Thomas Hudson, Susanna Cibber, vor 1749. Die Sängerin und Schauspielerin Susanna Cibber ist die Schwester des Komponisten

Thomas Arne. Sie weilt mit dem Geliebten William Sloper auf

dem Land, Ehemann Theo Cibber verfrachtet sie nach London. Die

Gefangene friert, ihr Bewacher Mr. Stint macht Feuer. Sie poltert

an die Tür, der Kamin rauche. Vor Gericht sagt Mr. Stint: „Sie bettelte, sie um Gottes willen herauszulassen, sonst ersticke sie.“


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SUSANNA CIBBER

 

Sobald Thomas Arne in Hörweite des Hauses

ist, ruft er laut nach seiner Schwester.

Sie solle um Hilfe rufen, wenn sie ihn höre, sodass

Zeugen bestätigen könnten, dass sie gegen

ihren Willen festgehalten werde.



               Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.

               Donnerstag, 13. Dezember 1739


Mr. Stint kommt, als er das Covent Garden Theatre betritt,

am Bühneneingang an zwei Gentlemen vorbei, der

eine gross, mit brutalem Zug im Gesicht, der andere klein und irgendwie verbogen.

      Auf der dunklen, leeren Bühne macht Quin sich

gerade warm, Mr. Stint enteilt Richtung Green Room, wird aber

von Theo Cibber abgefangen, der ihn mit Vorwürfen

überschüttet. „Wo seid ihr gewesen? Ich hab euch überall

gesucht!”

      Mr. Stint sagt: „Ich hab den Donner ins Lincoln’s Inn Fields

Theatre gebracht.” Theo Cibber rückt an der Perücke,

die zu seiner Rolle für den Abend gehört, und sagt: „Mr. Stint,

ich brauche eure Hilfe! Es sind zwei Gentlemen am

Bühneneingang. Könnt ihr nicht ein Auge auf sie halten und herausbekommen, was sie wollen?”

      Er müsste, denkt Mr. Stint. mit dem Blech donnern,

hätte er es nicht im Lincoln’s Inn Fields Theatre abgegeben.

Er sagt: „Was sie wollen? Geld, nehme ich an.” Irritiert

sagt Theo Cibber: „Ja, aber wieviel?”

      Mr. Stint tut, als überlege er kurz. Mit pfeifender Stimme

sagt er: „Ist nicht die Wochengage fällig?” Theo Cibber sagt:

„Das ist unmöglich.” Beschwichtigend berührt Mr. Stint

ihn am Oberarm.

      Früher, denkt er, hat immer Theo Cibber ihn angefasst,

soweit ist er gefallen. Mr. Stint sagt: „Ich weiss.” Theo Cibber lächelt, beugt sich vor und fragt: „Könntet ihr nicht nach der

Vorstellung Fife und Watson nehmen und die zwei Gentlemen an

der Tür etwas hinhalten? Ich wär euch sehr verpflichtet.”


500 Pfund Schadenersatz

Mr. Stint weiss, letzte Woche hat der Court of King’s Bench

getagt und unter Vorsitz von Sir William Lee in der

Westminster Hall am Dienstag, 4. Dezember 1739 Theo Cibber fünfhundert Pfund Schadenersatz zugesprochen.

      Das sind zwar nicht die zehntausend Pfund, auf die er William

Sloper, den Liebhaber seiner Ehefrau, verklagt hat. Aber

es ist fünfzig Mal mehr als die zehn Pfund, die dasselbe Gericht

Theo Cibber vor Jahresfrist zugesprochen hat, als er auf

Criminal Conversation klagte, auf unerlaubten Geschlechtsverkehr.

      Diesmal klagte er auf Entschädigung der Ausfälle,

die er als Ehemann erlitten hat, weil Susanna Cibber im Theater

nicht auftritt. Der eingeklagte Sachverhalt heisst Detaining, Vorenthaltung, Fernhaltung der Ehefrau.

      Im Covent Garden Theatre spielt Theo Cibber eine

Hauptrolle nach der andern. Eine seiner Komödien

ist The Relapse, or, Virtue in Danger. Letztes Jahr, als er nach

dem Gerichtstermin gegen Sloper zum ersten Mal wieder

auftrat, buhte das Publikum ihn aus und warf mit Gemüse nach ihm.

