William Hogarth, The Painter and his Pug, 1745.
Jeder eine Fackel in der Hand weiter zurück
EIS
„Wer ist Trump?“ fragt Richardson. Er blickt
auf das Ticket, das Hogarth vom Jahrmarkt auf der gefrorenen Themse mitgebracht hat. Es ist
auf den Namen „Trump“ ausgestellt. „Trump ist mein Hund“, sagt Hogarth. „Er geht gern aufs Eis.“
Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.
Donnerstag, 28. Februar 1740
Der Fleck ist weg, Einbildung alles, Angst.
Richardson betrachtet im Handspiegel seine Backe.
Alles wird gut.
Er steht aufrecht im Grotto am Stehpult, erleichtert.
Er hält den Handspiegel von sich weg, hebt ihn an und zupft
an der Perücke, die er aufgesetzt hat.
Schritte auf dem Gehweg vor dem Grotto, Stimmen.
Er lacht sein stummes Lachen und legt den Handspiegel vor sich
hin auf das Stehpult.
Er ist der Herausgeber von Pamela, nicht der Autor,
hat Richardson seinen ungläubigen zwei Zuhörerinnen gesagt,
als sie ihm mit dem Vorwurf gekommen sind,
Pamela verrät alles, wofür sie steht, wenn sie Mr. B. heiratet.
Gier und Laster
Tags darauf ist er zu William Hogarth gegangen, aber
davon sagt er ihnen nichts. Er hat den Maler in seinem Atelier
besucht und sich als Herausgeber von Pamela vorgestellt.
Und daraus ist ein ungewöhnliches, sehr persönliches,
mehr als zweistündiges Gespräch der beiden Männer geworden.
„Gier und Laster”, sagt Hogarth zu Richardson, „sind
das Grösste, was diese Gesellschaft uns an Themen bietet.”
Dabei holt er ein längst beiseite gelegtes Bild hervor.
„Zum Beispiel hier, die Sängerin, der Landjunker und diese
typische Person unserer Zeit, der Spanner!”
Es ist Mr. Hayes, der durch ein Loch in der Wand beobachtet,
wie die nackte Susanna Cibber von Sloper begattet wird,
ein kleines, unfertiges Bild, das Richardson mit lüsterner Gewalt anspringt, kein Abbild der Verrohung, wie Hogarth es
mit Gin Lane malt, Öl auf Leinwand, aber eine Vorstudie dazu.
Bildroman
Richardson erzählt drauf von Pamela und schildert einige
Szenen aus dem Buch im Detail, und Hogarth macht sich Notizen,
sagt dann aber:
„Ich kann nichts versprechen. Eigentlich bin ich kein
Buchillustrator. Bei meinen Drucken verhalte ich mich wie ein Journalist. Ich habe nicht eine Geschichte, die ich mit
Bildern schmücke. Die Bilder meiner Drucke sind selber die Geschichte. Was ich male, ist bereits der Roman,
der Bilderroman, roh, der Gier entrissen, dem Laster.”
Zuletzt, als Richardson bei der Tür steht, dreht er sich auf dem
Absatz nochmal um und greift vom Tischchen das Ticket,
das Hogarth vom Frost Fair auf der Themse mitgebracht hat.
Trump geht aufs Eis
Es ist, sieht Richardson, auf den Name Trump ausgestellt
und lautet auf White-Hall: Printed upon the Ice, on the River
Thames, February the 16th, 1739-40.
Dazu allerhand Kleingedrucktes, das in den Satz mündet:
That Ages yet to come, May see what Things upon
the Ice are done. Er legt das Ticket wieder hin. „Wer ist Trump?”
fragt er. „Trump ist mein Mops”, sagt Hogarth. „Er geht
gern aufs Eis.”
Doch davon erfahren Elizabeth Richardson und Elizabeth
Midwinter kein Wort, jetzt sitzen sie da, Richardson
ist ihr Vorleser, aber er fühlt sich wie auf der Anklagebank.
„Ich sage nichts mehr”, sagt er. „Ich hab alles gesagt.”
Elizabeth Richardson sagt: „Alles ist eingetroffen, was
ich befürchtet hab. Ich meine die Tatsache, dass Pamela sich mit
Mr. B. versöhnt.”
Geprügelt. Geschrumpft. Genippelt
Er nestelt sein Taschentuch hervor. Jetzt geht es schon
wieder los. „Naja”, erwidert Elizabeth Midwinter. „So schlimm
finde ich das gar nicht. Vorausgesetzt, es stimmt
wirklich, dass Mr. B. sich gegenüber ihr künftig anders verhält. Unvorstellbar, kann ich nur sagen, ist es für mich nicht,
dass Pamela Mr. B. heiratet.”
Nach einer Pause sagt seine Ehefrau: „Ihr sagt, ihr seid
der Herausgeber der Geschichte, nicht der Autor? Könnte es
sein, dass ihr uns etwas –” Ihre Stimme überschlägt
sich im unterdrückten Lachen. „– vorgespielt habt? oder uns
jetzt etwas vorspielt?”
Ohne darauf zu achten, sagt Elizabeth Midwinter: „Was spielt
das für eine Rolle, mit wem ich im Bett liege? Mr. B. oder
ein anderer, irgendeinem muss Pamela sich hingeben. Männer
sind alle dieselben Schweine. So ist das nun mal.”
