William Hogarth, The Bruiser, 1763. Der betrunkene Tanzbär ist
der Kleriker Charles Churchill, diese Kampfsau der Moral. Seine
Epistle to William Hogarth beginnt: Die Tugend sah mit gebührender
Verachtung Hogarth stehen, den mörderischen Bleistift in seiner gelähmten Hand.
Jeder eine Fackel in der Hand weiter zurück
SEHR BEGEHRT
Hogarth hat abgesagt. Er kann’s nicht,
hat er gesagt. Gut, hat Richardson seinen beiden Zuhörerinnen nichts gesagt. Sie könnten
aus seiner Niederlage falsche Schlüsse ziehen.
Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.
Dienstag, 21. März 1740
Der Krieg in Farbe, liest Richardson im Fenster neben
der Tür, als er am Mittag die Buchhandlung Bible
and Crown, St. Paul’s Churchyard, betritt. Die Landkarte von
Porto Bello, handkoloriert!
Im Laden steht Rivington, eine Münze in der Hand,
die er ausgiebig betrachtet. Er sagt: „Eine runde
Sache. Die Gedenkmünze zur Einnahme von Porto Bello
in Silber.”
Hab ich mit Pamela am Ende auf das falsche Thema
gesetzt? denkt Richardson. „Wo habt ihr die Münze
her?” Rivington sagt: „Meine Frau hat sie geschenkt bekommen.
Wollt ihr sehen?”
Richardson winkt ab. „Ihr seid ja nur neidisch”,
sagt Rivington. Er lacht und steckt die Münze ein. Richardson
sagt: „Hab ich mit Pamela am Ende auf das falsche
Thema gesetzt?” Rivington schaut ihn an. „Wieso meint ihr?
Pamela wird ein Brüller.”
Richardson ist da nicht so sicher. Rivington sagt:
„Das ist es, was ich euch zeigen will.” Er steigt auf den Tritt
an der Wand, entnimmt dem Regal ein Buch und hält
es mit linkischer Geste in die Luft.
„So stelle ich mir das vor”, sagt er. „Titel Pamela,
or, Virtue Rewarded. In a series of Familiar Letters
From A Beautiful Young Damsel, To her Parents. Now
First Published.”
Sehr gefragt in der Welt
Ein hübsches, handliches, leichtes, kleines, hellbraunes
Buch, ledergebunden, Goldrand, Signet Krone &
Blumen. Er reicht das Buch Richardson und steigt vom
Tritt herab.
„So ein schniekes Büchlein”, sagt er.
„Passt in die Handtasche jeder Frau.” Verdammter
Verkäufer, denkt Richardson.
Als er eine halbe Stunde später davoneilen will,
sieht Richardson in der Ecke bei der Tür, halb
begraben von Porto Bello und dem Krieg in Farbe, einen Druck
von William Hogarth und kauft ihn auf der Stelle,
in einem Anflug von Selbstironie. The Distrest Poet, 1736.
Der bedrängte Poet wird gleichzeitig von zwei
Frauen belagert, das Milchmädchen, das die
Rechnung präsentiert, tritt zur Ehefrau noch hinzu, welche
die Löcher seiner Hose stopft.
Der Poet sitzt am Mansardenfenster, über dem Kopf
hat er hinter sich die Karte Ein Blick auf die Goldminen von Peru,
vor sich das Gedicht Die Reichen, für das er um Einfälle
ringt, im Rücken die Wiege mit dem schreienden Balg, am Boden
Hund und Katze.
Richardson hat es eilig. Er hat bezahlt und tritt,
den Druck von Hogarth in der einen, die Türklinke
in der anderen Hand aus dem Laden, aber Rivington lässt nicht
locker. „A piece of this kind is much wanted in the world!”
ruft er Richardson über die Strasse nach und es bleibt ungewiss,
ob er jetzt Pamela oder den Druck von Hogarth meint.
Hogarth will kein Buchillustrator sein
Hogarth hat abgesagt. Er kann es nicht, hat er gesagt.
Gut, hat Richardson seinen zwei Frauen von seinem Besuch bei Hogarth nichts gesagt. Sie könnten aus seiner Niederlage
falsche Schlüsse ziehen.
Hogarth will kein Buchillustrator sein. So einfach ist das.
Es ist nicht, was Elizabeth Richardson und Elizabeth
Midwinter denken. Es hat nichts zu tun mit Pamela und ob sie
Mr. B. nach all dem, was geschehen ist, noch heiratet.
„Wollt ihr wirklich weiterhören”, sagt Richardson. „Jetzt
kommt’s nämlich dicke, und ich weiss nicht –” Seine
zwei Zuhörerinnen sitzen am Abend erwartungsvoll lächelnd
wie eine doppelte Sphinx im Grotto und warten gespannt.
Richardson setzt sich.
Er nimmt das erste Blatt vom Stapel ungelesener Seiten,
der klein geworden ist. Elizabeth Richardson sagt: „Ich
höre schon die Hochzeitsglocken läuten.” Gemach, Gemach,
denkt Richardson. Nun macht mal halblang. Er hüstelt,
räuspert sich und liest ihnen vor, was Pamela geschrieben hat.
Ich hab ihr einen Blick auf sie versprochen
„Nach allem”, sagt Mr. B., als die Kutsche nach der hübschen
Ausfahrt nach Hause zurückkehrt, „nach allem, was
zwischen uns bei dieser hübschen Runde geschehen ist, wird
meine Pamela sehen und glauben, dass es mit den
Angriffen auf ihre Tugend von meiner Seite jetzt vorbei ist.“
„Aber vielleicht kommen ein paar neue auf ihre Geduld
und Demut hinzu. Denn ich hab Lady Darnford und ihren Töchtern wegen ihrer eifrigen Zudringlichkeit einen Blick auf mein
geliebtes Mädchen versprochen.“
„Und so hab ich vor, ihre ganze Familie und Lady Jones
und Mrs. Peters Familie an einem dieser Tage zu mir zum Essen einzuladen.“
„Und da ich glaube, ihr würdet bei der Gelegenheit
zur Zeit nicht unbedingt den Tisch schmücken wollen, bis ihr
es nach eurem Belieben tun könnt, wäre ich froh, ihr
würdet euch nicht weigern zu uns herunterzukommen, wenn
ich es wünschen sollte.“
„Denn ich möchte unsere Hochzeit –” Wie süss die Worte
waren, die der liebe Gentleman zu mir sagte – “mit ihrer guten
Meinung über eure Vorzüge einleiten.“
„Euch und eure liebe Art zu sehen, wird für diese Absicht
genügen und meine Nachbarn nach und nach auf das vorbereiten,
was folgen wird. Von eurem Charakter haben Sie von
mir gehört und sind darauf eingestellt euch zu bewundern.”