      Inzwischen gibt es wieder Lacher und Applaus, und

was das Gericht Theo Cibber zuspricht, rehabilitiert ihn beinahe,

fünfhundert Pfund verdient er im ganzen Jahr

nicht im Theater.


Sein Pferd nicht mehr im Stall

Fernhaltung? denkt Mr. Stint. Rückeroberung? Er geht davon aus,

dass längst vergessen oder, soweit an die Öffentlichkeit

gelangt, spurlos getilgt ist, wie Theo Cibber vor dem Prozess

letztes Jahr mit seiner Ehefrau verfahren ist.

      Er kommt mit Kutsche und Kutscher nach Burnham gefahren,

wo Susanna Cibber sich mit Sloper aufhält. Es ist der 8. September 1738, und Theo Cibber hat Pistolen dabei und zwei Kumpane,

Fife und Watson. Er verlangt seine Ehefrau zurück.

      Sloper ist unbewaffnet. Gegen die drei Männer kann er

Susanna Cibber nicht verteidigen. Sie steigt in die Kutsche. Sloper reitet zu Pferd neben der Entführten her. In einer Herberge

in Slough übernachtet die Reisegesellschaft. Susanna Cibber nennt ihren Ehemann vor Zeugen einen Schurken.

      Sie ist im dritten Monat schwanger. In ihrem Zimmer bringt

Theo Cibber eine Frau aus der Herberge unter, vor der Tür postiert

er seine zwei Bewacher, Fife und Watson. In der Gaststätte

sitzt er selbst und spielt.

      Sloper übernachtet derweil in einem eigenen Zimmer,

getraut sich aber nicht seine Geliebte zu befreien. Am nächsten

Morgen ist sein Zimmer verlassen, sein Pferd nicht

mehr im Stall.


Gegen Abend erreichen sie London

Theo Cibber befürchtet, Sloper sei Unterstützung holen

gegangen und werde die Kutsche zwischen Slough und London abfangen. Er schlägt einen Umweg ein, erst gegen Abend

erreichen sie London.

      Als sei es gestern erst gewesen, sieht Mr. Stint, wie Theo

Cibber seine Ehefrau in einem Haus in der Nähe

von Clear Market einquartiert. Hier hat er ein Zimmer reserviert,

und Mr. Stint, den er im Theaterpersonal rekrutiert hat,

ist sein Aufpasser.

      Was für eine Aufgabe, denkt Mr. Stint. Er hat auf Susanna

Cibber gewartet. Er ist geschmeichelt, als er sie in Obhut

nimmt. Der Ehemann eilt ins Drury Lane Theatre, er spielt den

Foppington, sechs Uhr ist Beginn. The Relapse. Ein Stück

von John Vanbrugh. Der Rückfall.

      Theo Cibber spricht den Epilog, er sagt: „These people have

regaled you here today (in my opinion) with a saucy play.”

A saucy play, ein freches Stück. Der Rückfall ins Sentimentale,

darauf will der Titel hinaus. Nicht mit Theo Cibber!

      Zugegeben, er hat die Rolle von Papa übernommen,

von Colley Cibber, aber Mr. Stint glaubt, Theo Cibber ist echt.

Mr. Stint gefällt es jedes Mal, wenn er Theo Cibber als

Foppington auf der Bühne sagen hört: „Von allen Dingen, die

einer Frau gehören, hab ich eine Aversion gegen ihr

Herz. Denn hat eine Frau euch mal ihr Herz gegeben, ihr werdet

den Rest ihres Körpers nicht mehr los.”


Ich schliesse sie ein

Mr. Stint hat, was Frauenherzen angeht, seine eigene

Erfahrung. Aber  damit, dass er vor Gericht befragt würde,

hat er nicht gerechnet.

      Im Prozess vor Jahresfrist sagt er: „Mr. Cibber hat keine

Mühe gescheut, es seiner Ehefrau angenehm zu machen.

Er lässt aus einer Gastwirtschaft Fleisch und Wein bringen. Aber

Mrs. Cibber ist es unmöglich zu essen nach der langen

Reise über die holprigen Strassen nach London.“

      „Sie sitzt in einem Stuhl und klagt, ihr sei kalt. Ich schliesse

das Fenster und mache Feuer. Dann schliesse ich sie ein.

Aber ich hab mich draussen kaum eingerichtet, da beginnt sie

kräftig an die Tür zu poltern. Sie ruft, der Kamin rauche.