Dabei wischt sie mit der rechten Hand über das glatte,
hübsche, hellgelbe Kleid. Er hat nicht die geringste
Lust diese Debatte zu führen. Er ist nicht der Märchenonkel, gescholten, geprügelt, das Orakel von Delphi, das sie
nicht glauben wollen, der Gulliver, geschrumpft, genippelt auf
der riesenhaften Ehrendame, die ihn auf ihrer Brustwarze
reiten lässt.
Er lächelt das charmanteste Lächeln, über das er verfügt,
rappelt sich auf und sagt: „Hört doch mal zu, wie es weitergeht.”
Eine Scheinheirat?
Pamela schreibt: Mittwochmorgen. Soeben meldet
mein Herr mir, es sei ihm soviel besser, dass er nach dem
Frühstück mit der Kutsche eine Runde machen und
sich freuen würde, wenn ich ihm Gesellschaft dabei leiste.
Hoffentlich weiss ich diesmal, wie ich mich bei solcher
Gunst zu benehmen und ergeben zu sein hab.
Mrs. Jewkes ist das hilfsbereiteste Wesen der Welt,
und mir wird von jedermann ein solcher Respekt
entgegengebracht, als sei ich so vornehm wie Lady Davers.
Aber was ist, wenn das Ganze auf eine Scheinheirat
hinausläuft?
Hoffentlich ist das nicht der Fall. Und doch, der
Standesdünkel und all das kommt im Brief von Lady Davers
so klar zum Ausdruck, dass ich mir nicht einrede, alle
diese mir plötzlich erwiesenen Gefälligkeiten würden mich
glücklich machen. Sollte ich jetzt betrogen werden,
bin ich schlechter dran denn je.
Aber ich werde sehen, in was für ein Licht diese neue Ehre
mich rückt! Also mache ich mich fertig, ich werde mich
aber, denke ich, nicht umziehen. Falls ich es täte, würde es
aussehen, als sei ich auf ähnlichem Level wie er.
Und doch, tue ich es nicht, empfindet er es womöglich
als Undank ihm gegenüber, und so denke ich, ich werde meinen Handkoffer öffnen, und das erste Mal, seit ich hier
angekommen bin, meinen besten Seidenrock anziehen.
Sauber wie ein Penny
Aber damit würde ich auf die Kleider zugreifen,
die ich mir versagt hab, und noch bin ich nicht ganz sicher,
ob ich nicht weitere Unehrlichkeiten zu gewärtigen
hab, also gehe ich, wie ich bin. Denn obwohl gewöhnlich, möchte
ich sagen, bin ich doch sauber wie ein Penny.
Also werde ich gehen, wie ich bin, es sei denn, er ordnet
es anders an. Mrs. Jewkes sagt jedoch, ich solle mich
so fein machen wie ich nur kann. Aber ich sage, ich denke nicht.
Und da mein Herr auf ist und unten beim Frühstück sitzt,
will ich hinuntergehen und ihn fragen, wie er mich haben will.
Tja, er wird immer freundlicher. Und er hat sich gottseidank
vollständig erholt. Wie reizend er aussieht, verglichen
noch mit gestern! Er steht auf, kommt zu mir, nimmt mich bei
der Hand, setzt mich bei sich nieder und sagt: „Mein
entzückendes Mädchen wollte anscheinend etwas sagen.
Was wolltet ihr sagen?”
Ein wenig beschämt sage ich: „Sir, ich denke, es ist eine
zu grosse Ehre mit euch in die Kutsche zu gehen.” Er sagt: „Nein, meine liebe Pamela. Das Vergnügen eurer Gesellschaft
ist grösser als die Ehre meinerseits. Also nichts mehr davon.”
Ich sage: „Sir, ich mache euch aber Schande, wenn ich
so komme.” Und der gute, freundliche, freundliche Gentleman
sagt: „Einem Prinzen würdet ihr zur Zierde gereichen,
meine Hübsche! in diesem Kleid oder in welchem auch immer.
Ihr seht so hübsch aus mit dieser Mütze, dass ihr kommt,
wie ihr seid, wenn euch nicht zu kalt ist.”
Ich sage: „Sir, dann nehmt aber bitte einen Seitenweg,
damit man nicht sieht, was ihr eurem Dienstmädchen für eine
Ehre erweist.” Er sagt: „Oh, mein gutes Mädchen! Ich
denke, ihr habt mehr Angst davor als ich, dass über euch geredet
wird. Denn ich hoffe das Geheimnis vor der Welt jetzt
nach und nach zu lüften, und ihnen genau wie meiner Pamela hier beizubringen, was sie in der Folge zu erwarten haben.”
Ein Jammer, wenn sie sich trennen
So gehe ich mit grossem Vergnügen hinauf und hole meine Handschuhe und erwarte nun seine freundlichen Befehle.
Lieber, lieber Sir, sage ich zu mir selbst, als redete ich mit ihm.
Setzt mich um Gottes willen keinen Prüfungen und
Rückschlägen mehr aus! Denn ich könnte es jetzt nicht
ertragen, wirklich nicht!
Zuletzt kommt die willkommene Botschaft, dass mein Herr
bereit sei, und so gehe ich so schnell ich nur kann hinunter, und
er hilft mir vor den Bediensteten allen in die Kutsche
hinein, als ob ich eine Lady wäre, und steigt drauf selber ein.
Mrs. Jewkes bittet ihn aufzupassen, damit er sich
nicht erkälte, da er krank gewesen sei. Und voller Stolz höre ich,
wie sein neuer Kutscher an einen der Mitbediensteten
gerichtet sagt: „Sie werden ein bezauberndes Paar. Da bin ich
sicher. Es wäre ein Jammer, wenn sie sich trennten!”
