzichten und Geschichten zu Händels Verfressenheit herumzureichen, die

im Partyklatsch erprobt sind, Geschichten wie diese:

      Händel bestellt im Wirtshaus ein Dinner für drei,

erscheint pünktlich und zeigt sich erstaunt, als das Essen nicht gebracht wird. „It shall come up, Sir, immediately the

Company arrives”, antwortet der Gastwirt. „Then bring up the

Dinner, prestissimo”, sagt Händel. „I am the Company.”

      Es ist selten, dass Händel für drei futtert, und sicher

nicht im Wirtshaus als Gast, das weiss Du Burk, das ist nun

wirklich sein Terrain. Händel isst, wo er lebt, schläft,

sich vergnügt, vertont, probiert, das tut er im Haus Brook

Street 25.

      Er sei persönlich, sagt der klatschverliebte Charles

Burney, dabei gewesen, als Susanna Cibber 1745

Händel gefragt hätte, was er denn vom Komponisten Gluck

halte, und seine mit einem Fluch eingeleitete Antwort

sei gewesen: „Er versteht vom Kontrapunkt genauso viel wie

mein Koch Waltz!”


In seine Kellerküche verschlagen?

Merkwürdig, denkt Du Burk. Waltz, der Sänger, ist Händels

Koch? Bei Gustav Waltz soll er holen gehen, was es aus

der Küche hochzutragen und aufzutischen gibt? Die Wechselfälle

des Lebens haben Waltz als Koch in Händels Kellerküche

verschlagen, wie sie zu der Art Londoner Stadthaus gehört?

Hier soll er schlafen? Der Bass Waltz, der vom

Kontrapunkt nichts versteht?

      Er hat mit Susanna Cibber auf der Bühne gestanden,

als sie noch Susanna Arne geheissen hat, 1732 im Little Theatre Haymarket. Er gibt in Acis and Galatea das Monster

Polyphemus.

      Du Burk hat Ebelin auf Waltz angesprochen, und Ebelin

seinerseits Smith, der meinte: Händel erwähnt in Autographen

die Namen der Sänger, aber den Namen von Waltz

schreibt er jedes Mal anders – “Walls” in Alcina und Arianna,

“Wals” in Israel in Egypt, “Mr. Walz” in Alceste!

      Unter Händel hat “Signor Waltz” 1735 sechzehn Mal

den Minos in Ottone gesungen, das war Boschis Part zehn Jahre

früher. “Waltz” hat erst im Januar 1739 sechs Mal den Saul

gesungen, “Mr. Wals” im April 1739 dreimal in Israel in Egypt.

Er weiss, was ein Kontrapunkt ist.

      Mattheson sagt:

      Ein doppelter Kontrapunkt ist ein kurzer, harmonischer Satz

von zwei Stimmen. Die obere kann zur unteren, die

untere zur oberen gemacht werden, wobei sie in beiden Fällen

dennoch sehr wohl zusammenklingen.

      Und was den Kontrapunkt bei der einfachen Fuge angeht,

sagt Mattheson:

      Es wollen einige Kontrapunktisten haben, man soll besonders

den Bass, wenn er den Hauptsatz zum ersten Mal ergreift, im Endigungsklange anheben lassen. Dieses ist nun zwar eine gute, natürliche Ordnung, wenn der Sopran vorher in der Quint

angefangen hat, und die Stimmen vier sind, auch der Alt und

Tenor sich bereits haben hören lassen.


Wird Händel sein eigener Verleger?

Verführerisch. Du Burk schnuppert. Der Duft der Lammpastete,

der aus der Küche im Keller hochsteigt. Du Burk ist in den

Salon im Erdgeschoss zurückgekehrt, er hat sich vorgenommen

die Bücherregale zu entstauben. 

      „Dann”, hat Sarah Bals ihm gesagt, „legt ihr den

Blätterteigdeckel drauf, und steckt die Pastete zum Backen

in den Ofen. Und wenn sie gebacken ist, gebt ihr etwas

Weinessig, das gut verrührte Eigelb und etwas Zucker hinzu.”