Sie bettelt sie um Gottes willen herauszulassen, sonst ersticke sie.”

      Sloper ist in den frühen Morgenstunden nach London

aufgebrochen, um sich mit den Anwälten seiner Familie

zu besprechen und Susanna Cibbers Rettung zu organisieren.

      Auf Anraten der Anwälte geht er zu ihrer Familie, setzt

sie über die Situation ins Bild und überlässt die Befreiung Thomas Arne. Ihr älterer Bruder, der Komponist.

      Ein eingebildeter Kerl! Gegen ihn hat Mr. Stint schon

immer etwas gehabt. Aber so ist das nun mal im Vereinigten Königreich. Ein Liebhaber verstösst gegen das Gesetz,

trennt er eine Frau von ihrem Ehemann.

      Lang, das weiss Mr. Stint, braucht Thomas Arne nicht

um seine Schwester zu finden. Im Theater wird viel geredet,

und Mr. Stint, der im Drury Lane Theatre längst angestellt

ist, als Thomas Arne dort Hauskomponist wird, entgeht das nicht.

      Hinter der Bühne lässt sich die Privatinszenierung

von Theo Cibber nicht geheim halten. Mr. Stint hat bei Susanna

Cibber  im Zimmer gerade das Feuer gelöscht und sich

wieder vor der Tür eingerichtet, da hört er ein Klopfen an der

Aussentür des Hauses.

      Es ist Thomas Arne, er kennt ihn nur zu gut. Thomas Arne

verlangt die Freilassung seiner Schwester, Mr. Stint weigert

sich aber.


Pistolen in jeder Hand

Thomas Arne zieht sich zurück, um sich mit Sloper und

dessen Berater zu besprechen. Kurz darauf kehrt er zurück und verlangt erneut die Herausgabe seiner Schwester. Wieder

weigert sich Mr. Stint.

      Erneut zieht Thomas Arne sich zurück. Als er zum dritten

Mal kommt, begleitet ihn sein jüngerer Bruder Henry Peter

und eine Gruppe von Männern. Sobald Thomas Arne in Hörweite

des Hauses ist, ruft er laut nach seiner Schwester.

      Sie solle um Hilfe rufen, wenn sie ihn höre, sodass

Zeugen bestätigen könnten, dass sie gegen ihren

Willen festgehalten werde. Susanna Cibber ruft um ihr Leben,

ihre Brüder und die Gruppe von Männern verschaffen

sich gewaltsam Zugang zum Haus.

      Im Prozess, ein Vierteljahr später, sagt Mr. Stint:

„Ich habe Pistolen in jeder Hand und stemme mit dem Rücken

gegen die Tür, aber sie sind zu stark für mich, entwinden

mir die Pistolen, halten mich an beiden Armen fest, schlagen auf

mich ein, reissen mir die Kleider vom Rücken und nehmen

Mrs. Cibber mit sich fort.”


Sie gibt sich als Senesino zu erkennen

Das sind seine Worte, seine Worte vor Gericht, und Mr. Stint

ist stolz auf seine Worte, schon immer hat er mal den

Helden spielen wollen, nur hat es für die Bühne nie gereicht.

      Jetzt steht Mr. Stint im Covent Garden Theatre

im Fundus und betrachtet die Schwerter, die an der Wand

aufgereiht sind. Nach Schluss der Vorstellung wird

er Fife and Watson pflücken, zu dritt werden sie sich der zwei Gentlemen am Bühneneingang annehmen.

      Das ist eher nach Mr. Stints Art als das Blech für den

Donner im Abendverkehr durch die Stadt zum Lincoln’s Inn Fields Theatre zu tragen, nur weil Händel mit Acis and Galatea

neu herauskommt.

      Es ist Donnerstag, 13. Dezember 1739. Richard West,

ein langer, dünner Mittzwanziger mit bleichem, magerem Gesicht,

hält nichts vom Krieg. All for War! Spätabends holt er im

Coffee House noch die Post ab und beantwortet an einem der Ecktische alles, was anfällt.

      Er hat Papier und schreibt: Plays we have none, or

damned ones. Handel has had a Concerto this Winter. No opera,

no nothing. All for War and Admiral Haddock. Dass sie

keine oder nur miese Stücke haben, dass Händel ein Concerto

gab diesen Winter, keine Oper, kein gar nichts, alles

wegen dem Krieg und Admiral Haddock, das schreibt er an

Horace Walpole, seinen literarischen Mitstreiter aus Eton.