„Sir”, sage ich. “Nach allem, was geschehen ist, wäre es
unwürdig, sagte ich nicht, euer Wille sei meiner.“
„Und wie ungeschickt ich mich in einer solchen Gesellschaft
auch anstellen werde,wenn ich meine eigene Wertlosigkeit
mit dem Gefühl für eure Verpflichtungen auf der einen Seite und
mit ihren Beobachtungen auf der anderen abwäge, habe
ich keine Bedenken euch zu Befehl zu sein.”
Ich hoffe, sie vergibt uns beiden
Es ist fast zwei Uhr, als die Kutsche uns heimbringt.
Und mein Herr ist, gesegnet sei Gott, echt gesund und fröhlich.
Und das lässt mich hoffen, er bereue seine jüngste,
grosszügige Behandlung von mir nicht.
Er hilft mir mit der gleichen Güte aus der Kutsche und
in den Salon, die er gezeigt hat, als er mich vor mehreren seiner
Diener hineinsetzte. Mrs Jewkes kommt und fragt,
wie es ihm ginge.
Er sagt: „Echt gut, Mrs. Jewkes, echt gut. Dafür danke ich
Gott und diesem guten Mädchen.” Sie sagt: „Das freut mich. Aber
ich hoffe, ihr seid nicht schlimmer dran wegen meiner Pflege
und meinem euch Verdoktern!”
Er sagt: „Nein, nur besser, Mrs. Jewkes. Ihr habt mir mit
beidem sehr geholfen.”
Dann sagt er: „Mrs. Jewkes, ihr und ich haben dieses gute
Mädchen sehr hart angefasst.” Sie sagt: „Ich hab schon
gedacht, Sir, dass ich das Thema ihrer Klagen bin.” Er sagt:
„Ich versichere, über euch kam nichts über ihre Lippen.
Wir hatten ein ganz anderes Thema zu besprechen.“
„Und ich hoffe, sie wird uns beiden vergeben. Besonders euch
wird sie vergeben müssen, weil ihr nichts getan habt als
meine Anordnungen auszuführen.“
„Nur denke ich allerdings, die notwendige Konsequenz dieser Anordnungen ist für meine Pamela sehr bedrückend gewesen. Und jetzt ist es an uns, es ihr besser zu machen, falls wir können.”
Tröstet die arme Mrs. Jewkes!
Sie sagt: „Sir, ich hab zu Madam” (wie sie mich nennt) „immer
gesagt, ihr seid äusserst gütig und sehr versöhnlich.” Er
sagt: „Nein, ich bin völlig rücksichtslos gewesen. Und es ist sie,
hoffe ich, die versöhnlich sein wird.
„Was ich damit sagen will, Mrs. Jewkes, ist, dass ich
wünsche, ihr bemüht euch jetzt ihr genauso zu Gefallen
zu sein, wie ihr zuvor aus Gehorsam gezwungen wart ihr zu
missfallen. Und ihr denkt daran, sie wird in allem ihre
eigene Herrin sein.”
„Ja”, sagt sie. „Und meine auch, vermute ich, Sir?” „Ja”, sagt
der grosszügige Gentleman. „Ich glaube, so wird es in
kurzer Zeit sein.” Und sie sagt: „Dann weiss ich, was mit mir
geschieht!”
Und dabei nimmt sie ihr Taschentuch an ihre Augen.
„Pamela”, sagt mein Herr, „tröstet die arme Mrs. Jewkes.”
Ehe er mich gehen lässt, küsst er mich wieder
Und ehe ich treppauf gehe, sage ich, indem ich mich
in einiger Konfusion umblicke um zu sehen, ob da ausser ihm
auch niemand ist: „Erlaubt mir, Sir, euch auf meinen
Knien, wie ich es die ganze Zeit in der Kutsche schon tun wollte,
zu danken für all die Güte, die ihr mir erweist. Ich hoffe,
sie wird bei mir nicht weggeworfen sein.”
Und ich nehme mir die Frechheit heraus seine Hand
zu küssen. Seither wundere ich mich, wie ich soweit habe gehen können. Aber was hätte ich tun sollen?
Mein armes, dankbares Herz ist wie ein Fluss, der
Hochwasser führt und seine Ufer überflutet, und wie es der Fluss
mit allem tut, was an der Oberfläche seiner Gewässer ist,
trägt es meine Angst und meine Schamhaftigkeit
mit sich fort!
Hingerissen zieht er mich in seine Arme, kniet sich neben
mir nieder und küsst mich. „Oh, mein liebes, gefälliges, gutes Mädchen”, sagt er. „Auf meinen Knien, wie ihr auf euren,
gelobe ich euch ewige Wahrheit und Treue!“
„Und so Gott uns beide bei der Hälfte der Vergnügen
schützt, die ich vor uns liegen sehe, werden wir keinen Grund
haben, das Glück der grössten Prinzen zu beneiden!”
Ich sage: „Oh, Sir, was soll ich auf solche Güte erwidern!
Mit euch verglichen bin ich tatsächlich arm in allen Dingen!
Und wie weit, wie sehr weit lässt ihr mit jeder Grosszügigkeit mich
hinter euch zurück!”
Er zieht mich hoch, ich wende mich der Tür zu, und er
geleitet mich zum Fuss der Treppe. Und ehe er mich in meine
Kammer hinaufgehen lässt, küsst er mich wieder.
Angst wegen Scheinheirat
Donnerstag. Diesen Morgen kommt mein Herr zu mir
herauf, und er spricht mit mir über verschiedene Themen eine
gute Weile in höchst freundlicher Art.
Unter anderem fragt er, ob ich irgendwelche neuen
Kleider für meine Heirat zu bestellen vorhätte. (Oh, wie mir das
Herz flattert, so unbekümmert erwähnt er das Thema!)
Ich sage, ich überliesse alles seinem Gutdünken und
wiederhole nur aus den bereits genannten Gründen meine Bitte,
ich möchte nicht zu fein sein.
„Ich denke, meine Liebe”, sagt er, „es wird sehr privat sein.
Ich hoffe, ihr habt keine Angst wegen einer Scheinheirat.
Lernt den Text der Zeremonie bitte auswendig, so seht ihr, dass
nichts ausgelassen wird.” Ich glühe schon vor Scham und
Freude. Oh, wie ich die Backen brennen spüre!
Ich sage, ich hätte keine Angst und fürchte nichts, nur meine
eigene Unwürdigkeit. Er sagt: „Ich denke, es sollte in
diesem Haus sein, in den nächsten vierzehn Tagen ab heute.”