Mein Herr bestellt das Essen auf zwei Uhr, und Abraham,
Johns Nachfolger, geht hinten auf die Kutsche, und mein
Herr bittet Robin vorsichtig zu fahren, und sagt zu mir, er wolle mit
mir über seine Schwester Davers und andere Themen reden.
Mit der Schwester bin ich durch
Er küsst mich bei diesem ersten Ausgang jedoch ein bisschen
zu oft, und ich bin über Robins Blick durch das rückseitige
Vorderglas und über die Leute, die uns im Vorbeigehen sehen,
etwas besorgt.
Er ist aber zu mir auch in seinen Worten ausserordentlich
freundlich, zuletzt sagt er: „Ihr habt den unverschämten Brief meiner Schwester sicher wieder und wieder gelesen. Ihr seht also,
ihr seid ihr nicht mehr als ich verpflichtet, wie ich euch gesagt hab.
Wie ihr seht, gibt sie zu verstehen, dass einige Leute
bei ihr gewesen sind.“
„Und wer soll das gewesen sein, wenn nicht Mrs. Jervis
und Mr. Longman und Jonathan in ihrem Übereifer! Das
hat mich denn auch veranlasst Massnahmen zu ergreifen und sie
aus meinem Dienst zu entlassen. Ich sehe, ihr wollt euch
zu ihren Gunsten einsetzen, aber dafür ist, falls ich es überhaupt
je zulasse, die Zeit für euch noch nicht gekommen.”
Er sagt: „Mit meiner Schwester bin ich durch. Sie ist für mich
gestorben. Ich bin bestimmt als Bruder gütig zu ihr gewesen,
und als ich die Erbschaft angetreten hab, gab ich ihr im Gegenwert
von dreitausend Pfund mehr, als nach dem Willen meines
Vaters ihr Anteil gewesen wäre.“
„Und diese Frau hat die Frechheit und Unverschämtheit
mir einen solchen Brief zu schreiben, obwohl sie weiss, dass ich
das nicht ertrage! Aber ihr müsst wissen, Pamela, so
aufgebracht ist sie, weil ich auf ihren Vorschlag nicht eingehe
die Tochter eines Notablen zu heiraten, die sich bei all ihren Möglichkeiten mit meiner Pamela weder in Person noch in Geist oder Fertigkeiten messen kann.“
Nichts als die rüden Witze meiner Gefährten
„Jedenfalls, mein Mädchen, seht ihr den Vorbehalt, den ich
aus Stolz der Herkunft, der mir noch immer, ich gebe
es zu, ein wenig zu fest anhängt, und wegen dem Tadel der Welt
selbst euch gegenüber zuerst hatte. Eine Frau steht nicht
derart in der Öffentlichkeit wie ein Mann.“
„Die Welt sieht eure Exzellenz und Perfektheit nicht.
Täte sie das, so wäre ich vom strengsten Tadel freigesprochen.
Es wird aber in Bausch und Bogen geurteilt. Da ist dieser
Mr. B. mit solchem Besitz und heiratet das Dienstmädchen
seiner Mutter!“
„Weder zieht man in Erwägung, dass es im Königreich
nicht eine Lady gibt, die es mit ihr aufnimmt, noch interessiert
man sich für den Stand, in den sie erhoben wird, wenn ich
sie heirate.”
Er legt den Arm um mich herum, küsst mich erneut
und sagt: „Mir tut auch das liebe Mädchen leid ob der Schelte bei
ihrer Rolle, denn sie wird gegen Stolz und Geringschätzung
des Kleinadels hier in der Nachbarschaft um uns herum
anzukämpfen haben.“
„Meine Schwester Davers, seht ihr, versöhnt sich mit
euch nie, die anderen Ladies besuchen euch nicht,
und trotz eurer, ihnen allen überlegenen Vorzüge behandeln
sie euch, als wärt ihr ihrer Aufmerksamkeit nicht wert.“
„Wenn ich meine Pamela jetzt heirate, wie steckt mein
Mädchen das alles weg? Sind das nicht einschneidende Dinge
für meine Schöne? Denn, was mich angeht, hab ich
weiter nichts als ein, zwei Mal die rüden Witze meiner Gefährten
von Jagd, Golf und Abgeordnetenhaus auszuhalten
und kaltschnäuzig den Gegenstand meiner früheren Scherze
zu diesem Thema mit einem schönen Vermögen in
der Rückhand durchzustehen, und mein Vermögen wird mir
immer Respekt genug verschaffen, das garantiere
ich euch.“
„Aber, sage ich, was macht mein armes Mädchen bei
ihrer Rolle mit ihrem eigenen Geschlecht? Denn etwas
Gesellschaft braucht ihr. Meine Stellung erlaubt nicht, dass ihr mit meinen Bediensteten geht, und die Ladies werden euch
meiden, obwohl ihr meine Frau seid. Sie behandeln euch als Dienstmädchen meiner Mutter. Was sagt mein
Mädchen dazu?”
Eine weit verzwicktere Schwierigkeit
Ich sage: „Oh, Sir! Wie unaussprechlich freundlich und
gut das alles ist! Denn was euer armes Dienstmädchen wirklich durchzustehen hat, ist ein viel grösserer Kampf, eine
weit verzwicktere Schwierigkeit als das.”