      Noch etwas entgeht Du Burk nicht: Jennens ist voller

Pläne, als er am Samstagmittag das Haus Brook Street 25

verlässt. Der Librettist hat die Beziehung zu Händel

von langer Hand aufgebaut. Nicht nur, dass er vergangenes

Jahr das Libretto zu Saul schrieb, er hat sich als Sammler

seit langem mit Händel beschäftigt.

      Smith sagt: Der Name von Jennens steht  seit 1725 auf

jeder Subskriptionsliste für Händels Musik. Eine substantielle Musiksammlung kommt so zusammen.

      Händels Subskriptionsangebote werden in The London

Daily Post angezeigt, am 23. Januar 1738 lautet eines:

      Heute werden Subskriptionsangebote zum Druck der

Partitur der Oper Faramondo veröffentlicht. 1. Das Werk wird

auf gutem Papier gedruckt. 2. Der Preis für Subskribenten

beträgt eine halbe Guinea, die zum Zeitpunkt der Subskription zu bezahlen ist. 3. Das Ganze wird vom Autor korrigiert

werden. 4. Die Lovers of Musick, die zur Subskription bereit sind, werden gebeten, ihre Namen sofort einzureichen, da das

Werk soweit fertiggestellt ist, dass es am kommenden 4. Februar

an die Subskribenten ausgeliefert werden kann. Subskriptionen nehmen John Walsh und die meisten Musikläden

der Stadt entgegen.

      Die Liste der Subskribenten wird veröffentlicht, sie ist

das stolze Gönnerverzeichnis des Freundeskreises. Die zehnte,

die letzte Liste erscheint 1740, aber etwas am Aufruf

zur Subskription, der am 29. Oktober 1739 in The London Daily

Post gestanden hat, ist anders gewesen.

      Die Musikläden der Stadt sind plötzlich aus der Anzeige

verschwunden, als Anlaufstelle für Subskribenten bietet Händel

sich jetzt selbst an, der Komponist zum Anfassen, in

seinem Haus, Brook Street 25, Hanover Square. Und Du Burk

fragt sich: Ist Händel sein eigener Verleger geworden?


122 Partituren

Für die aktuellen Concerti nehmen er und John Walsh,

Catherine Street, Strand, Subskriptionen entgegen. Hundert Subskribenten melden sich, sie zeichnen für 122 Partituren.

Händel wird sie in Druck geben, seine Concerti, bei John Walsh,

unter dem Titel:

      Twelve Concertos in Seven Parts for Four Violins,

A Tenor Violin, A Violoncello with a Thorough Bass for the

Harpsichord. Compos’d by George Frederick Handel.

      Ihre Partituren bekommen die Subskribenten, so das

Versprechen der Anzeige, vom Komponisten

ausgehändigt, in seinem Haus, Brook Street, Hanover

Square, falls dann nicht Händels Sekretär und

Chefkopist Smith doch auf einmal einspringt und die Kunden

im Salon im Erdgeschoss bedient.

      Aber Smith händigt nicht nur gedruckte Partituren aus,

er hat vor allem mit handgeschriebenen Partituren zu tun, mit

Händels Anthems etwa, den im Druck unveröffentlichten

Hymnen.

      Um die Kopie eines ungedruckten Werks zu erwerben,

ist es üblich, sich an Smith zu wenden und ihn zu bezahlen oder

durch eines seiner Skriptorien eine Kopie aufgrund von Komponistenautograph oder Archivpartitur erstellen zu lassen.

      Das Büro der Kopisten ist aber nicht der einzige Weg,

nicht jede handschriftliche Partitur eines Sammlers ist durch die

Hände von Smith gegangen. Ein anderer Weg führt über

den Orchestermusiker Thomas Rawling.


Er hat Zeit zu schreiben, was immer ihr wollt

Eben hat er als Vorlage eine Manuskriptkopie benutzt,

die aus Lady Cobhams Sammlung stammt. Rawling betätigt sich

als Kopist um zu einem Zusatzverdienst zu kommen.

Er hat, wird sein Enkel später beteuern, in fast allen von

Händels Oratorien & Opern etc. mitgewirkt.

      Er ist Berufsmusiker, Violinist in Händels Orchester, das ab

Blatt spielt und auf Anhieb mit dem vollen, runden und

reichen Klang aufwartet, der Händels Musik auszeichnet, wobei

die Violine, die mit Darmsaiten bespannt ist, das Griffbrett

aus Ahorn, Rawling, der sitzt oder steht, auf Schlüsselbein oder Schulter liegt.