Oh, wie ich zittere, aber nicht aus Kummer! „Was sagt
mein Mädchen? Habt ihr Einwände gegen einen der nächsten
vierzehn Tage? Meine Geschäfte erfordern es in mein
anderes Haus zu gehen. Aber ich hab nicht vor mich aus diesem wegzurühren, ehe ich mit euch nicht glücklich geworden bin.”
Er lässt die Kapelle herrichten
Ich sage: „Euer Wille ist meiner.” Dabei spüre ich, dass ich
wie Feuer glühe. „Aber, Sir, sagtet ihr: in diesem Haus?” Er sagt:
„Ja, denn mich stört nicht, wie privat es ist. Und wenn wir
in die Kirche gehen, muss es überaus öffentlich sein.” Ich sage:
„Es ist ein heiliger Brauch. Und ich denke, ein heiliger Ort
wär dafür besser.”
Überaus freundlich sagt er: „Ich sehe die Konfusion
meines liebenswerten Mädchens. Und eure zitternde Zartheit
zeigt mir, dass ich euch jeden nur möglichen Gefallen
tun sollte.“
„Falls euer eigenes oder mein Zimmer euch missfallen,
ordne ich an, dass meine eigene, kleine Kapelle
geräumt, gereinigt und für die Zeremonie hergerichtet wird.
Sie wurde zwei Generationen lang nicht benutzt, es sei
denn als Gerümpelkammer, da unsere Familie hier selten länger
miteinander residierte.”
„Sir”, sage ich. „Das ist besser als die Zimmer.
Und ich hoffe, sie wird nie wieder für Gerümpel herhalten
müssen, sondern dem Zweck dienen, für den sie
eingesegnet wurde, wie ich annehme.”
Er sagt: „Oh ja, sie wurde eingesegnet in der Zeit,
als mein Ururgrossvater sie und das gute, alte Haus miteinander erbaute.”
Darf ich meinen Eltern schreiben?
„Aber jetzt, mein gutes Mädchen, falls ich nicht zusehr
zu eurer süssen Konfusion beitrage: Soll es in den
ersten sieben Tagen sein? Oder in der zweiten Hälfte der
vierzehn Tage?” Ich schaue zu Boden, ganz ausser
Fassung. „Sagt es mir”, sagt er.
„In der zweiten, falls es euch recht ist, Sir”, sage ich. „Wie ihr
wollt”, sagt er äusserst freundlich. „Ich wäre euch,
Pamela, allerdings dankbar gewesen, hättet ihr die ersten
genommen. Tja, nur zieht es nicht hinaus bis auf den
letzten der vierzehn Tage.”
„Bitte, Sir”, sage ich. “Da ihr mich ermutigt über das
wichtige Thema zu reden, darf ich meinen lieben Eltern nicht
ein Wort zukommen lassen über mein Glück?”
„Ihr dürft”, sagt er. „Aber ermahnt sie es geheim zu halten,
bis ihr oder ich etwas anderes melden. Ich hab euch
gesagt, ich wolle mir keines eurer Papiere mehr ansehen. Ich
meinte aber, ich wolle es nicht ohne euer Einverständnis tun.“
„Aber wenn ihr sie mir zeigt, betrachte ich es als Gunst.
Ich hab für meine Neugier jetzt kein anderes Motiv als
das Vergnügen, das ich darin finde zu lesen, was ihr schreibt.”
Aber ändert kein Wort
„Das will ich, Sir”, sage ich, „wenn ihr gestattet, dass ich
ein Blatt neu schreibe, obwohl ich mich auf euer Wort verlassen
und sie nicht zu eurer Durchsicht geschrieben hab.”
Er sagt: „Was ist das? Ich möchte sie sehen, ohne dass ich
zum vorneherein zustimmen kann, weil sie eure wahren Gefühle
in diesen Tagen enthalten und gerade, weil ihr sie nicht zu
meiner Durchsicht geschrieben habt.”
Ich sage: „Sir, es handelt sich bei dem, wovon ich nicht
will, dass ihr es seht, um ernste Gedanken zu jenem Brief, den
ich von der Zigeunerin erhielt, als ich euren Plan zur
Scheinheirat befürchtete. Es gibt noch andere Stellen, die ich
euch nicht zeigen möchte, aber das ist die schlimmste.”
Er sagt: „Schlimmer als was ich bereits gesehen hab,
kann es nicht kommen, meine liebe Gewürzbüchse. Und da es
einen so finsteren Eindruck auf euch gemacht hat,
hindere ich euch nicht mich bei der Gelegenheit in ebenso
finsterer Art darzustellen.”
Ich sage: „Tja, Sir, ich denke, ich werde euch am Abend
Folge leisten.” Er sagt: „Aber ändert kein Wort.” Ich antworte: „Das werde ich nicht, wenn ihr darauf besteht.”
Alles wieder schlecht
Und als wir noch reden, kommt Mrs. Jewkes herauf und
sagt, Thomas sei zurückgekehrt. „Oh”, sagt mein Herr. „Lasst ihn
die Papiere heraufbringen.” Denn natürlich hofft er wie ich,
ihr hättet sie ihm mitgegeben.
Aber es ist eine grosse Enttäuschung, als er heraufkommt
und sagt: „Sir, Mr. Andrews wollte sie nicht herausgeben. Er sagte, seine Tochter sei gezwungen worden diesen Brief an ihn
zu schreiben. Der alte Gentleman war in der Tat ganz betrübt.“
„Er sagte, seine Tochter sei verdorben worden, sonst wäre
sie nicht unterwegs umgekehrt, wie ich ihm erzählte,
sondern heimgekehrt zu ihnen.” Ich befürchte schon, dass für
mich jetzt alles wieder schlecht aussieht.
„Tja, Tom”, sagt mein Herr. „Ihr braucht kein Blatt vor
den Mund zu nehmen. Sagt mir vor Mrs. Andrews, was sie
gesagt haben.”
„Nun, als er und seine Frau sich über euren Brief, Madam,
besprochen hatten, kamen sie heraus und weinten bitter,
sodass es mir im Herzen wehtat. Und sie sagten, jetzt sei mit
ihrer armen Tochter alles aus.“
„Sie hätte diesen Brief entweder unter Druck geschrieben
oder, sagten sie, euer Ehren nachgegeben und sei ruiniert
worden oder würde es!”
Den Landjunker gehts nichts an!
Mein Herr ist verärgert, wie ich befürchte, und ich sage:
„Bitte, Sir, seid so gut, die Ängste meiner rechtschaffenen Eltern
zu entschuldigen. Sie können nicht wissen, wie gut ihr
zu mir seid.”