Ein bisschen ungeduldig sagt er: „Was ist das? Ich werde
euch Zweifel jetzt nicht verzeihen.” Ich sage: „Nein, Sir.
Es geht nicht um Zweifel, es geht darum, wie ich die Güte
unterstütze und verdiene, die ihr mir erweist.”
Er drückt mich an seine Brust und sagt: „Liebes Mädchen!
Ich hab schon befürchtet, ihr würdet mich wieder wütend machen.
Aber das kann ich nicht sein, denn ihr habt, das sehe ich,
ein dankbares Herz.“
„Eure freundliche, fröhliche Rückkehr nach allem,
in meinem Haus euch Widerfahrenen, was ausreichend ist
um den Ort zu verachten, hat mich zum Entschluss
gebracht, von euch alles zu ertragen ausser Zweifel an meiner
Ehre zu einem Zeitpunkt, wo ich euch mein verliebtes
Herz ausschütte.”
Ich sage: „Guter Sir, meine grössten Bedenken gelten
den rüden Witzen, die ihr auszuhalten habt, weil ihr euch unter
euren Stand herablässt. Was mich angeht, gereichen
mir Geringschätzung und abfällige Bemerkungen der Ladies
bei meinem niederen Stand und wenigen Verdiensten
noch zur Ehre.“
„Und ich bin stolz genug um ihre üblen Absichten
zu mehr als der Hälfte ihrem Neid auf mein Glück
zuzuschreiben. Und wenn ich kann, hab ich durch fröhliche
Pflichtergebenheit und Gehorsam das Vergnügen mit
euch im Einverständnis zu sein, und mich, mag die Welt sagen,
was sie will, selbst für glücklich zu halten.”
Keine Skatrunden?
Er sagt: „Mein liebstes Mädchen, ihr seid sehr gut!
Wie aber vertreibt ihr euch die Zeit, wenn ihr keine Besuche zu empfangen oder abzustatten habt? Wenn es keine Parties
gibt, zu denen ihr hingehen könnt um euch zu vergnügen? Keine Kartenspielrunden für die Winterabende oder gar, wie
es der Geschmack jetzt ist, den halben Tag, Sommer und Winter?“
„Und ihr habt auch mit meiner Mutter oft gespielt und
wisst also, wie ihr dort und bei anderen Zerstreuungen auch
eure Rolle spielt. Und, mein Mädchen, ich versichere
euch, ich wünsche keineswegs, dass ihr ohne die Amüsements
leben müsst, die meine Frau erwarten dürfte, hätte ich
eine Lady aus oberster Schicht geheiratet.”
Ich sage: “Oh, Sir, ihr seid zu gütig! Wie soll ich damit
umgehen? Aber, Sir, glaubt ihr, in so einer Familie wie der euren
findet eine Person, welche die Ehre hat eure Mistress
genannt zu werden, nicht jederzeit nützliche Beschäftigungen
genug, ohne sich ausserhalb nach irgendwelchen
anderen umzuschauen?“
„Zuerst einmal, Sir, will ich, wenn ihr erlaubt, Einblick
nehmen in die Teile der Familienwirtschaft, die nicht unter dem
Rang sind, zu dem erhoben zu werden die Gunst mir
zufällt, wenn es eine solche denn gibt.“
„Und ich hoffe das zu tun, ohne das Missfallen eines
jeden ehrlichen Bediensteten zu erwecken. Und soweit ich kann,
Sir, werde ich euch bei den Abrechnungen eurer Familie
entlasten, soweit ich euch überzeugen kann sie mir anzuvertrauen.“
„Ihr wisst, Sir, meine verstorbene, gute Lady hatte
mich zu ihrem Schatzmeister, ihrem Almosenverteiler und
allem gemacht.“
Konversation, der süsseste Zeitvertreib
„Wenn ich es dann, Sir, nicht lassen kann, Besuche
abzustatten und welche zu empfangen und mir die Ladies die Ehre nicht erweisen oder selbst, wenn sie es ab und zu tun,
besuche ich in eurer Nachbarschaft arme Kranke, wenn eure Güte
mir es erlaubt, und helfe ihre Mängel und Bedürftigkeiten
zu lindern, was eurem Vermögen nicht wehtut, sie aber tröstet.