      Gerade hat Thomas Harris, Anwalt in Lincoln’s Inn, an Sir

Wyndham Knatchbuhl das Te Deum verkauft, am 6. Dezember

1739 schreibt er an seinen Bruder James Harris in Salisbury:

      Ich hab Rawling am Morgen 3 Pfund 77 bezahlt.

Das Te Deum ist fertig und in Händen von Sir W Kn, der dafür

bezahlt hat. Ich bringe es mit und bezahle ihm, was

er Rawling bezahlt hat.

      Mr. Robartes Bücher sind jetzt am Golden Square,

und Rawling sagt, er hat jetzt Zeit zu schreiben, was immer

ihr wollt.

      Ich gehe heute zu Sir Wynd um zu sehen, was für

Anthems in diesen Büchern sind, und gebe euch

Bescheid. Lasst mich postwendend wissen, wenn ihr etwas

ausgeschrieben haben wollt. Ich sehe Rawling

am Freitag wieder.


Er will eine Komposition auslösen

„Vorsicht, Mr. Jennens”, sagt Du Burk. „Draussen ist alles

vereist.” Dabei hält Du Burk die Tür auf, indem er mit

einer Kopfbewegung die vereiste, menschenleere Brook Streeet überblickt. Aber Jennens tritt, mit der Zunge über die

Lippe fahrend, entschlossen in der Kälte hinaus und alles, was

er zu Du Burk sagt, ist: „Lasst nur, ich komme schon

selber zurecht.”

      Er glaubt wohl, er ist der Messias! denkt Du Burk, lacht

stumm und tritt augenblicklich einen Schritt zurück. Der Messias!

Aber als er Jennens dann eher unsicher davoneilen sieht,

denkt Du Burk zugleich: Ist es nicht richtig, wenn er dem Messias

die Tür aufhält?

      Dabei ist es etwas ganz anderes, was ihn an Jennens

interessiert. Gopsall! Zu gerne hätte Du Burk mal einen Blick

auf die Skizze geworfen, die Jennens seinem Herrn

gezeigt hat, die Skizze für den Palazzo, den Jennens in Gopsall, Leicestershire, errichten will, wenn sein Vater gestorben ist.

      Jennens, der Bauherr & Librettist! denkt Du Burk, als

er die Haustür hinter ihm zumacht. Jennens geht es längst nicht

mehr darum eine Partitur kopieren zu lassen. Er will eine

Partitur anregen, er will eine Komposition auslösen. Er ist dem

Urheber der Musik auf die Pelle gerückt.

      Was Jennens betreibt, ist das Geschäft der Anregung.

Er plant Grosses. Die Schrift. Das Wort. In Ton gesetzt.

Das ist, was Jennens vorhat, aber Händel will der Stadt gefallen

mit etwas, das einen fröhlicheren Dreh hat, a gayer Turn.


Steigen Besucher zu ihm ins Bett?

Mr. Jennens kommt zurecht, denkt Du Burk. Er schliesst

die Haustür, steigt zu Sarah Bals in die Küche hinab, schnuppert

an der Lammpastete, die sie auf den Tisch gestellt hat,

und kann das Auge nicht von ihr lassen.

      „Aber sagt mir”, fragt er. „Wie macht ihr die Pastetenkruste?”

Sarah Bals lacht, reibt die Hände an der Schürze ab

und sagt: „Den Blätterteig? Ihr nehmt ein Pfund Mehl, reibt ein

Pfund Butter hinein, gebt ein halbes Pint Milch dazu,

ein Viertel Pint Brandy, anderthalb Löffel Ale Yeast, mischt

das gut ins Mehl ein, und gebt, wenn es nicht feucht

genug ist, mehr Milch dazu.“

      „Ihr brecht und schlagt das mit dem Nudelholz,

aber knetet es nicht. Ihr macht es sehr leicht und seht, dass

es nicht gerinnt, was ihr verhindern könnt, wenn ihr es

von Zeit und Zeit ein wenig vermengt.”

      Im zweiten Obergeschoss nächtigt Händel.