Ohne mir zu antworten, sagt er: „Also weigerten sie sich
die Papiere herauszugeben?”
Thomas sagt: „Ja, euer Ehren. Und das, obwohl ich ihnen
sagte, was ich ihnen gebracht hätte, sei von euch, Madam,
in sehr heiterer Stimmung aus eigenem Antrieb auf ein Briefpapier
geschrieben worden, das ich euch gebracht hätte.“
„Aber der alte Gentleman sagte: Warum, Frau? In diesen
Papieren stehen zwanzig Dinge, die niemanden ausser
uns etwas angehen! Den Landjunker am allerwenigsten! Oh, das
arme Mädchen hatte mit sovielen Strategemen zu kämpfen!“
„Und jetzt, zuletzt, ist sie auf eines getroffen, das für sie zu hart
war. Und wie kann das möglich sein, dass sie uns von
ihrer Heimkehr berichtet und, wenn sie den halben Weg geschafft
hat, uns diesen Brief schickt und freiwillig, wie ihr sagt,
umkehrt, wo wir doch genau wissen, wie sie sich darauf gefreut
hatte zu uns zu kommen und den Gefahren zu entfliehen,
gegen die sie sich so lang behaupten musste.“
„Und bitte, euer Ehren, er ertrage das nicht, denn sicher
sei seine Tochter inzwischen ruiniert, sagte er darauf. Und so setzte das alte Paar sich nieder, Hand in Hand, Schulter an Schulter
gelehnt, um einfach nur noch zu lamentieren.“
„Mir wurde ganz traurig, aber was ich auch sagte,
es vermochte sie weder zu trösten noch wollten sie mir die
Papiere geben, obwohl ich ihnen versicherte, sie direkt
an Mrs. Andrews auszuhändigen. Und also, bitte, euer Ehren,
war ich gezwungen ohne sie zurückzukehren.”
Er küsst mich vor Thomas
Mein Herr sieht mich in Tränen gebadet bei dieser
Beschreibung eurer Sorgen und Ängste um mich. Er sagt:
„Ich will nicht, dass ihr es so aufnehmt. Eurem Vater
bin ich zuletzt böse. Er ist ein guter Mann.“
„Am besten schreibt ihr gleich noch einmal. Und wir schicken
es per Post an Mr. Atkins, der zwei Meilen von eurem
Vater entfernt lebt. Und ich stecke es in einen Umschlag von mir
und ersuche Mr. Atkins, es eurem Vater oder eurer Mutter zu überbringen, sobald er es bekommt.“
„Und sagt nichts mehr davon, sie sollten die Papiere schicken,
damit sie das nicht weiter bedrückt. Ich will ihnen jetzt
keinen anderen Grund als den der blossen Neugierde liefern,
und damit soll es genug sein.”
Und er küsst mich vor Thomas, als er das sagt, und
wischt mir die Augen mit seinem Taschentuch ab. Und zu
Thomas sagt er:
„Daran sind die guten, alten Leute zuletzt schuld. Sie kennen
meine redlichen Absichten gegenüber ihrer Tochter nicht,
die in kurzer Zeit, Tom, eure Herrin sein wird, obwohl ich die Sache noch einige Tage privat halten und nicht will, dass
die Bediensteten ausserhalb meines Hauses darüber reden.”
Thomas sagt: „Gott behüte euer Ehren! Ihr wisst es selbst
am besten.” Und ich sage: „Oh, Sir, wie gütig ihr seid! Wie freundlich von euch, die Enttäuschung zu verzeihen statt böse zu sein,
wie ich befürchtet hab!”
Müsst ihr mich ihnen zeigen?
Thomas zieht sich darauf zurück, und mein Herr sagt:
„Ich brauche euch nicht daran zu erinnern. Schreibt gleich, damit
die guten Leute unbesorgt sind, und ich lasse euch zu
dem Zweck allein. Und schickt mir nur solche Papiere herunter,
von denen ihr denkt, dass ich sie sehen soll, damit ich
mich mit ihnen ein, zwei Stunden unterhalte.“
„Aber etwas vergass ich noch euch zu sagen: Die
Nachbarsleute, die ich erwähnte, werden morgen hier sein,
um mit mir zu dinieren, und ich hab Mrs. Jewkes
angewiesen, alles für sie vorzubereiten.”
Ich sage: „Und ich, Sir, muss ihnen gezeigt werden?”
Er sagt: „Oh, ja. Das ist der Hauptgrund, warum sie kommen.
Aber ihr werdet niemanden treffen, der es mit
euch aufnehmen kann. Macht euch also keine Sorgen.”
Sobald mein Herr mich verlassen hat, öffne ich meine
Papiere und lege jene heraus, die an dem Donnerstagmorgen
beginnen, als er sich nach Stamford aufmacht, mit dem
Morgenbesuch, den er mir abstattet, ehe ich noch auf bin, dem ausdrücklichen Befehl zur Wachsamkeit etc. an Mrs.
Jewkes, der Affaire mit der Zigeunerin anderntags und meinen Gedanken, wo ich ihn wahrhaft teuflisch nenne und
auch sonst sehr streng bin unter dem Eindruck, der stark
gegen ihn spricht.
Seine Rückkehr am Samstag mit dem Schrecken,
in den seine Absicht mich versetzt, mich nach meinen Papieren
zu durchsuchen, die ich geschrieben hatte nach jenen,
in deren Besitz er durch Mrs. Jewkes gelangt ist. Der Druck
auf mich sie herauszugeben.
Sein Benehmen mir gegenüber, nachdem er sie gelesen
hat. Und wie er mich befragt. Seine grosse Freundlichkeit
mir gegenüber, nachdem er die Gefahren gesehen hat, denen ich entflohen, und die Troubles, denen ich ausgesetzt
gewesen bin.
Und wie ich angesichts seiner Gutmütigkeit unzeitig,
aber mit der geheimen Nachricht der Zigeunerin von einer
Scheinheirat im Kopf meinen Wunsch äussere,
zu euch gebracht zu werden.
In welche Wut ihn das versetzt und veranlasst mich
noch am Samstag aus seinem Haus zu entfernen und mich auf
den Weg zu euch zu bringen. Die Umstände meiner Reise
und mein Bedauern der Trennung von ihm.
Und mein freimütiges Eingeständnis an euch, als ich feststelle,
was mir nicht bewusst gewesen ist: Dass ich mich in ihn
zu verlieben beginne und nicht anders kann. Wie er nach mir
schickt und um meine Rückkehr bittet, mir aber doch grosszügigerweise die Freiheit lässt, als er mich auch hätte zwingen können zurückzukehren, ob ich will oder nicht.