      Der Sohn von Premierminister Sir Robert Walpole

befindet sich auf seiner grand tour, er hat sich Paris angesehen,

seit einem Monat bereist er Italien. Er ahnt nicht, auf wen er,

unterwegs von Florenz nach Rom, treffen wird, völlig unerwartet, in Cofano, von wo er am 23. März 1740 an Richard West schreibt:

      Als wir mit elenden Trägern von einem steilen Hügel

herunterkamen, fiel einer unter die Sänfte. Und während wir ihn befreiten, kam eine Sänfte vorbei mit einer Person in

einem roten Umhang, mit einem weissen Taschentuch auf dem

Kopf und einem schwarzen Hut, die wir für eine fette,

alte Frau hielten, aber sie sprach in schriller, dünner Stimme

und gab sich als Senesino zu erkennen.


Läufe und Passagen herausgestossen

Das Lincoln’s Inn Fields Theatre hat sich entleert,

auch der Vorplatz ist menschenleer, als Ebelin sich auf den Nachhauseweg macht.

      Er geht ein Stück weit zu Fuss, er liebt es zu gehen, in

Gedanken versunken, allein in der Nacht, aber es ist Zufall, dass

er ein paar Strassen weiter denkt:

      In Acis and Galatea hat Senesino, der Starkastrat,

bei Händel gesungen. Senesino hatte, sagt Johann Joachim

Quantz, eine durchdringende, helle, egale und angenehme,

tiefe Sopranstimme, eine reine Intonation und einen schönen Trillo.

      Seine Art zu singen war meisterhaft und sein Vortrag

vollständig. Das Adagio überhäufte er gerade nicht mit zuviel willkürlichen Auszierungen, dafür brachte er die

wesentlichen Manieren mit grösster Feinheit heraus.

      Das Allegro sang er mit viel Feuer, Läufe und Passagen

wusste er mit der Brust in einer ziemlichen Geschwindigkeit auf angenehme Art herauszustossen. Für das Theater war

seine Gestalt sehr vorteilhaft, seine Bewegungen waren natürlich.

Die Rolle eines Helden kleidete ihn besser als die

eines Liebhabers.


Erstmals in szenischer Darstellung

Ebelin weiss, Senesino nennt man ihn, weil er aus Siena

kommt. In London ist er der Rivale des grossen Farinelli. 1732,

als Acis and Galatea am 10. Juni im King’s Theatre

Haymarket herauskommt, bringt Händel es in den zehn Tagen

bis zum 20. Juni auf vier Vorstellungen.

      Die Besetzung: Senesino, der Francesco Bernardi heisst, Alt,

Acis; Anna Maria Strada del Pò, Sopran, Galatea. Vier

Wochen zuvor, hat Ebelin von Smith gehört, hat es zu Händels

Ärger Acis and Galatea in einer nicht autorisierten

Aufführung gegeben, auf der andern Strassenseite, im Little

Theatre Haymarket.

      Susanna Arne, Alt, singt die Galatea. Ihre Stimme,

denkt Ebelin, muss in Händel, der die Vorstellung besucht,

etwas bewegt haben, so schmal, so schillernd, so nah

am Wortsinn, so verständlich und in den Gefühlen, die sie

ausdrückt, so nachvollziehbar und so getragen.

      Ein seltsam magischer Klang, die Stimme einer

Neunzehnjährigen, einer Londonerin zudem, der Tochter eines Polsterers und Bestattungsunternehmers, der Geld in

diese Produktion gesteckt hat.

      Ihr Bruder, der Komponist Thomas Arne, dirigiert. Es ist

die zweite Produktion der English Opera Company, die er gerade

erst selbst gegründet hat. In der Anzeige, die in The London

Daily Post erscheint, heisst es: Erstmals in szenischer Darstellung,

mit allen grossen Chören, Szenerien und anderen Dekorationen.


In die Stimme verliebt sich Händel

Aber die Aufführung, das kann Händel nicht gefallen,

ist unautorisiert, hat Ebelin von Smith gehört. Sie ist zuerst für

den 11. Mai angekündigt, wird aber um eine Woche

verschoben, da es nicht möglich war die Bühnenbilder vor diesem Zeitpunkt fertigzustellen, wie The London Daily Post meldet.