Das Schlafgemach, hohes, rotes Baldachinbett, comme il faut,

reicher, ins Himmelreich der Bettlaken herabhängender,

roter Stoff, der die Nacktheit des Besitzers kleidet.

      Aber was ist, wenn die Musik verstummt ist, mit der Lust,

der Sinnlichkeit, der Liebe? Ist der im Sternzeichen des Fisches Geborene eine Jungfrau? Love is what we can neither

resist, expel, nor even alleviate, sagt Eliza Haywood in Love in

Excess. Liebe ist etwas, dem ihr nicht widerstehen,

das ihr weder von euch weisen noch gar mildern könnt.

      Erlebt Händel unter dem Baldachin Glücksmomente,

die Gefühlen entspringen, Berührungen, Freuden geteilten Entzückens? Seine Musik ist so verführerisch, aber

wer streift Händel über das Knie hinauf, wer greift ihm zwischen

die Beine, wer streift ihm über das Glied, das sich am

wulstigen Unterleib bewegt?

      Steigt ein flüchtiger Besucher in das Bett, teilt der Hausherr

es für eine Schäferstunde, für eine Nacht? Ist da eine

Geliebte, die er unterschlägt? Und treibt er es mit ihr, wer ist sie?

Oder ist da ein Junge, den er mit hinaufnimmt, gelegentlich?

Trifft er sie abwechselnd, die Geliebte, den Jungen, sie oder ihn

von Zeit zu Zeit?

      Fasst eine Verehrerin, eine Musikverrückte, ihn an,

wo der Diener ihn nicht anfasst? Oder ist es gerade das, was

Du Burk übernimmt? Er, der das Haus nach Händels

Tod zur Pension macht?

      Ist es eine Professionelle, die das besorgt? eine Sängerin?

eine für die Nummer bezahlte Schauspielerin?

kuscheln sie? vögeln sie? Gibt es in der Stadt eine Ehefrau,

die eine geheimgehaltene Beziehung zu Händel unterhält?

      Oder ist das zweite Obergeschoss frei von nächtlichem

Besuch? Macht er alles allein? gilt, was Goupys Karikatur dem

Vielfrass unterstellt? „I am myself alone.”


Ein Traum mit Nachttopfgeruch

Gut, denkt Du Burk, sind die von den Wänden blickenden

Bilder stumm, können nicht reden, haben keine Augen

um Zeuge zu sein, bleiben stumm und blind. Überall hängen

Bilder, die Wände sind voll. Im Schlafzimmer, im

Treppenhaus, im Haus überhaupt.

      Nein, denkt Du Burk oft, wenn er die Bilder vom Staub

befreit, sie haben keine Augen. Und so tritt Händels Schlafgemach jedem, der eintritt, blind entgegen, verschwiegen und

aufgeräumt und unerforscht, ein unbekannter Raum, unbetretbar, verschlossen, ein Traum mit Nachttopfgeruch.

      Hinzu kommt nebenan die Ankleidekammer mit dem

Kleiderschrank, wo Du Burk die Perücken von Händel pudert,

prächtige Mähnen, die aus dem Fisch einen Löwen

machen. Händel trägt das Haar wie alle Oberschichtangehörigen

kurz um Läuse von sich fernzuhalten.

      Die Vorhänge am Fenster sind seit langem demodé,

aber diesen Kampf hat Du Burk nicht ausgefochten, er weiss nur, darum hätte eine Frau sich gekümmert. Die Vorhänge

hat Händel einfach nie erneuert, all die Jahre nicht. Einer Frau

fällt das sofort auf, sie weiss, was unfashionable ist.

      Gottseidank, denkt Du Burk, gibt es die Frau nicht,

die hier hereinstürmt und Vorhänge gleich mitbringt. Er ist ein

lärmiger Nachbar, dieser Mr. Händel. Aber Liebe ist

keine lärmige Sache, denkt Du Burk. Händel ist verschwiegen.

      Er ist ein unbekanntes Wesen, was sein Privatleben

angeht. Was Du Burk nie verstanden hat, ist etwas anderes.

Und das erstaunt ihn bei Händel mehr als die

maroden Vorhänge.