Mein Entschluss, ihm zu folgen, und die ermüdende
Rückreise. Meine Besorgnis wegen seiner Erkrankung bei meiner Rückkehr. Wie freundlich er mich empfängt und mir den
wütenden Brief seiner Schwester Davers über sein Verhalten mir gegenüber zeigt,
ihre Aufforderung mich loszuwerden, ihre Androhung ihn
als Bruder zu verleugnen, falls er sich derart degradiere mich zu heiraten. Meine ernsthaften Gedanken über diesen Brief
etc., die ihr alle in Kürze, hoffe ich, zu sehen bekommt. Und das
bringt die ganze Angelegenheit voran bis zur
vergangenen Dienstagnacht.
Mein gegenwärtiges Glück
Alles, was darauf folgt, ist von seiner Seite so freundlich,
sei es unsere Kutschenkonferenz (siehe oben), sei
es der Mittwochmorgen und wie gut er seither gewesen ist, dass
ich denke, es geht so nicht weiter.
Denn ich bin ein wenig beschämt bei dem zärtlichen
und ergiebigen Thema so völlig offen gewesen zu sein, obwohl
seine Güte mir gegenüber alle Anerkennung verdient,
die ich ihm irgendwie erweisen kann.
Und ich trage sie, als ich sie durchgesehen hab, selbst zu ihm
in den Salon hinunter und sage, als ich sie ihm überreiche:
„Auf euren Wunsch hin, guter Sir, hier sind sie. Und wenn ich zu
offen und frei gewesen bin in meinen Gedanken und
Erklärungen, lasst meine Ängste einerseits, meine Aufrichtigkeit andererseits meine Entschuldigung sein.”
Er sagt: „Ihr seid sehr zuvorkommend, mein gutes
Mädchen. Ihr habt euch nicht mehr zu fürchten vor Gedanken
oder Handlungen meinerseits.”
Also gehe ich hinauf und schreibe den Brief an euch,
in dem ich euch kurz mein gegenwärtiges Glück und meines Herrn Güte anvertraue und den Herzensdank ausdrücke,
den ich dem freundlichsten Gentleman der Welt schuldig bin.
Ich hätte, versichere ich, bald das Vergnügen, euch nicht
nur diese Papiere zu schicken, sondern alle, die ihnen
seither gefolgt sind, und ich wüsste doch, wieviel Freude es euch bereite in euren freien Stunden euch mit meinen
Schreibereien zu amüsieren.
Wen, glaubt ihr, treff ich unterwegs?
Ehe ich es versiegle, trage ich es zu meinem Herrn
hinunter. Ich sage: „Wollt ihr bitte, Sir, euch die Mühe machen
zu lesen, was ich meinen lieben Eltern schreibe?” Er
sagt: „Ich danke euch, Pamela.”
Er nimmt mich, als er es liest, auf seine Knie, er scheint
sehr angetan, gibt es mir zurück und sagt: „Ihr habt eine glückliche Hand mit eurem Stil und euren Ausdrücken, mein geliebtes
Mädchen. Und die lieben Dinge, die ihr von mir sagt, sind unsagbar gefällig. Und ich bestätige erneut mit einem Kuss die
Wahrheit von allem, was ihr in dem Brief von meinen Absichten geschrieben habt.”
Oh, was sind das für friedliche Tage! Möge Gott
für ihre Fortsetzung sorgen! Ein Wechsel würde mich jetzt
gänzlich umbringen.
An diesem Nachmittag fährt er mit seiner Kutsche aus.
Und als er am Abend zurückkommt, lässt er mir mitteilen, er würde
sich auf meine Gesellschaft bei einem kleinen Spaziergang
im Garten freuen. Und ich gehe sogleich hinunter.
Er kommt zu mir. „Na”, sagt er, „wie geht es meinem
lieben Mädchen? Wen, glaubt ihr, treffe ich, als ich unterwegs
bin?” Ich sage: „Ich weiss nicht, Sir.“
Er sagt: „Nun, es gibt etwa fünf Meilen entfernt eine
Wegbiegung, an der eine Wiese abgeht, wo es einen hübschen Fussweg hat, und an der Seite einen kleinen Bach und
beidseits eine doppelte Reihe Linden, unter denen die Leute aus
der Umgebung hin und wieder spazieren und angeln und
sich vergnügen, ich zeige es euch bei nächster Gelegenheit.“
„Und ich steige aus meiner Kutsche aus und bitte Robin
mit ihr am entfernteren Eingang auf mich zu warten.
Und wen sehe ich da beim Spazieren, ein Buch in der Hand,
und lesend?“
„Euren ergebenen Diener Mr. Williams! Ihr braucht
nicht zu erröten, Pamela. Da er mir seinen Rücken zuwendet, entschliesse ich mich den Mann anzureden, bevor er
mich noch erblickt. ‚Wie geht es, alter Bekannter?’ Ihr wisst, wir
waren zwölf Monate im selben College. Ich denke, er
springt gleich in sein Buch hinein, so fährt er auf, als er meine
Stimme hört und mich erblickt.”
Gar nicht allzu armer Kerl
„Armer Kerl!” sage ich. Er sagt in sanftem Ton: „Ja, Pamela.
Aber andererseits auch gar nicht allzu armer Kerl.
„Tut mir leid, Mr. Williams’, sage ich, ‚wenn meine Stimme
euch derart erschreckt. Was lest ihr denn?’ Er stottert vor
Überraschung: ‚Sir, es ist der französische Telemachus. Ich will,
wenn es geht, nämlich mein Französisch verbessern.’
Das gefällt mir besser, denke ich, als wenn er meine
Pamela darin verbessert“
„Ich sage: ‚Das macht ihr gut. Glaubt ihr, die Wolke dort
drüben bringt uns einen kleinen Schauer?’ Und es beginnt gerade
ein wenig zu tröpfeln. Er sagt, er glaube nicht viel.” Ich
sage: ‚Wenn ihr ins Dorf müsst, kann ich euch mitnehmen. Denn
ich will bei der kleinen Runde, die ich gerade mache,
auf dem Rückweg noch bei den Sir Simons vorbeischauen.’
Er fragt mich, ob das nicht zuviel Umstände mache. ‚Nein,
nicht der Rede wert. Lasst uns zum Eingang hinübergehen. Dort
wartet meine Kutsche’, sage ich.”