und euch ihren Segen und ihre Gebete für eure liebe
Gesundheit und Wohltätigkeit einbringt.“
„Wie ich es gewohnt bin, helfe ich dann eurer Haushälterin,
Gelees, Kandis, Bonbons, Orangenmarmeladen,
Magenlikör anzufertigen, einzumachen, zu kandieren und für den Familiengebrauch zu konservieren und die feinen Leinen
für euch und mich eigenhändig anzufertigen.“
„Dann, Sir, wenn ihr mit eurer Gesellschaft mich
ab und zu erfreut, mache ich mit der Kutsche hin und wieder
eine Ausfahrt.“
„Und wenn ihr nach Hause kommt von euren
Zerstreuungen bei Golf oder Jagd oder wo immer es euch beliebt
hinzugehen, hab ich das Vergnügen euch pflichtergeben und
mit fröhlichem Entzücken zu empfangen und in eurer Abwesenheit
die Momente bis zu eurer Rückkehr zählen.“
„Und vielleicht füllt ihr teilweise meine Zeit – die süsseste
überhaupt! – mit angenehmer Konversation aus, dann und wann
eine Stunde oder zwei, und seid offen für mein unverschämt überlaufendes, dankbares Herz für all die mir erwiesene Güte.“
Zeit mit Musik ausfüllen
„Frühstück, Vorbereitungen zum Mittagessen, manchmal
ausgewählte Freunde von euch unterhalten und Gesellschaft, die ihr mit euch nach Hause bringt, Gentlemen, wenn auch nicht
Ladies, und Abendessen füllen notwendigerweise den Tag zum grossen Teil aus.“
„Und vielleicht, Sir, lässt sich ja ab und zu doch eine gut
gelaunte Lady blicken, und ich hoffe, wenn sie es tut, verhalte ich
mich nicht so, dass ich der Schande, die ihr auf euch
gezogen habt, eine neue noch hinzufüge.“
„Ich will mich sehr vorsichtig geben, wirklich,
und versuchen so diskret zu sein, wie ich kann, und zudem
so ergeben, wie es sich für euer Ehren gehört. Mit
Karten, das stimmt, kann ich umgehen. Die üblichen Spiele,
die unser Geschlecht erfreuen!“
„Aber weder bin ich darauf erpicht, noch werde ich
Karten spielen um Ladies zu sehen oder euer Haus
vernachlässigen um der Amüsements willen, die sie gewohnt
sind. Und die Zeit dazwischen, so ich sie haben sollte,
werde ich mit Musik ausfüllen.Unsere gute Lady
hat mir das beigebracht.“
„Und dann, Sir, lese und schreibe ich gern, wie ihr wisst.
Und auch wenn ich letzteres für Familienangelegenheiten
gebrauche, im Verkehr mit den Bediensteten und mit euch selbst,
so ist mir das Lesen zu angemessener Zeit doch ein
Vergnügen, das ich selbst für die beste Gesellschaft der Welt,
eure ausgenommen, ungern aufgebe.“
„Und, oh Sir! es hilft mir meine Gedanken zu polieren,
und in eurer Gesellschaft und Konversation mich aufzuwerten.
Und mit den Erklärungen, die ihr mir gebt, wenn ich etwas
nicht verstehe, wird mir das eine süsse Beschäftigung und auch Weiterbildung sein.“
„Ein Ding, Sir, aber will ich nicht vergessen, es ist nämlich
das wichtigste: ein gut Teil meiner Zeit beansprucht stets,
hoffe ich, mein Dienst an Gott, um für euch und mich zu beten
und für die ungeheure, mir erwiesene Güte zu danken.
Und bei all dem, Sir, denkt ihr, ich wüsste nicht, wie ich die
Zeit herumbringe?”
Selbst Direktorin eurer Vergnügen
Er reisst mich an sich. „Warum, meine liebe Pamela”,
sagt er, „hört ihr auf? Warum redet ihr nicht weiter? Den ganzen
Tag könnte ich euch zuhören.“
„Ihr sollt selbst Direktorin eurer Vergnügungen sein,
zu denen ich hoffentlich beitrage, seid ihr es doch, die mir
einen Blick auf meine glückliche Zukunft und die
meiner Familie erlaubt, in der ich fast der einzige Mann bin.”
Als ich erröte, sagt er: „Ich gestehe, meine Pamela,
ich liebe euch mit echter Leidenschaft, wie ich sie mein Leben
nie gekannt hab, Leidenschaft, wie sie mir bisher
fremd geblieben ist.“
„Für euch begonnen hat sie im Garten, wo ihr mit
unpassenden Zweifeln rücksichtslos die offene Knospe erstickt
habt, die zu zart gewesen ist um dem kalten Windstoss
der Geringschätzung und Gleichgültigkeit standzuhalten.“
„In der Konversation dieser süssen Stunde mit euch
erfuhr ich eine aufrichtigere Freude und Befriedigung, als ich
es je getan hab in den schuldbehafteten Tumulten
meiner früheren Leidenschaft oder als ich sie mir je hätte vorstellen
können, wäre ich mit meinen Versuchen durchgedrungen.”
Unverschämtheit verzeihen
„Oh, Sir,”, sage ich. „erwartet von eurem armen Dienstmädchen
nicht Worte, die euren grossherzigen Bekenntnissen
ebenbürtig wären. Beides, Mittel und Wille, das sehe ich jetzt,
sind euch gegeben mich ewig zu Dank zu verpflichten.“
Wie wird es mich glücklich machen, wenn ich selbst,
obwohl ich all der Güte und Aufmerksamkeit nicht wert sein
kann, mich ihrer nicht völlig unwert erweise!“
„Aber ich kann nur reden für ein dankbares Herz,
und werde ich (die unfreiwilligen Unperfektheiten seht ihr mir
grosszügigerweise nach) euch je willentlich Grund
bieten mich zu verabscheuen, werde ich ein Outcast eures
Hauses und eurer Gunst und sosehr verstossen sein,
als wäre ich gesetzlich von euch geschieden!“
„Aber, Sir, auch wenn ich mich im Garten derart daneben
benommen hab, hättet ihr mich angehört, so schmeichle
ich mir, hättet ihr mir die Unverschämtheit verzeihen und zugeben
müssen, dass ich einigen Grund zur Angst hatte und zum
Wunsch bei meinen armen Eltern zu sein.“
„Und ich sage das umso mehr, als ihr mich nicht für eine
halten sollt, die eure Güte mit Unverschämtheit erwidert
oder euch auf dumme Art gerade dann undankbar kommt, wenn
ihr freundlich zu ihr seid.”