Er bestückt das Innere mit Ölgemälden

Je schlechter er mit seinen Augen sieht, desto mehr

saugt Händel Bilder und Farben in sich auf. Er bestückt das Innere

des Hauses mit Ölgemälden, mit Gravierungen, sie decken

die getäfelten Wände zu, die in Zimmern, Fluren und Treppenhaus

in dem Farbton gehalten sind, den Engländer Lead nennen,

ein helles Grau. Nur die Decken, nur die Böden sind

davon ausgenommen. Und die Türen, die glänzen in schönem, dunklem chocolate brown.

      Good upper-middle class area, ein Oberschichtquartier,

das ist Brook Street, die Hanover Square mit Grosvenor Square verbindet. Sie ist in den 1720er Jahren erst geschaffen

worden, for the most part nobly built and inhabited by people

of quality, wie ein Stadtführer sie 1736 charakterisiert.

      Als Händel sich für das Haus Brook Street 25 entscheidet,

ist er ein Trendsetter, er gehört zu denen, die sich abzuwenden beginnen von Covent Garden, wo das Herz der Londoner Künstlergemeinde schlägt und Prostituierte Kunden bedienen, auch wenn es Harris’s List of Covent Garden Ladies noch

nicht gibt (erst ab 1757 wird der Herrenkalender mit Beschreibung

der Ladies of Pleasure regelmässig aufdatiert).

      Covent Garden Piazza gilt als elegant und fashionable,

sie ist berühmt für den Früchte-, Blumen- und Gemüsemarkt,

der sich im letzten Jahrhundert bereits etabliert hat,

aber das Bild Covent Garden Market, das Balthazar Nebot

anfertigt, Öl auf Leinwand, zeigt die Piazza 1737

aufgeräumt, ein Windhund pinkelt an den Pfosten einer Umzäunung, hinter der zwei Boxer fighten, ein Dutzend Zuschauer,

Marktbuden, zweigeschossige Häuser mit Dachkammern, putzig, ordentlich um das Geviert herum, der Eindruck enttäuschend,

auf dem Bild, das Joseph van Aken zehn Jahre zuvor gemalt hat, sehen Covent Garden Market & Piazza mit ihren

Arkadengängen geradezu venezianisch aus, in Wirklichkeit nimmt

der Rummel um Markt und Kneipen immer mehr zu.


Das erste eigene Haus

Ihm entflieht der Adel, der in den Westen zieht, und Teil

dieses Westens ist Brook Street. Zwischen dem 3. Juli und 8.

August 1723 zieht Händel ein, er stellt gerade Giulio

Cesare in Egitto fertig.

      Er bedient die Londoner mit einem Portrait des römischen

Diktators, das von der Shakespeare-Figur der Historie abweicht,

die Handlung folgt dem Anspruch leichter Unterhaltung,

sie geht auf ein Libretto zurück, das 1676 für den Carnavale in

Venedig geschrieben worden ist, der Plot ist fiktional,

er behandelt die Liebesaffaire von Caesar und Cleopatra, Cuzzoni

ist seine Cleopatra, Senesino sein Julius Caesar.

      Am 20. Februar 1724 kommt die Oper im King’s Theatre

heraus, sie ist ein sofortiger Erfolg: Julius Caesar. An Opera.

Compos’d by G. Frederick Handel, of London, Gent.

      Seine neue Wohnadresse, Brook Street 25, ist das

erste, eigene Haus, das Händel in London bezieht. Bisher war

er bei Freunden untergekommen, bei Gönnern.

      In den ersten Monaten hatte er bei Mr. Andrews von

Barn-Elms in Surrey gewohnt, der wohlhabende Musikliebhaber

hatte ein Haus in London.

      Später war Händel ins Burlington House umgezogen,

die Stadtvilla liegt im noch ländlichen Piccadilly, sie gehört Richard Boyle, dem 3rd Earl of Burlington.

      Indem Händel das Haus an der Brook Street 25 bezieht,

emanzipiert er sich von Freunden und Gönnern. Er lebt hier mit

seinen Bediensteten auf vier Geschossen, die Bediensteten

logieren in der Küche im Keller und zuoberst im Haus, in den Dachkammern. Händel zieht als Mieter ein, und bleibt auch Mieter, nachdem er 1729 britischer Staatsbürger geworden war

und das Haus hätte kaufen können.


Szenen. Dekorationen. Maschinerien.