„Also, Pamela”, fährt mein Herr fort, „kamen wir, als wir
hinübergingen, ins Gespräch. Er sagte, es tue ihm sehr leid, dass er mein Missfallen auf sich gezogen hätte, und das umso
mehr, als er gehört hätte (von Lady Jones, die es ihrerseits von der Familie der Sir Simons hätte), dass ich ehrenhafter dastünde,
als es zuerst den Anschein gemacht hätte.“
Sonnenstrahlung gefährlichen Wohlstands
„Ich sage: ‚Wir reichen Burschen, Mr. Williams, nehmen uns
manchmal ein bisschen mehr Freiheit mit der Welt heraus, als wir sollten, und suhlen uns wahrscheinlich, wie ihr nachdenklichen
Leute sagen würdet, in der Sonnenstrahlung eines gefährlichen Wohlstands und denken nicht daran, uns an die üblichen
Pfade zu halten, obwohl die nach allem die sichersten und akzeptabelsten sind.‘
„Ihr denkt wohl, ich liesse mich ungern ertappen bei einem
Vorhaben, das mir am Herzen liegt wie kein anderes,
dazu mit einer alten Bekannten, deren Wohl ich vor dieser
Affaire fleissig gefördert hab.’ ‚Ich möchte nur sagen,
Sir, mein erstes Motiv hat ganz dem entsprochen, was meine
Funktion ist’, sagt er.”
Und er fügt, wie mein Herr sagt, sehr höflich hinzu:
„Wie unentschuldbar mein Verhalten im weiteren Verlauf dieser Angelegenheit auch immer gewesen sein mag, ich bin
sicher, Sir, ihr hättet es bedauert, hättet ihr sagen müssen, ich
hätte ein Auge auf die Person geworfen, die niemand
anderer als ihr selbst sich ersehnt haben kann.”
„Ich sage: ‚Na, Mr. Williams. Ich sehe, ihr seid ein Mann
der Galanterie genauso wie der Religion. Aber was mich
am meisten gestört hat, das war, dass ihr es mir nicht selbst
vorgehalten habt, als ihr dachtet, ich würde etwas
Falsches tun.‘
‚Das hätte eure Funktion euch erlaubt, aber ihr habt gleich
ein Komplott gegen mich geschmiedet und versucht euch
selbst den Preis zu sichern, um den ihr mich beraubt hättet, und
das in meinem eigenen Haus. Aber die Angelegenheit
ist vorbei.‘
‚Und auch wenn ihr nicht geglaubt habt, ich könnte
sie am Ende ehrenhaft behandeln, was ich in der Tat vorhabe, nachtragend bin ich nicht.’
‚Entschuldigt mich, Sir, wenn ich euer Missfallen so
unglücklich auf mich gezogen hab. Aber ihretwegen freut mich
eure ehrenhafte Absicht. Lasst mich nur eines noch sagen:
Falls ihr Miss Andrews zu eurer Lady machen solltet, wird sie eure Wahl belohnen bei jedem, der sie sieht oder von ihr hört.‘
‚Und ihr werdet die Grafschaft an Körper und Geist
gleichermassen herausfordern’, sagt er.”
Intrige gegen Intrige aufgebaut
„In solcher Art”, sagt mein Herr, „haben der Pfarrer und ich
geplaudert. Und ich setzte ihn im Dorf vor seiner Wohnung ab. Aber euer Geheimnis, Pamela, hat er behalten und wollte nicht
eingestehen, ihr hättet ihn bei seinem Heiratsantrag ermutigt.”
Ich sage: „Er kann in der Tat, Sir, nicht sagen, ich hätte
das getan. Und ich hoffe, ihr glaubt mir.”
Er sagt: „Das tue ich, das tue ich. Aber nach wie vor
bin ich der Meinung, als ich die Intrige gegen meine Intrige
aufgebaut sah und den Pfarrer, wie ich es tat, ertappte,
hätte sich zwischen euch eine Beziehung entwickeln können,
die unsere gegenwärtige Situation ausserhalb der Macht
von uns beiden gestellt hätte.”
„Sir”, sage ich. „Wenn ihr erwägt, dass meine grösste
Hoffnung nicht in der Ehre bestand, die ihr mir jetzt zu erweisen scheint, dass ich derart misshandelt wurde und keine
andere Aussicht hatte als die Schande, müsst ihr zugestehen, ich
hätte von meinem Bekenntnis zur Ehrenhaftigkeit im
Ernst wenig gehalten, hätte ich nicht wegzukommen versucht.“
„Aber ich hatte mich entschlossen nicht an eine Heirat
zu denken, denn ich hatte nie einen Mann getroffen, den ich hätte lieben können, bis eure Güte mich zu euch aufzusehen
ermutigte.”
Er sagt: „Es wäre, meine liebe Pamela, ein schlechtes
Kompliment für meine Eitelkeit, wenn ich euch nicht glaubte. Aber erwägt man einige Dinge, so verlangt es andererseits die
Gerechtigkeit zu sagen, es geht über mein Verdienst hinaus.”
Sie sehen mich näherkommen
Freitag. Zwölf Uhr kommt Sir Simon mit seiner Lady
und zwei Töchtern, und Lady Jones mit einer ihrer Schwägerinnen,
und Mr. Peters mit seiner Gattin und Nichte.
Die immer hilfsbereitere Mrs. Jewkes hat mir viele
Komplimente gemacht und sich darüber gross besorgt gezeigt,
dass ich nicht eines meiner besten Kleider trage.
Vor dem Dinner gehen alle zu einem Spaziergang in den
Garten und sind, so habe ich es verstanden, so ungeduldig mich
zu sehen, dass mein Herr sie in die grosse Laube führt,
als sie zwei oder drei Runden gemacht haben, und persönlich
zu mir gelaufen kommt und sagt: „Kommt, meine Pamela.
Die Ladies können nicht befriedigt werden ohne euch zu sehen,
und ich möchte, dass ihr kommt.”
Ich sage, ich sei beschämt, aber ich würde ihm gehorchen.
Er sagt: „Die zwei Ladies haben ihr bestes Kleid angezogen,
aber eine Erscheinung wie mein charmantes Mädchen in diesem gewöhnlichen Gewand geben sie nicht her.”
Ich sage: „Sir, soll ich euch dorthin nicht folgen?
Denn ich ertrage es nicht, dass ihr mir soviel Ehre antut.”
Er sagt: „Naja, ich gehe vor.” Er bittet Mrs. Jewkes
eine Flasche Kanarenwein zu bringen und etwas Cake und
geht zu ihnen hinunter.
Zu dieser Laube führt der längste Kiesweg im ganzen
Garten. Sie sehen mich also den ganzen Weg daherkommen. Und hinterher erzählt mein Herr mir, was sie über mich gesagt haben.