Widerstand gegen Heirat
„Ihr habt mir, Pamela”, sagt er, „tatsächlich grosses Unbehagen
bereitet. Denn ich liebe euch zusehr, um nicht beim
kleinsten Anzeichen eurer Gleichgültigkeit mir gegenüber oder
bei der Bevorzugung irgendeiner anderen Person,
selbst eure Eltern nicht ausgenommen, eifersüchtig zu sein.“
„Das liess mich den Entschluss fassen euch nicht anzuhören.
Denn ich war über meinen Widerstand gegen die Heirat
nicht hinweg. Und wo die Balance ausgeglichen ist, kann ein kleines Gewicht, wie ihr wisst, den Ausschlag geben.“
„Obwohl ich mich von euch lossagen konnte, solange
meine Wut anhielt, beschloss ich aus neu bekundeter Achtung
eure Tugend nicht zu brechen.“
„Und als ich nachzudenken und euer rührendes Tagebuch
zu lesen begann, habt ihr gesehen, wie schmerzhaft
hin und her gerissen ich war zwischen meinem Wunsch, euch zurückzurufen, und meinem Zweifel, ob ihr zurückkehren
würdet (wo ich doch entschlossen war euch nichts aufzuzwingen).“
„Und als ich darüber ernsthaft krank geworden bin,
hat eure freundliche, fröhliche Rückkehr all meine Ängste zerstreut
und mir die Hoffnung gegeben, dass ich euch nicht gleichgültig
bin. Und ihr seht ja, wie ihr mit eurer Gegenwart meine Krankheit vertrieben habt.”
Brief der Zigeunerin
„Behüt euch Gott dafür”, sage ich. „Nachdem ihr aber so gut
seid und mich ermutigt und meine Schwäche nicht verachten wollt, bekenne ich, dass ich mehr darunter litt, von euch in solcher
Wut weggeschickt zu werden, als ich mir das vorstellen konnte,
ehe ich es selbst erfahren hab.“
„Und mehr noch war ich gerührt, als ich das Haus
verliess und ihr mich vor der bösen Mrs. Jewkes grosszügig
in Schutz nahmt. Das, Sir, rief die ganze Verehrung für
euch nämlich in mir wach.“
„Und wie ihr gesehen habt, konnte ich nicht anders,
als keck dazwischen zu gehen und eure Güte, ohne zu wissen,
was ich tat, auf den Knien zu erwidern.”
„Es ist wahr, meine liebe Pamela”, sagt er. „Wir haben uns
genug gequält, und der Trost, der daraus resultiert, kann
nur der sein, die Sache cool und vergnügt zu sehen, sobald die
Stürme alle vorbei sind (ich hoffe, das sind sie jetzt) und
wir gefestigt, mit guter Meinung voneinander zusammensitzen
und die ungewöhnlichen Stufen zählen, auf denen wir
den Gipfel der Glückseligkeit erklommen haben, was bald,
wie ich hoffe, der Fall sein wird.”
Dann sagt der gute Gentleman: „Lasst mich inzwischen
hören, was mein liebes Mädchen zu ihrer Rechtfertigung gesagt
hätte, hätte ich mich zu hören getraut, was sie da für
Ängste hatte, wo ich meine Zärtlichkeit gerade in einer für sie
und ihre Tugend akzeptablen Art zu zeigen begann,
und warum sie so distanziert zu mir war.”
Ich ziehe den Brief der Zigeunerin aus der Tasche,
aber ehe ich ihn ihm zeige, sage ich: „Ich muss euch diesen Brief zeigen, Sir. Er hat mich aufs äusserste beunruhigt. Ich weiss
aber nicht, wer ihn geschrieben hat.“
„Und es sieht so aus, als sei die Handschrift verstellt.
Solltet ihr erraten, von wem er ist, was ich nicht kann, muss ich
euch bitten, es ihm nicht zu seinem Schaden auszulegen.
Sehr wahrscheinlich ist er in keiner anderen Absicht geschrieben
als der mir zu helfen.”
Handschrift des alten Longman
Er nimmt den Brief und liest ihn, und da er mit Irgendwer
unterzeichnet ist, sagt er darauf: „Ja, das ist tatsächlich
von Irgendwer. Und so verstellt die Handschrift auch sein mag,
erkenne ich doch den Schreiber.“
„Seht ihr nicht an der Schreibart gewisser Buchstaben
und dem kleinen Abstand da und dort, besonders bei diesem c
und jenem t, dass es die Handschrift einer Person ist,
die mit dem Recht vertraut ist?“
„Tja, Pamela, es ist die Handschrift des alten Longman,
diesem Schuft in seinem Übereifer! Aber mit dem bin ich durch.”
„Oh, Sir”, sage ich, „sosehr ich überwältigt bin von eurer
Güte, es wäre zu unverschämt von mir jemanden zu verteidigen,
auf den ihr wütend seid. Und doch, Sir, soweit er euer
Missfallen meinetwegen erregt und es ihm sonst an Pflicht oder Respekt nicht gemangelt hat, wünschte ich mir – nein, ich
sage besser nichts.”
„Aber”, sagt er, „was den Brief angeht und die Information,
die er enthält: Sagt mir, Pamela, wann habt ihr das bekommen?”
Ich sage: “Am Freitag, als ihr zur Hochzeit nach Stamford
gegangen seid.”
Ob ich den geläuterten Neigungen folge?