Samstagmittag, drinnen der Duft der Lammpastete,

die Händels Köchin Sarah Bals gebacken hat, draussen die eisige Kälte, die Menschenleere, wie leergefegt die gewöhnlich

belebte Brook Street.

      Oder täuscht der Eindruck? Immerhin, der Stadt mit etwas

zu gefallen, das einen fröhlicheren Dreh hat, a gayer Turn, das versprechen für Samstagabend beide Schauspieltruppen

der Stadt.

      Das Drury Lane Theatre beginnt sechs Uhr mit The Squire

of Alsatia, im zweiten Akt ist eine Tanzeinlage, im vierten

ein neues Ballett zu sehen, die Hauptrolle des Sir Edmond Belfond

gibt Quin, der grosse Schauspieler, er hat in den letzten

Wochen den Sir Walter Raleigh, den Othello, den King Henry VIII,

den Sir John Falstaff in King Henry IV von Shakespeare

gegeben.

      Es folgt im zweiten Teil des Abends The Harlot’s Progress,

or, The Ridotto al Fresco, mit Songeinlagen und neuem

Maskeradentanz zum Finale.

      Das Govent Garden Theatre gibt The False Friend mit

Entertainments of Dancing und einem komischem Ballett im

vierten Akt.

      Es folgt Apollo and Daphne, or, The Burgo-Master Trick’d,

ein Dramatic Entertainment of Dancing, erste Nymphe Mrs. Oates, zweite Nymphe Mrs. Villeneuve, dritte Nymphe Mrs. Le Brun,

vierte Nymphe Madem. Ozanne.

      Aber alles geht auf in den Triumphs of Love, in denen

als Venus Mrs. Wright auftritt, dazu John Rich, das Mondgesicht – federnd, magnetisierend, voller Überraschung im Fadenkreuz

der Szenen, Dekorationen, Maschinerien dieses Abends (separate Zeile der Anzeige): Harlequin wird dargestellt von Mr. Lun.


Orgelkonzerte als Pausenfüller

Mr. Lun, verkörpert von John Rich. Da ist er wieder,

denkt Du Burk, als er im Salon im Erdgeschoss anlangt, The

London Daily Post zu The Gentleman’s Magazine legt

und beide zu Händel hinaufträgt, wo er die vielversprechende Lammpastete ankündigt, die gleich folgen wird.

      Es ist 1735 gewesen, als Rich und Händel übereingekommen

sind, die Oratorios Esther, Deborah und Athalia im Covent

Garden Theatre aufzuführen, wobei Händel als Pausenfüller

Orgelkonzerte geben sollte.

      The London Daily Post berichtet:

      Gestern Abend hörten Ihre königlichen Hoheiten

und Princess Caroline Esther, ein Oratorio, und Mr. Händels zwei

unnachahmliche Konzerte auf der Orgel.

      Und ebenfalls The London Daily Post, drei Wochen später:

      Mr. Händel plant beim Oratorio Deborah morgen

Abend eine grosse, neue Orgel einzuweihen,

die eine bemerkenswerte Vielfalt der Register aufweist, was eine Neuerfindung darstellt und eine grosse Verbesserung

dieses Instruments bedeutet.

      Es wird Händel sein, der Rich im Testament die Orgel

vermacht. Sie behält im Covent Garden Theatre ihren prominenten Platz auf der Bühne, auch als Rich zwei Jahre nach

Händel stirbt.

      Sie behauptet sich dort ein halbes Jahrhundert lang,

bis das Feuer sie dahinrafft, welches das Covent Garden Theatre

zerstört und für die Royal Opera Platz macht.

      Und was ist mit the usual Distractions, den üblichen

Zerstreuungen an diesem Samstagabend?

Die bietet das Goodman’s Fields Theatre, St. James

Street, mit Seiltanz, Akrobatik, Songs, Tanzeinlagen, dazu

Harlequin Hermit, or, The Arabian Courtezan.

      Auch eine Tragödie gibt es zu besichtigen, King Philip

of Spain heisst sie und läuft im Punch Theatre, ebenfalls

St. James Street, gefolgt von der Pantomime Harlequin Restor’d,

aber in der Nacht auf Sonntag vereist die Themse,

Eisschollen verkeilen unter den Pfeilern der London Bridge

und bleiben bei Ebbe hängen.


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