      Mehr Inszenierung also! Das ist das Versprechen.

Bisher ist Acis and Galatea eine Masque gewesen, eine

Aufführung mit Kostüm und Bühnenbild, aber ohne

Action, der Chor tritt mit Noten auf.

      Zwei Vorstellungen finden statt, am 17. und am 19. Mai 1732.

Mr. Gustav Waltz singt Polyphemus, Miss Arne singt

Galatea, Mr. Mountier, der in seinem Leben noch nie auf einer

Bühne gestanden hat, singt Acis, prickelnd verrät die

Anzeige in The London Daily Post, the part of Acis being the

first time of his appearing in character on any stage.

      Das Ganze, zugegeben, hat etwas Possenhaftes, was

die Besetzung angeht. Der Bass, denkt Ebelin, ist immer

das Monster, der Geliebte eine Niete. Aber da ist Susanna Arne,

die Galatea. Oder vielmehr ihre Stimme. Sie ist es,

die alles rettet.

      In die Stimme verliebt sich Händel. Aber steht

Susanna Arne nicht zu nah an der Rampe, die stets ein Abgrund

ist? Susanna Arne ahnt nicht, was auf sie zukommt,

als sie im Rezitativ singt: „Of infant limbs to make my food,

And swill full draughts of human blood! Go, monster,

bid some other guest! I loathe the host, I loathe the feast.”

Noch ist sie unverheiratet. Das Monster, stellt sich

heraus, wird ihr Ehemann sein, Theo Cibber.


Seit zwei Jahren bereits so

Es ist ein Unstern über dieser Frau, denkt Ebelin, als er in

Holborn die  Hackney Coach besteigt. Susanna

Cibber ist abgetaucht, aber wo ist sie? Er muss sich mal

bei Smith erkundigen.

      Während Horace Walpole in Frankreich und in Italien

die grand tour macht, hat sein Vater, Premierminister Sir Robert Walpole, Spanien den Krieg erklärt, er tut das im Auftrag

von King George II. und in London wird der Krieg The War of

Jenkins’ Ear genannt.

     Aber das Ohr hat ein Spanier Robert Jenkins vor acht

Jahren mit dem Schwert abgeschlagen. Inzwischen

singt Farinelli am Hof in Madrid, er singt seine immergleichen

drei berühmtesten Arien, er singt sie exklusiv für Philip V.

Der spanische König hat sich die Arien als Aufheller gegen seine

Depression verordnet, das geht jetzt seit zwei Jahren so,

aber es hilft nichts.

      Erst im Oktober noch war Madrid illuminiert, Infant Don Philip

hatte geheiratet, es gab Musik und Feuerwerk. Verzögert, bruchstückhaft, widersprüchlich treffen die Nachrichten von den Kriegsschauplätzen in London ein. Drei Schiffe der Spanier,

darunter die St. Joseph, erobert Admiral Haddock, der vor der Bucht von Cadiz kreuzt.


Galeonen für Jamaica

Zwanzig spanische Boote, meldet The London Daily Post,

liegen in der Bucht von Gibraltar und ärgern die

englischen Schiffe genauso wie Moskitos die Engländer

an der Küste ärgern.

      Ein Zeuge erblickt vor Kuba eine Flotte grosser Schiffe,

doch ob es englische oder spanische Schiffe sind, vermag der

Zeuge nicht zu sagen. Auf Kuba erstürmen bewaffnete

Seeleute ein Fort der Spanier, das mit sechs Kanonen gesichert ist, berichtet aus zweiter Hand der Captain eines in Bristol

eingelaufenen Handelsschiffes.

      Bewohner der Leeward Islands schicken Schiffe gegen

die Spanier los und fügen ihnen erhebliche Verluste

zu, vor Porto Bello ziehen die Spanier Galeonen für Jamaica zusammen.

      Und Donnerstag, 13. Dezember 1739, meldet The London

Daily Post: Gestern kam Nachricht, dass die Providence, Captain Donavan, mit zum Färben benötigtem Mineralsalz als

Fracht unterwegs von Neapel nach Lissabon, von einem spanischen Schiff gekapert und nach Mallorca verbracht wurde.

      Und am selben Tag kam Nachricht, dass die Neptune,

Captain Lynn, unterwegs von Iskanderun nach Livorno von den Spaniern gekapert und nach dem zu Genua gehörenden

Hafen von Spezza verbracht wurde.


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