Er sagt: „Wie konnte das euch übergeben werden,
unbemerkt von Mrs. Jewkes, wo ich ihr strikte Anweisung gab
euch zu überwachen und wo ihr mir versprochen habt,
euch auf keine Spionage einzulassen?“
„Denn als ich nach Stamford ging, erfuhr ich durch einen
privaten Wink, dass irgendjemand euch sehen, euch
einen Brief geben oder gar euch wegbringen wollte, war aber nicht sicher, aus welcher Ecke, der von meiner Schwester Davers,
Mrs. Jervis, Mr. Longman oder John Arnold oder eurem Vater.
„Ich lag mit mir selbst noch im Clinch, ob ich meinen
geläuterten Neigungen folgen oder ob ich euch freilassen und
zu eurem Vater gehen lassen soll, damit ich die Gefahr
umgehe, und ich entschloss mich für das erstere, denn ich war entschlossen nie wieder mit irgendwelchen Angeboten widersprüchlicher Natur an euch heranzutreten.“
„Das war der Grund, warum ich wünschte, dass ihr Mrs. Jewkes
als Wächter akzeptiert, bis ich zurückkam, wobei ich
dachte, den streitigen Punkt zwischen meinem Stolz und meinen Neigungen bis dahin mit mir selber geklärt zu haben.”
Die ganze Wahrheit
„Für mich, guter Sir”, sage ich, „deckt sich das mit eurem
Verhalten in diesem Fall und mit dem, was ihr bei der Gelegenheit
mir und Mrs. Jewkes gesagt habt. Und mehr und mehr
wird mir klar, wiesehr ich auf eure Ehre und Güte angewiesen
bin. Aber ich will euch die ganze Wahrheit sagen.”
Und darauf erzähle ich ihm die ganze Affäre mit der
Zigeunerin und wie der Brief unter das gemähte Gras gelegt
worden ist etc. Und er sagt: „Ein Mann, der tausend
Drachen für ausreichend hält, um eine Frau zu beobachten, die das
gegenteilige Ziel verfolgt, hält das bald für unzureichend.“
„Sie wird Steine auf der Strasse einbeziehen
oder das Gras auf dem Feld, damit sie ihr beistehen und bei
ihrer Korrespondenz mithelfen. Wenn ihr etwas nicht
nach dem Sinn steht, gibt es kaum eine Beschränkung für den
Körper, die ausreichend wäre, wie ich sehe, und ihr habt
mir eine sehr hübsche Geschichte erzählt.“
„Und da ihr mir nie, auch bei Härteproben nicht, Grund
geboten habt, eure Wahrhaftigkeit in Frage zu stellen, habe ich
keinen Zweifel, dass wahr ist, was ihr soeben erwähnt
habt, und ich will euch einen solchen Beweis meinerseits liefern,
damit ihr seht, was ihr mit eurer Überzeugungskraft
zustande bringt.”
Euch machts elend, mich nicht glücklich.
„Ich hatte, müsst ihr, meine Pamela, wissen, tatsächlich
so ein Projekt ausgeheckt, so gut informiert war Irgendwer, der
alte Schuft! Genau zum festgelegten Zeitpunkt sollte
die im Brief beschriebene Person hier sein. und ich hatte mir
gedacht, er liest in meiner Kammer einen Teil der
Zeremonie (so wenig wie möglich um euch zu täuschen).“
„So hoffte ich, euch zu Bedingungen zu bekommen, die mir annehmbarer erschienen als eine wirkliche Ehe. Ich hatte
nicht vor euch bald über die Kränkung, getäuscht worden zu sein,
ins Bild zu setzen, sodass wir vielleicht Jahre hätten in Liebe zusammenleben können. Gleichzeitig hätte ich die Freiheit gehabt weiterzumachen oder aufzuhören, wie es mir beliebt.”
„Oh, Sir”, sage ich. „Ich bin ausser mir, wenn ich an die Gefahr
denke, in der ich war! Aber was für ein Schutzengel hat
mich vor der Ausführung des sorgfältig geplanten, geheimen
Anschlags bewahrt!”
„Tja, euer guter Engel, Pamela”, sagt er. „Ich begann zu
überlegen und ich dachte, es könnte euch elend machen und mich nicht glücklich, wenn es, falls ihr mal ein liebes Kleines hättet, ausserhalb meiner Macht stünde es zu legitimieren, falls ich ihm meinen Besitz vererben wollte.“
Mein eigenes Original
„Und da ich fast der Letzte meiner Familie bin und das meiste,
was ich besitze, einer seltsamen Linie meiner Familie
vererben müsste, unangenehmen, unbedeutenden Personen,
obwohl ich in diesem Fall selbst eigene Erben haben
könnte, ging eure unverdorbene Tugend mir durch den Kopf und welchen Gefahren und Kraftproben ihr euch meinetwegen
unterziehen musstet und in welche Troubles ich euch hineinzog,
nur weil ihr schön und tugendhaft seid.“
„Und das weckte meine ganze Leidenschaft für euch,
als ich über eure ausgewiesene Klugheit und Wahrhaftigkeit nachdachte! Ich zweifelte zwar nicht daran, diesen
meinen letzten Anschlag auszuführen, aber trotzdem überwand
ich mich und wollte lieber von euch mich trennen, als
euch unter so dunklem Schleier zu hintergehen, selbst wenn
ich zu leiden hätte, wenn ich über die Liebe zu euch
hinwegkommen wollte.“
„Abgesehen davon fiel mir ein, dass ich mal eine Tat
solcher Art besprochen und verurteilt hatte, man schrieb sie einem
zu, der später einer der ersten Männer der Gerichtsbarkeit
und des Königreichs wurde.“
„Und dass ich also einen Pfad betrete, den mir ein anderer vorgezeichnet hatte, was ihn nicht gross befriedigt hatte,
wie man mir versicherte, als er darüber nachzudenken angefangen
hatte. Und darüber nun war mein verrückter Stolz ein
bisschen verletzt, bin ich doch, wo ich vom Weg abgehe, gern
mein eigenes Original, wie ich das nenne.“
Ungelegene, verletzte Zärtlichkeit
„Das waren die Gedanken, weswegen ich von dem Projekt abgekommen bin und der Person mitgeteilt hab, ich hätte mir die
Sache anders überlegt, und er brauche nicht zu kommen,
sofern er von mir nicht wieder höre.“
„In dieser Spannung, vermute ich, haben auf die eine oder
andere Art einige eurer Verbündeter, Pamela, Kenntnis davon bekommen. Wir sind ein Verschwörerpaar gewesen.