Ich will aus dem Angestarrtwerden raus
Lady Jones sagt: “Sie ist ein charmantes Wesen. Das sehe
ich aus dieser Entfernung.” Und Sir Simon, der in jungen Jahren
ein übler Lebemann gewesen sein soll, schwört nie ein Flair
solcher Leichtigkeit, so feine Form und so grazile Präsenz gesehen
zu haben.
Lady Darnford sagt, ich sei ein süsses Mädchen. Und
Mrs. Peters sagt sehr schöne Dinge. Sogar der Pfarrer sagt, ich
würde der Stolz der Grafschaft sein. Oh, liebe Sirs! alles
geschuldet dem Licht, in das die Gunst meines guten Herrn mich
rückt, die mich in ihren Augen über Gebühr erstrahlen
lässt. Er sagt, die jungen Ladies seien errötet. Sie hätten mich beneidet.
Als ich näherkomme, bemerkt er meine kleine Konfusion
und kommt mir freundlicherweise entgegen. Er sagt:
„Gebt mir eure Hand, mein armes Mädchen. Ihr läuft zu rasch.”
Das tue ich artig. Denn ich will in der Tat aus ihrem
Angestarrtwerden heraus. Und er führt mich über die Stufen
der Laube und stellt mich fast in der Art eines Gentleman
den Ladies vor, die mich alle begrüssen.
Sie sagen, sie hoffen mich näher kennenzulernen.
Lady Darnford ist so erfreut, dass sie sagt, ich solle die Blume
ihrer Nachbarschaft sein. Sir Simon sagt: „Auf gute
Nachbarschaft, wenn ihr erlaubt.” Er küsst mich. „Jetzt kann
ich sagen, ich hab das hübscheste Mädchen in
ganz England geküsst.”
Ihr könnts nicht lassen
Bei alledem, denke ich, hätte ich ihm, auch wenn alles
glücklich ausgeht, wegen seiner Klatschhaftigkeit aber grollen
müssen. Mr. Peters folgt seinem Beispiel und sagt wie
ein Bischof sehr feierlich: „Behüte euch Gott, schöne Exzellenz!”
Lady Jones sagt: „Bitte, liebe Madam, setzt euch zu mir.”
Und alle setzen sich nieder. Aber ich sage, ich würde
stehen, wenn es ihr nichts ausmache. Mein Herr sagt: „Nein,
Pamela, setzt euch bitte zu diesen guten Ladies, meinen
Nachbarinnen.“ Sie werden mit euch meinetwegen nachsichtig
sein, bis sie euch näher kennengelernt haben.”
Ich sage: „Sir, es wird mir ein Vergnügen sein ihre Nachsicht
zu verdienen.” Alle starren mich derart an, dass ich nicht
aufsehen kann.
Denn zu dem, was Leute von Stand und mit Besitz
unterscheidet, gehört es, denke ich, dass sie schüchterne
Personen gerne aus der Fassung bringen. Mein Herr
sagt: „Tja, Sir Simon, was sagt ihr jetzt zu meiner Schönheit
vom Land?”
Er schwört einen grossen Eid, er würde es sich genau
überlegen, was er zu mir sagte, wenn er so jung wäre wie er. Und
Lady Darnford fügt hinzu: „Ihr könnt es nicht lassen,
Sir Simon.”
Eine Zierde eures Geschlechts
Mein Herr sagt: „Ihr seid ein wenig verwirrt und ausser
Atem, mein gutes Mädchen. Aber einen guten Teil
eurer Geschichte hab ich meinen freundlichen Nachbarn hier
und eurer Exzellenz bereits erzählt.”
Lady Darnford sagt: „Ja, meine liebe Nachbarin,
wie ich euch nennen will. Wir alle, die wir hier versammelt sind,
haben von eurer ungewöhnlichen Geschichte gehört.”
Ich sage: „Madam, dann habt ihr auch gehört,
was freundliche Nachsicht mir gegenüber von euch dringend
verlangt.”
Mrs. Peters sagt: „Nein, wir haben gehört, was euch
zu einer Zierde eures Geschlechts stets ebenso erheben wird wie
zu einem wertvollen Vorbild aller jungen Ladies in der
Grafschaft.”
Ich sage: „Madam, es ist sehr gütig von euch, dass ihr mich
in die Lage versetzt aufzusehen und für die Ehre zu danken, die es euch mir zu erweisen beliebt.”
Sie bei Tisch dabei haben
Mrs. Jewkes kommt mit dem Kanarienwein, den Nan mit
etwas Cake auf einem Silbertablett in die Laube trägt. Und ich
sage: „Mrs. Jewkes, lasst mich euch behilflich sein. Ich
werde den Ladies den Cake servieren.” Und so nehme ich das
Tablett und gehe damit bei der guten Gesellschaft herum
und lange zuletzt bei meinem Herrn an.
Lady Jones sagt, sie sei noch nie mit solcher Anmut
bedient worden, und ich machte mir zuviel Mühe. Ich sage: „Oh, Madam, ich hoffe die Gunst meines guten Herrn lässt
mich nie vergessen, dass es meine Pflicht ist, seinen Freunden aufzuwarten.”
Sir Simon sagt: „Herr, wie süss! Ich hoffe, ihr bezeichnet
Mr. B. nicht dauernd mit diesem Namen, aus Angst, es könnte
in Mode kommen und all unsere Ladies in der ganzen
Grafschaft könnten es so halten.” Ich sage: “Sir, ich hab viele
Gründe den Stil beizubehalten, was eure guten Ladies
nicht berühren kann.”
Jeder trinkt ein Glas Kanarienwein, und Sir Simon bringt
mich dazu auch eines zu nehmen, indem er sagt: „Es ist
ein Affront gegen all die Ladies, Madam, wenn ihr es nicht tut
wie sie.”
Ich sage: „Nein, Sir Simon, das kann nicht sein.
Nach der Reise der Ladies hierher ist ein Glas Kanarenwein
nämlich ein passender Likör, aber ich sage nicht
nein. Es ist mir nämlich eine Ehre auf eure gute Gesundheit
anzustossen und auf die ganze würdige Gesellschaft hier.”
Die gute Lady Darnford sagt zu meinem Herrn: „Ich hoffe,
Sir, wir werden Mrs. Andrews bei Tisch dabei haben.”
Er sagt sehr zuvorkommend: „Madam, das ist jetzt an ihr,
ich lasse sie das selbst entscheiden.”
Ich sage: “Wenn die guten Ladies mir verzeihen, Sir,
würde ich mich lieber entschuldigen lassen.”