Wobei ihr euch durch eure Tugend und Verdienste verlässliche Freunde und Partisanen geschaffen habt, was mir trotz
Geld und Versprechungen nicht gelungen war.“
„Und sie waren es, die euch diesen Wink gaben, der aber
womöglich zu spät gekommen wäre, hätte euer weisser
Engel sich nicht vor meinen schwarzen gestellt und mich zur
Überlegung gebracht, das Projekt fallen zu lassen, als ich
es gerade ausführen wollte.“
„Aber ich gebe zu, dass eure Ängste nur zusehr bestätigt
wurden durch eine so seltsam eingefädelte Spionage, und ich hab
euch nur dafür zu tadeln, dass ihr, auch wenn ich nicht
bereit war, euch zu eurer Verteidigung anzuhören, eure Rolle in der Sache nicht mit einer Zeile oder zwei geklärt habt, wo ihr
mit der Feder doch so begabt seid.“
„Und hätte ich gesehen, was für gute Gründe ihr habt,
kaltes Wasser auf die junge Flamme zu schütten, die sich gerade
zu ehrenhafter Expansion erhob, ich hätte es euch nicht
zur Last gelegt.“
„Wahrscheinlich handelte ich dabei aus ungelegener,
verletzter Zärtlichkeit für euch heraus. Einerseits die perverse Spitzfindigkeit, andererseits, was mich höchst alarmiert
und betroffen gemacht hatte, die mögliche Eingenommenheit
für eine andere Person.“
„In jedem Fall hätte uns das beiden, mir seelisch, euch
körperlich, einige Strapazen ersparen können.”
Rücksicht auf meine Interessen
„Mir seelisch aber auch”, sage ich. „Und es hätte sich
bei mir besser nicht manifestieren können als in der Fröhlichkeit,
mit der ich eurem Rückruf nachgekommen bin.”
Er zieht mich in seine Arme. „Ja, meine liebe Pamela”, sagt
er. „Es war diese freundliche, diese unaussprechlich
freundliche Tat, die meine Gefühle an euch gefesselt hat
und mich zwingt in so freier, rückhaltloser Art meine
Seele an eurem Busen auszuschütten.”
Ich sage: „Diese Rückkehr ist nicht sosehr mein Verdienst.
Vielmehr war ich durch einen unwiderstehlichen Impuls getrieben.
Ich hätte nicht anders gekonnt, selbst ich gewollt hätte.”
Er küsst meine Hand. „Das ist tatsächlich einnehmend”,
sagt er. „Ich hoffe also, die milde Zuneigung meiner
Pamela für ihren Verfolger ist das stärkste Motiv für ihre
Rückkehr gewesen.“
„Denn die freiwillige Liebe der Person, die ich zu meiner
Frau machen will, bedeutet mir mehr als alle Vorsicht,
mehr als alle Interessen. Könnt ihr mir das ehrliche Kompliment
aufrichtig zurückgeben, das ich euch jetzt mache?“
„Bei der Wahl, die ich getroffen hab, ist es unmöglich, auf
meine Interessen Rücksicht zu nehmen. Denn Liebe, wahre Liebe
ist das einzige Motiv, das mich bewegt.“
„Aber, wenn ich nicht der wäre, der ich bin, würdet ihr mich
dann auch jedem anderen auf der Welt vorziehen, den ihr kennt, ungeachtet dessen, was zwischen uns geschehen ist?”
Ich sage: „Warum sollte eure dankbare Pamela
auf diese freundliche Frage nicht antworten? Für grausam hab ich
euch gehalten, und mit euren Ansichten seid ihr mir in meiner
Ehrlichkeit gefährlich geworden.“
„Trotzdem, Sir, ihr seid das einzige Wesen, das mir
nicht gleichgültig ist. Schon bevor ich das wusste, was zu sagen
mich erröten lässt, konnte ich euch nicht hassen oder
euch Schlechtes wünschen, auch wenn eure Übergriffe mich
in der Seele schockiert haben und mir aufs äusserste
widerwärtig gewesen sind.”
„Ich bin zufrieden, meine Pamela”, sagt er. „Ich will
die Papiere nicht mehr sehen, die ihr an euren Vater geschrieben
habt, auch wenn ich sie gern um der süssen Art willen lese,
in der ihr erzählt, was geschehen ist, und die Reihe eurer Leiden
vor mir ausbreitet, damit ich erkenne, welcher Art
von Gefälligkeit es bedarf um euch dafür zu entschädigen.”
Jeder eine Fackel in der Hand weiter zurück