Sie sagen alle, sie würden mich nicht entschuldigen,
aber ich bitte mich zu entschuldigen. Da die Ladies mich bitten,
sagt mein Herr: „Und euer Grund dafür, meine liebe Pamela? Ich wünschte, ihr würdet ihnen den Gefallen tun.”
Ich antworte: „Sir, eure Güte bringt mich mit jedem Tag
der Ehre näher, welche die Ladies mir erweisen. Und wenn ich
selbst überzeugt bin, dass ich die Ehre eher verdiene
als heute, werde ich all die Gelegenheiten, die es ihnen mir zu bieten beliebt, mit grossem Vergnügen wahrnehmen.”
Aus Bath mitgebracht
Die jungen Ladies sagen, wenn ich einverstanden sei,
würden sie gern mit mir im Garten eine Runde drehen. Ich antworte, ich würde sie gerne begleiten, und so gehen wir drei und
die Schwägerin von Lady Jones und die Nichte von Mr. Peters miteinander spazieren.
Sie sind sehr leutselig, freundlich und zuvorkommend,
und bald stellt sich eine gewisse Familiarität ein, und ich finde, Miss Darnford sei eine sehr angenehme Person. Ihre Schwester
ist ein wenig reservierter.
Und hinterher höre ich, sie hätte es vor einem Jahr gern
gesehen, wenn mein Herr um sie angehalten hätte.
Aber obwohl Sir Simon ein allgemein geschätzter, reicher
Mann ist, wurde sie als nicht wohlhabend genug
für ihn befunden.
Und zu sehen, wie er sich jetzt so tief zu jemandem wie mir
herablässt, muss eine Art Kränkung für die arme, junge
Lady sein! Und ich bedaure sie, das tue ich wirklich! Und ich
wünschte, alle jungen Personen meines Geschlechts
könnten so glücklich werden, wie ich es gern würde.
Da bis zum Dinner noch Zeit bleibt, schlagen die jungen Ladies
einen Song auf dem Spinnet vor. Ich sage: „Ich glaube
nicht, dass das Spinnet gestimmt ist.” Sie sagen aber, es sei vor
ein paar Monaten erst gestimmt worden, sie wüssten das.
Ich sage: „Wenn es so ist, wünschte ich, ich hätte es
gewusst. Aber, Ladies, ihr kennt meine Geschichte. Mein Gemüt
war lange, muss ich zugeben, nicht in Stimmung Gebrauch
davon zu machen.”
Sie bringen mich dazu auf dem Spinett zu spielen und
singen dazu. Und ich gebe einen Song, der meiner lieben, guten
Lady gefiel, die ihn aus Bath mit- und mir beigebracht hat.
Und die Ladies sind von dem Song ganz eingenommen und bemüht meine Performance zu verbessern.
Und Miss Darnford überschüttet mich mit dem Kompliment,
ich verfügte über alle Talente meines Geschlechts.
Ich sage: „Ich hab eine gute Lady gehabt, in meines Herrn
Mutter, die für meine Fortschritte weder Mühe noch
Geld scheute.”
Sie sagt, sie wünschte, Mr. B. bewegen zu können zum
baldigen, glücklichen Anlass einen Ball mit Tanzveranstaltung
etc. zu geben.
Aber darauf kann ich nicht sagen, ich auch, denn obwohl
ich das nicht sage, denke ich, Gelegenheiten wie diese
sind für die Hauptpersonen zumindest bei unserem Geschlecht
zu feierlich um an einem Ball teilzunehmen, und das
ganz besonders, wenn sie bei der Feier dasselbe denken wie ich.
Denn mag ich auch eine glückliche Zukunft vor mir
haben, so könnten mich doch hochgestellte Ladies darum in
der Tat beneiden. Der Song heisst Go, happy paper,
gently steal.
Wenn ihr in den Salon kommt
Etwa vier Uhr. Soeben kommt mein Herr zu mir herauf und
sagt: „Pamela, wärt ihr überrascht Mr. Williams unten anzutreffen?”
Ich sage: „Nein, Sir, hoffentlich nicht. Warum sollte ich?”
Er sagt: „Dann erwartet einen Fremden, wenn ihr zu uns
in den Salon herunterkommt. Denn die Ladies machen sich gerade
zum Kartenspiel bereit. Und sie bestehen darauf euch
dabei zu haben.”
Ich sage: „Ihr habt es darauf abgesehen, glaube ich,
Sir, all meinen Mut zu testen.” Er sagt: „Warum? Braucht es
Mut ihm zu begegnen?”
Ich sage: „Nein, Sir, überhaupt nicht. Aber ich war schon
echt erschlagen, all die fremden Ladies und Gentlemen zu sehen.
Und jetzt noch Mr. Williams vor ihnen!“
„Und das, nachdem einige von ihnen seine Hilfsgesuche
für mich abgewiesen haben, als ich damals von hier weg wollte.
Es wird ein kleiner Schock für mich sein, sie bei der
Erinnerung, was hier alles geschehen ist, lächeln zu sehen.”
Es war mein lieber, lieber Vater. Und nicht Mr. Williams.
Etwas über mich zu hören
Offenbar war ihm so unwohl bei all dem, was Thomas
erzählt hatte, dass er der Geschichte auf den Grund gehen
wollte, da er befürchtete, ich sei betrogen worden
und erledigt.
Also machte er sich am Tag, nachdem Thomas bei ihnen
gewesen war, auf den Weg und langte am Freitagmorgen
im Nachbarstädtchen an, wo er hörte, der Landadel
der Umgebung weile zu einer grösseren Unterhaltung bei
meinem Herrn.
Er zog sich in einem Alehouse dort ein sauberes Hemd
und ein Halstuch an, die er in der Tasche mitgebracht hatte, und rasierte sich. Und nachdem er Brot und Käse gegessen
und eine Humpen Ale getrunken hatte, machte er sich schweren Herzens zu meines Herrn Haus auf in der Befürchtung,
ich sei eingeschüchtert worden.
Offenbar hatte er im Alehouse gefragt, welche Familie
der Landjunker dort unterhalte, und gehofft etwas über mich zu vernehmen. Und sie sagten: „Eine Haushälterin, zwei
Dienstmädchen und zur Zeit zwei Kutscher, und zwei Knechte,
einen Diener und einen Gehilfen.”
Er fragte: „Ist das alles?” Und sie sagten ihm, es sei da
noch ein junges Wesen, das seine Maitresse sei oder werden
solle oder etwas in der Art, aber seiner Mutter
Dienstmädchen gewesen sei.
Jeder eine Fackel in der Hand weiter zurück